Helmut Schmidt wird 95 Früher "Schmidt-Schnauze", heute hochverehrt
Schon beim 90. Geburtstag verbat er sich jeglichen Schnickschnack. Und auch jetzt, bei seinem 95., will Altkanzler Helmut Schmidt vor allem seine Ruhe haben - obwohl das Interesse am "coolsten Kerl Deutschlands" nach wie vor riesig ist.
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Nur selten sieht man ihn ohne eine seiner Menthol-Zigaretten in der Hand, selbst im deutschen Fernsehen durfte er qualmen. Für wen sonst hätte man da eine Ausnahme gemacht, wenn nicht für den Altbundeskanzler Helmut Schmidt.
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Geboren wird Schmidt am 23. Dezember 1918 in Hamburg-Barmbek. 1941 bis 1942 ist er als Offizier an der Ostfront stationiert, 1944 wird er an die Westfront beordert und gerät noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in britische Kriegsgefangenschaft. 1942 heiratet der 23-Jährige seine ehemalige Klassenkameradin Hannelore "Loki" Glaser. Das Foto zeigt das Paar bei einer Schiffstaufe im Jahr 1968.
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Wieder zurück in der Heimat tritt der junge Schmidt 1945 in die SPD ein und beginnt in Hamburg Volkswirtschaft zu studieren.
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Im Mai 1947 wird die gemeinsame Tochter Susanne (Mitte) geboren, die hier am 22. Januar 2009 in Hamburg bei einer Gala der "Zeit" mit rund 400 geladenen Gästen zusammen mit ihren Eltern den 90. Geburtstag ihres Vaters feiert.
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Nach seinem Abschluss ist Schmidt bis 1952 Dezernent in der Behörde für Wirtschaft und Verkehr in Hamburg, 1953 wird er Mitglied des Deutschen Bundestages. Im Jahr 1961 übernimmt er den Posten des Hamburger Innensenators und legt Anfang 1962 sein Bundestagsmandat nieder.
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Als er bei der Hochwasserkatastrophe am 17. Februar 1962 in Hamburg eigenmächtig das Heft in die Hand nimmt und die Rettungsmaßnahmen mit Hilfe der Bundeswehr - ein Novum bis dahin - koordiniert, erringt er die Sympathien der Deutschen weit über die Hansestadt hinaus.
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Im Bundestag profiliert Schmidt sich als glänzender Redner, macht sich aber nicht nur Freunde mit seiner scharfen Kritik an der Bundesregierung. Sein Auftreten bringt ihm bei seinen politischen Gegnern den Spitznamen "Schmidt-Schnauze" ein.
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Nachdem er 1962 zum Innensenator ernannt worden war, holt Willy Brandt (rechts, in der Mitte Hans-Dietrich Genscher) Schmidt 1964 in seine zehnköpfige Regierungsmannschaft für die Bundestagswahlen 1965. Bis zum Jahr 1987 wird er Mitglied des Hohen Hauses bleiben.
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In Bundeskanzler Brandts erstem sozial-liberalen Kabinett wird Helmut Schmidt 1969 Bundesverteidigungsminister, 1972 nach der Wiederwahl Brandts Bundesfinanzminister.
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Mit der Enttarnung des DDR-Spions Günter Guillaume, der als Referent für Parteiangelegenheiten einer der engsten Mitarbeiter von Brandt gewesen ist, erklärt der Bundeskanzler am 6. Mai 1974 seinen Rücktritt.
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Schnell ist klar: "Helmut muss es machen." Am 16. Mai 1974 wird Schmidt von Bundestagspräsidentin Annemarie Renger als fünfter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland vereidigt.
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Mit Loki Schmidt im Garten des Kanzleramts: Von Beginn an steht Schmidts Kanzlerschaft unter dem Schatten der Rezession und der Weltwirtschaftskrise.
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Engen Kontakt pflegt er mit dem französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard dEstaing (rechts neben Schmidt), mit dem ihn bis heute eine tiefe Freundschaft verbindet.
