Haruki Murakami wird 70 Die vier wichtigsten Romane des Kultautors
Seine Bücher handeln von Katzen, Zwergen und tiefen Brunnen. An diesem Samstag feiert der Japaner Haruki Murakami seinen 70. Geburtstag. Er ist einer der meistgelesenen Autoren unserer Tage. Warum, verraten wir in userer Bildergalerie.
5 Bilder
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Haruki Murakami ist ein scheuer Mensch, der ungern Interviews gibt. Er lässt lieber seine Bücher sprechen, zum Beispiel die in unserer Bildergalerie.
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Gefährliche Geliebte: Erzählt wird die Geschichte eines Einzelgängers, zerrissen zwischen öder Alltäglichkeit und dem Wunsch nach individueller Erfüllung. Dann erscheint die gefährliche Geliebte: „Ich wollte sie bis zur Hirnerweichung vögeln.” Wegen Sätzen wie diesem kam es 2000 im „Literarischen Quartett“ zu einem legendären Eklat, der die mediale Aufmerksamkeit auf Murakami lenkte: Der Kritiker Marcel Reich-Ranicki warf seiner Kollegin Sigrid Löffler vor, ein gestörtes Verhältnis zu erotischer Literatur zu haben, die daraufhin empört die Sendung verließ. Fortan war der Name des bis dahin als Geheimtipp Gehandelten ein Begriff.
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Mister Aufziehvogel: Immer wieder hört Toru Okada den schnarrenden Ruf eines Vogels, „der so klang, als zöge er eine Feder auf“. Ein Aufziehvogel also, der dem Roman den Namen gab, dessen eigenes Räderwerk wie geschmiert läuft. Toru Okada steckt in einer Lebenskrise. Er ist auf der Suche nach seinem Kater, nach seiner Frau – vor allem aber nach sich selbst. Fündig wird er auf dem Grund eines tiefen Brunnens, was als Leitmetapher der asketischen Selbsterfahrung von Murakamis zur Klaustrophobie neigenden Protagonisten gelten kann. Seine Romane sind Reisen ins Innere, und zu ihrem verqueren Charme gehört, dass dieses Innere häufig klingt wie ein Äußeres.
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IG84: Der Titel spielt auf Orwells „1984“ an. Statt eines „Großen Bruders“ hat man es hier aber mit „Little People“ zu tun, kleinen, unbestimmbare Wesen, die von einer Parallelwelt unter zwei Monden aus einen dunklen Einfluss auf die Menschenwelt ausüben. Die Superfrau Aomame, eine feministische Auftragsmörderin, und ihre Jugendliebe Tengo stellen sich dem entgegen. Rasant verknüpft Murakami auf 1600 Seiten Religion, Musik, Mord, Betrug und Missbrauch mit Motiven japanischer Mangas. Und zwischendurch „wippen ihre vollen Brüste elastisch wie zwei reife Früchte“. Man könnte an dieser Sprache Anstoß nehmen, wäre, was in ihr Gestalt gewinnt, nicht so verführerisch.
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Die Ermordung des Commendatore: Ein von seiner Frau verlassener Künstler, einsam, von einigen traurig-aseptischen sexuellen Verrichtungen abgesehen, hat sich in das leerstehende Haus eines Freundes zurückgezogen, dessen Vater ein berühmter Maler war – eines seiner Bilder gab dem Roman den Namen: „Die Ermordung des Commendatore“. Mit der biegsamen Plausibiltät der Traumarbeit zieht der Ich-Erzähler immer Entlegeneres in seinen Sog: einen Attentatsversuch auf einen Nazi-Funktionär im Wien des Jahres 1938, die anstößige Neigung zu jungen Mädchen und Mozarts „Don Giovanni“. Aus dieser Oper stammt der ermordete Commendatore, der plötzlich quicklebendig aus seiner Kunstwelt steigt, und dem Künstler Gesellschaft leistet. Daraus eine Geschichte zu formen, muss man erst einmal schaffen. Aber viel wahrscheinlicher ist, dass Haruki Murakami gar keine Geschichte braucht, um mit dem Leser zu machen, was er will.