Erste Dichterin auf Titelblatt Gorman auf Vogue-Cover
Die Geschichte der jungen US-Lyrikerin geht weiter. Nun wurde Amanda Gorman eine Ehre zuteil, die noch keiner Kollegin gewährt wurde. In unserer Bildergalerie zeichnen wir die Stationen ihres einzigartigen Aufstiegs nach.
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Foto imago images/ZUMA Wire
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Für Amanda Gorman wurde ein Traum wahr.
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Vor fünf Jahre gründete Amanda Gorman, damals noch Schülerin, eine Organisation namens „One Pen One Page“, die es, so formulierte sie es, jungen Geschichtenerzählern ermöglichen sollte, die Welt zu verändern. Inspiriert von Malala Yousafzai, der mit dem Nobelpreis geehrten Aktivistin aus Pakistan, wurde sie Jugenddelegierte bei den Vereinten Nationen. 2017 wurde Gorman von der Poetenvereinigung Urban Word und der Library of Congress zur ersten National Youth Poet Laureate der USA erkoren. Später studierte sie an der Universität Harvard Soziologie.
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Auch wenn sie seit ihrem 14. Lebensjahr mit dem Titel „Youth Poet Laureate“ schmücken kann, trug Amanda Gorman zu dem feierlichen Anlass von Joe Bidens Vereidigung statt Laub im Haar einen roten Reif. Die heute 22-Jährige war die Jüngste, der jemals diese Ehre zuteil wurde. Normalerweise hebt sich die Laune nicht unbedingt, wenn jemand zu festlichen Anlässen ein Gedicht zückt. Hier war das anders, mit dem Vortrag von „The Hill we climb“ setzte die junge afroamerikanische Dichterin ein Zeichen der Versöhnung, das nicht nur die USA, sondern die ganze Welt bewegt hat.
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Eineinhalb Minuten dauert das Gedicht, das Amanda Gorman dem dröhnenden Spektakel des Super Bowl voranschickt. Eineinhalb Minuten, bevor sich die muskelbepackten Glamour-Gladiatoren der Kansas City Chiefs und der Tampa Bay Buccaneers ineinander verbeißen, in denen die junge Dichterin drei unscheinbare Alltagshelden ins Rampenlicht zitiert. Einen Soldaten, einen Lehrer und eine Krankenschwester: „Heute ehren wir drei Spielführer / für ihre Taten und ihren Einfluss in / einer Zeit der Ungewissheit und Not.“ Anmutiger kann man den Heroenkult um die eigene Person nicht von sich abweisen und weiterreichen.
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Als Hoffnungsträgerin einer niedergedrückten Nation hob das „Time“-Magazin Amanda Gorman auf die Titelseite, fotografiert im Stil von Jan Vermeers „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“. Im inneren wurde die neue Lichtgestalt von keiner geringeren als Michelle Obama interviewt.
Foto AFP, dpa/Drew Angerer, Jeroen Jumelet
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Es liegt eine gewisse Tragik darin, dass ausgerechnet ein Text, der auf Zusammenführung, Einheit und Solidarität drängt, auf seinem Weg ans Licht eine Spur heftigen Streits hinter sich lässt – und gleich mehrere ausgemusterte Übersetzer. Entzündet hat sich die Debatte in den Niederlanden. Die ursprünglich mit der Übertragung von The Hill We Climb“ betraute Autorin Marieke Lucas Rijneveld (re.) gab den Auftrag zurück, nachdem die Aktivistin Janice Deul kritisiert hatte, dass man sich für eine Weiße entschieden hat, Gormans Schreiben aber von ihrer Erfahrung und Identität als schwarze Frau geprägt sei. In dem hochentflammbaren Gebiet der identitätspolitischen Auseinandersetzung weitete sich der lokale Fall rasch zum Flächenbrand, unter dessen Glut kursierende Reizthemen wie Cancel Culture und Diskurswächtertum mit dem eigentlichen Sachverhalt zur Frage verschmolzen, welche Hautfarbe man haben müsse, um bestimmte Texte übersetzen zu dürfen.
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In Deutschland entschied man sich für ein Team aus drei Übersetzerinnen. Von diesen hat allerdings nur Uda Strätling einschlägige Erfahrungen im Umgang mit Lyrik, während die Journalistin Hadija Haruna-Oelker und die Netzaktivistin Kübra Gümüsay ihre Berufung eher der diskursiven Absicherung des Unternehmens zu verdanken scheinen. Das Ergebnis: Der Text tanzt nicht. Die Unbefangenheit und Leichtigkeit, mit der Gorman biblische Verheißungen in ihrer afroamerikanischen aktivistischen Umschrift, Spirituals, Verfassungspoesie, präsidiale Predigt, Inaugurationsdichtung von ihrem Sockel holt und zum Sound von Rap und Poetry Slam in überspringende Bewegung versetzt – all dies wirkt in der deutschen Version steif und ungelenk. Wie eine offizielle Lesart, auf die man sich nach langen Diskussionen geeinigt hat.