Fantastikfestival Dragon Days Stuttgart, Hauptstadt der Fantasy
Das erste Fantasy-Festival „Dragon Days“ startet am Donnerstag im Stuttgarter Literaturhaus. Das war längst fällig, meint der StZ-Fantastikfachmann Thomas Klingenmaier, und erzählt, wie es dazu kam.
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Foto Dragon Days
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Felix Mertikats Logo für die Dragon Days

Foto Warner Bros.
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Die Verfilmung von Tolkiens „Herr der Ringe“ wurde zum Kinokassenschlager: Wir stellen Ihnen die Protagonisten in Kurzporträts vor.

Foto Tanja Krapp
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Aragorn Mit 14 Aragorn zu begegnen, ist ein Glücksfall. Wenn Jungs anfangen, die Hauptrolle im Leben zu spielen, ist es gut, auf den Idealtyp des Geschöpfs Mann zu treffen. Auf Aragorn also: edel (der Erbe des großen Isildurs), mutig (der tapferste Heerführer von Mittelerde), stark (Riesenschwertkämpfer!), wild (der Waldläufer wird „Streicher“ genannt) und gleichzeitig so verletzlich (schwere Kindheit). Unwiderstehlich wird Aragorn, weil er so untypisch männlich handelt: Seinen schwachen Geist fürchtend, ignoriert er, dass ihn alle für den Größten halten, entsagt der Macht und lebt inkognito ein anspruchsloses Leben. Nur aus Liebe steigt er doch auf den Thron. Einziges Problem: Typen wie Aragorn gibt’s nur in Fantasieromanen – aber daran glaubt man mit 14 noch nicht. (Nadia Köhler)

Foto Tanja Krapp
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Gollum Gollums Figur ist innerhalb des großen Tolkien-Universums eine kleine Besonderheit. Sie ist weder ausschließlich gut noch böse, sondern beides gleichzeitig. Gollum führt uns Lesern anschaulich vor, was der Ring aus einem „Menschen“ zu machen imstande ist. Besser als jede Beschreibung es leisten könnte, sieht man in dieser Figur die Verderbtheit des Bösen, die sich in Gollum auch rein körperlich äußert. Und trotz allem steckt noch immer der gute Hobbit Smeagol in ihm, der hin und wieder zum Vorschein kommt. In Gollum leben zwei Wesen, die sich gegenseitig hassen und dennoch im selben Körper gefangen sind. Eine spannende Figur, die zu unzähligen Geschichten anregt, die man auch nach langer Zeit nie ganz auserzählt hat. (Felix Mertikat)

Foto Tanja Krapp
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Gandalf Kann Gandalf überhaupt zaubern? Er trägt einen spitzen Hut und einen langen Bart, doch das muss nichts heißen. Er kann farbige Rauchringe blasen und spaltet Orks mit seinem Schwert von Kopf bis Fuß. Er versteht sich zudem aufs Feuerwerk. Aus dem Wipfel einer Kiefer wirft er rot, grün und blau brennende Zapfen auf die Wölfe am Fuß des Baums. Doch warum benutzt er keinen Zauberspruch, um zu entkommen? Gandalf, nicht uneitel, würde erklären, dass sich ein Zauberer vor allem durch seine Weisheit auszeichne. Gandalf kennt jeden Weg und unterhält gute Kontakte zu Elben, Adlern und Menschen. Das macht ihn zum Ass seiner Gefährten. Und damit sich seine Gefährten selbst beweisen können, muss er sie gelegentlich allein ziehen lassen. (Alexander Mäder)

Foto Tanja Krapp
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Gimli Zwerge sind so etwas wie die Proletarier in Tolkiens Mittelerde. Wie die Hobbits sind sie einfach gestrickt und verfressen, aber anders als diese scheuen sie keinen Kampf und arbeiten hart, nämlich in der Regel in Bergwerken. Diese Eigenschaften machen sie zu dem Gegenteil der Elben, die mit ihrer zarten Physiognomie die fantastische Aristokratie repräsentieren – ein Elb beim Ackerpflügen ist eine lächerliche Vorstellung. Kein Wunder also, dass sich Zwerge und Elben misstrauen. So auch Gimli und Legolas, doch bekanntlich schließen die beiden doch noch Freundschaft. Gimli ist übrigens der Sohn von Glóin, der wiederum mit zwölf weiteren ungehobelten Zwergen eines Morgens in der Höhle eines gewissen Bilbo Beutlin auftaucht . . . (Daniel Hackbarth)

