Die Südwest-Landesväter Der Remstäler Löwe machte den Auftakt
In der Villa Reitzenstein dominierte die Farbe schwarz - MP Nr. eins und neun brachten Farbe ins Spiel.
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Der erste Ministerpräsident Baden-Württembergs war ein Liberaler: Von 1952 bis 53 führte der Freidemokrat Reinhold Maier (1889-1971) die Regierungskoalition aus FDP, SPD und BHE (Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten) in dem neugegründeten Südwest-Staat. Maier war ein Liberaler der ersten Stunde und gründete nach dem Krieg zusammen mit Theodor Heuss die DVP, die 1948 in der FDP aufging. Der "Löwe vom Remstal" schnappte dem CDU-Mann Gebhard Müller den Posten praktisch unter der Nase weg. Doch seine Amtszeit währte nur kurz - bei der Bundestagswahl 1953 errang die CDU im Land die absolute Mehrheit. Maier trat zurück, kehrte dem Südwesten den Rücken und wandte sich in Bonn der Bundespolitik zu.
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Als Verfechter des Südweststaats war es Gebhard Müller (1900-1990) ein Anliegen, die Baden-Württemberger miteinander zu versöhnen. Der Christdemokrat begründete die Vorherrschaft seiner Partei im Südwesten - goldene Jahre für die CDU. 1958 tauschte Müller Stuttgart gegen Karlsruhe: Er wurde Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
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Müllers Platz nahm Kurt Georg Kiesinger (1904-1988) ein. "Häuptling Silberzunge" nannte man den CDU-Mann später, weil er elegant auftrat und schöngeistige Reden hielt. 1958 berief man den Bundestagsabgeordneten aus Ebingen auf den verwaisten Ministerpräsidentenposten. Bis 1966 begnügte er sich mit der Rolle des Landesvaters. Dann ging Kiesinger zurück nach Bonn - diesmal als Bundeskanzler.
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Umstritten wie kein anderer vor und nach ihm: Hans Filbinger (1913-2007). Vom Innenminister stieg er nach Kiesingers Wechsel nach Bonn 1966 zum Ministerpräsidenten auf. Er blieb es zwölf Jahre lang, bis 1978 eine heftige Debatte über seine Rolle in der NS-Zeit entbrannte. Bis 1945 war Filbinger Marinerichter und verhängte noch in den letzten Kriegstagen ein Todesurteil gegen einen fahnenflüchtigen Matrosen. Schließlich trat Filbinger vom Amt des Ministerpräsidenten zurück, doch seine Schuld eingestanden hat er nie.
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Er passte zum Ländle, als hätte ein Regisseur ihn extra für die Rolle des Landesvaters ausgesucht: Lothar Späth (geboren 1937) ist der knitze Schwabe, der talentierte Politiker, kurz: das Cleverle. Ministerpräsident wurde er, als Filbinger seinen Hut nahm. 1991 stolperte der gebürtige Sigmaringer über die "Traumschiff-Affäre": Ihm wurde vorgeworfen, er habe sich von Firmen Urlaubsreisen bezahlen lassen. Späth trat zurück und startete eine zweite Karriere in der Privatwirtschaft.
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Er war der dienstälteste Ministerpräsident Baden-Württembergs: 14 Jahre stand Erwin Teufel an der Spitze des Landes. Dann wuchs in seiner Partei die Überzeugung, dass das Volk einen Generationenwechsel wünsche. Widerstrebend und verletzt trat Teufel 2005 zurück.
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In einem internen Machtkampf der Südwest-CDU um den Posten des Ministerpräsidenten setzte sich Günther Oettinger gegen Teufels Wunschkandidatin Annette Schavan durch. Der Ditzinger konnte es vor allem gut mit der Parteibasis, doch seine Landeskinder amüsierten sich vor allem über seine abgehackte Sprechweise und sein ausbaufähiges Englisch. 2010 wurde Oettinger EU-Energiekommissar in Brüssel - auf Wunsch von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
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Dass er der jüngste Ministerpräsident aller Zeiten war, darauf dürfte Stefan Mappus stolz sein. Weniger glücklich wird ihn machen, dass er auch die kürzeste Amtszeit hatte: Nur wenig mehr als ein Jahr hielt sich der Pforzheimer, der aus einfachen Verhältnissen stammt, auf dem Sessel der Macht - ungeliebt von vielen, die ihm Stuttgart 21 übel nahmen. Das umstrittene Bahnprojekt und die Atomkatastrophe in Japan wurden ihm schließlich zum Verhängnis: Am 27. März 2011 wurde er abgewählt.
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Er bricht mit der schwarz-gelben Vorherrschaft im Land: Am 27. März 2011 läutete Winfried Kretschmann eine neue Ära ein. Große Hoffnungen werden in Grün-Rot gesetzt. Den größten Wunsch vieler Baden-Württemberger - ein Ende des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 - kann der neue Ministerpräsident nicht erfüllen. Bei der Volksabstimmung im November 2011 spricht sich eine Mehrheit fürs Weiterbauen aus. Kretschmann muss das ungeliebte Projekt zu Ende bringen und verspricht, zum Unmut vieler Stuttgart-21-Gegner, den Bau "kritisch-konstruktiv" voranzubringen.