Dominanz in der Formel 1 Vier Gründe, warum Mercedes so stark ist
Mercedes dominiert die Formel 1 seit Jahren nach Belieben, so auch 2019. Das ist für einige Fans zwar etwas langweilig, hat aber gute Gründe.
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Valtteri Bottas (rechts) gewinnt in Baku – und sein Kollege Lewis Hamilton freut sich mit ihm.
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Die Teamführung: Toto Wolff besitzt im britischen Firmensitz Brackley ein eher untypisches Chef-Büro. Es befindet sich nicht im obersten Stockwerk eines Büroturms, und es gibt auch kein Vorzimmer. Der Raum selbst kommt bestenfalls auf 20 Quadratmeter. Die Frontwand ist aus Glas. Wolff schaut von seinem Schreibtisch aus auf die Arbeitsplätze von Presse- und Marketing-Mitarbeitern, seine Tür ist überwiegend offen – das sorgt für Transparenz und schnelle Wege, wenn es etwas zu besprechen gibt. Wolff sieht sich nicht isoliert als Kommandogeber, sondern als Teil des Ganzen. Das unprätentiöse Büro sagt viel aus über die Philosophie des Österreichers, die darauf beruht, dass jeder wichtig ist: von der Reinigungskraft, über den Lackierer und den Ingenieur – bis hin zum Teamchef.
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Die Moral: Als Sebastian Vettel und Ferrari bei den Testfahrten in Barcelona davonbrausten, ging ein Aufschrei durch die Branche. Schnell waren sie verfasst, die Geschichten über „das Ende der Mercedes-Dominanz“. Doch die Testeindrücke waren nur der Anfang eines Kraftakts, den Wolff und seine Fachleute stemmten, um den Rückstand in nur wenigen Tagen wieder zu verringern. Und so führt seit dem ersten Doppelerfolg beim Auftakt in Melbourne die Formkurve immer weiter nach oben. „Ich glaube, dass das Team im Moment stärker als jemals zuvor ist, und der Grund dafür ist unser Teamwork“, sagte Lewis Hamilton in Baku. Sowohl Bottas wie auch er würden das das Auto bis an die Grenzen treiben und Leistung abliefern – doch das Gleiche gelte auch für die Boxenmannschaft, die Ingenieure und alle in der Fabrik, meint der fünfmalige Champion. Erstaunlich ist, dass der positive Teamsprit selbst nach fünf gewonnenen Weltmeisterschaften offenbar noch so ausgeprägt ist wie am ersten Tag.
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Die Strategie: Der Doppelboxenstopp beim vorletzten Rennen in Schanghai hat gezeigt: Bei Mercedes greift wirklich ein Rad ins andere. In Runde 37 kamen beide Mercedes dicht hintereinander in die Boxengasse, bei anderen Teams wäre womöglich das Chaos ausgebrochen. Die Mercedes-Strategen arbeiten überwiegend fehlerlos. Auch die Marschroute, die beiden Piloten gegeneinander fahren zu lassen und zumindest in der ersten Saisonhälfte keinen zu bevorzugen, sorgt für gute Stimmung. So hat vor allem der eher als zweiter Mann eingestufte Rennfahrer Bottas das Gefühl, in der Wertschätzung mit Hamilton gleichauf zu sein. Bei Ferrari musste dagegen Charles Leclerq seinen Teamkollegen Sebastian Vettel bereits im zweiten Saisonrennen passieren lassen – was sich am Ende als Luftnummer erwies, die das Binnenklima bei der Scuderia nicht unbedingt gestärkt haben dürfte. „Sie haben da einen Fehler gemacht. Es reicht nicht, zu sagen: ,Der eine ist erfahren, der andere ist nicht erfahren, also ziehen wir die Karte Erfahrung‘“, sagt etwa der Ex-Pilot Gerhard Berger. Unruhe? Die schaffen sich die Italiener schon selbst.
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Die Fahrerpaarung: Lewis Hamilton ist der Frontmann, und Valtteri Bottas sein Kollege mit Niveau – in dieser Saison zeigt der Finne jedenfalls, was er draufhat. Bottas möchte in diesem Jahr richtig angreifen – und damit auch Hamilton gefährlich werden. Das wiederum puscht den Briten. Zwischen ihm und Bottas ist es trotzdem offenbar noch nicht zu ernsthaften Streitereien gekommen. Der chronische „Beziehungsstress“ zwischen Hamilton und Nico Rosberg ging den Mitarbeitern im Team oft auf die Nerven und an die Substanz. Im Vergleich zu Rosberg ist Bottas ein pflegeleichter Zeitgenosse. „Ich freue mich sehr über dieses Ergebnis und für Valtteri, der nach seinem Pech aus dem Vorjahr seine offene Rechnung mit Baku begleichen konnte“, sagt Toto Wolff und lobt darüberhinaus den von gegenseitigen Respekt geprägten Zweikampf seiner Piloten. Hamilton aber bleibt nach wie vor der extrovertierte Superstar mit Rapper-Attitüde, für den sich vor allem die jüngeren Arbeiter in den britischen Rennfabriken zerreißen. Und der dankt es ihnen: mit sehr viel Lob.