Foto Tanja Krapp
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Samweis Wenn edle, verwegene Helden gegen das abgrundtief Böse um die Rettung der Welt kämpfen – wer mag da noch ans Essen denken? Sam mag’s. Menschliche Bedürfnisse sind der Fantasyliteratur ja recht fremd. Dass irgendwann im Verlauf des Großen Allgemeinen Kriegsrates mal jemand die Hand gehoben und gesagt hätte: „Könnten wir nicht für fünf Minuten unterbrechen? Ich muss mal für kleine Zwerge. . .“ – undenkbar. Die Figur des Samweis Gamdschie, kurz Sam genannt, liefert in der fantastischen Tolkien-Welt aber wenigstens etwas Erdung: Der Gärtner Frodo Beutlins begleitet seinen Herrn nicht nur tapfer gen Mordor. Vor allem legt er dabei Wert auf regelmäßige Mahlzeiten. Sam ist die Mutter Beimer der Mittelerden-Lindenstraße. Mein Liebling. (Tim Schleider)

Foto Tanja Krapp
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Galadriel Alle werden mich lieben und verzweifeln!“ Galadriel, die Elbenherrscherin des stillen, lichten Landes Lothlórien, malt sich aus, was käme, besäße sie den Ring der Macht. Schon ihr Name ist Musik. Diese Frau besitzt Verstand, Weisheit, Macht. Sie ist fast zwei Meter groß, rund 7000 Jahre alt und lebt als gescheiterte Rebellin im Exil in Mittelerde. Als Frodo ihr den Ring anbietet, erteilt sie dem Hobbit eine politische Lektion. „Anstelle des Dunklen Herrschers willst du eine Königin einsetzen. Ich werde nicht dunkel sein, sondern schön und entsetzlich wie der Morgen und die Nacht! . . . Stärker als die Grundfesten der Erde.“ Galadriel lehnt den Ring mit den Worten ab: „Ich bestehe die Prüfung“. Es ist zum Verzweifeln: dafür muss man sie lieben. (Denis Scheck)

Foto Tanja Krapp
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Beorn Nicht nur Bilbo Beutlin rätselt, wer oder was Beorn ist. Mensch? Tier? Der Einsiedler hat mit seinem rauen Wesen mein Herz gewonnen: Einsam lebt er mit zahmen Tieren im Wilderland, züchtet Bienen und ernährt sich von Honig. Einerseits. Aber viel faszinierender ist Beorns „Andererseits“: Schon sein Name, der „Bär“ aber auch „Krieger“ bedeutet, verrät, dass er auch eine zweite, gefährliche Seite hat: Beorn ist ein Pelzwechsler. In Bärengestalt streift er im Wald herum, zieht in den Krieg und tötet den Anführer der Orks. Und ich frage mich: Was macht ihn nun aus? Haut oder Pelz? Licht oder Dunkel? Honighunger oder Blutdurst? Beides – als Verkörperung des Verborgenen der Seele, der Dualität in jedem Menschen – und damit als irritierendes Spiegelbild seiner Leser. (Nina Blazon)

Foto Tanja Krapp
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Tom Bombadil Kaum haben sich die Hobbits auf ihre Reise begeben, kommen sie schon fast um. Ihr erstes Abenteuer, und zwei der Gefährten sind praktisch tot. Da kommt Tom Bombadil, eine Gestalt, die nicht zu fassen und kaum zu beschreiben ist. Er rettet sie und weigert sich, die Lage ernst zu nehmen. Die Welt ist in Gefahr? Ach, das gab es schon öfter. Die bösen Zauberer nehmen den Kampf auf? Die sollen sich nicht so aufblasen. Bombadil ist der Mächtigste und der Fröhlichste, der Geheimnisvollste und der Argloseste in Tolkiens Werk. Er könnte die Welt retten, aber kümmert sich lieber um seine Bohnen. Manche „Ring“-Interpreten haben ihn Gott genannt. Aber Tom wäre das fremd, immer erschaffen, strafen, Macht ausüben. Er macht lieber das beste Frühstück der Welt. (Dieter Fuchs)