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Das Jahr 1977 wird zu einer harten Bewährungsprobe für Helmut Schmidt. Eine Welle terroristischer Anschläge erreicht im "Deutschen Herbst" mit der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer und der Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" ihren Höhepunkt. Schmidt bleibt hart und lässt das Flugzeug am 18. Oktober durch die GSG 9 stürmen. Alle Passagiere und Besatzungsmitglieder werden lebend befreit.
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Den Arbeitgeberpräsidenten kann Schmidt jedoch nicht retten: Hanns-Martin Schleyer wird von der RAF im Elsass erschossen. Gegenüber dessen Witwe, Waltrude Schleyer, wird Schmidt Zeit seines Lebens Schuldgefühle haben:
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"Mir war natürlich immer klar, dass ich nicht nur in den Augen von Frau Schleyer, sondern auch in meinen eigenen Augen mitschuldig war am Tode von Hanns Martin Schleyer", sagte Schmidt einmal in einem "Zeit"-Interview.
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"Vierer-Gipfel" in Guadeloupe: Mit seinen Amtskollegen aus den USA, Frankreich und Großbritannien erreicht Schmidt die politische Entscheidung zugunsten des Nato-Doppelbeschlusses. Der heftig kritisierte Doppelbeschluss wird im Dezember 1979 offizielles Nato-Konzept.
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Urlaub am Brahmsee: Im eigenen Ferienhäuschen erholt sich Schmidt zusammen mit seiner Frau Loki vom Regieren.
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Mit Franz Josef Strauß zieht 1980 erstmals ein CSU-Politiker als Kanzlerkandidat in den Kampf gegen den Amtsinhaber. Doch der Bayern-Vorstoß zahlt sich nicht aus.
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Am 5. Oktober 1980 wird Helmut Schmidt wiedergewählt.
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Mit einem Vorsprung von 45 Mandaten wird die sozial-liberale Regierungskoalition von Helmut Schmidt am 5. November eindeutig in ihrem Amt bestätigt.
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Im Dezember 1981 reist Kanzler Schmidt zum dritten innerdeutschen Gipfel in die DDR. Die Treffen mit dem DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker finden am Werbellinsee und in Güstrow statt.
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Bruch der sozial-liberalen Koalition: Am 17. September 1982 treten die vier FDP-Minister Hans-Dietrich Genscher, Gerhart Baum, Otto Graf Lambsdorff und Josef Ertl aus der Regierung aus. Schmidt bildet daraufhin ein Minderheitskabinett und schlägt vorgezogene Neuwahlen vor.
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Am 1. Oktober 1982 wird Helmut Schmidt mit einem konstruktiven Misstrauensvotum als Bundeskanzler abgewählt. Sein Nachfolger wird Helmut Kohl (CDU).
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Als Altkanzler hat Schmidt wieder mehr Zeit fürs Private - und für seine Frau Loki, für die der Umzug von Bonn zurück ins heimische Hamburg auch eine Erleichterung bedeutet.
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1983 wird Schmidt erstmals Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit". In den Jahren 1985 bis 1989 fungiert er als Geschäftsführer des Blattes, danach wieder als Mitherausgeber.
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Am 21. Oktober 2010 stirbt Loki Schmidt im Alter von 91 Jahren nach einem Sturz und einer folgenden Operation in ihrem Haus in Langenhorn.
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Die öffentliche Anteilnahme ist riesig. Am 1. November nehmen 2000 Gäste, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, in der Hamburger Hauptkirche Sankt Michaelis während einer Trauerfeier Abschied von der Frau, die fast 70 Jahre an Helmut Schmidts Seite war.
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Im Juni 2007 ist der Altbundeskanzler in der Sendung "Menschen bei Maischberger" zu Gast. Auf die Frage, ob er das Amt des Bundeskanzlers gerne ausgeübt habe, antwortet er: "Eigentlich nicht sonderlich gern, nein." Das Amt sei eine sehr große Belastung vor allem für das Privatleben.
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2012 horcht die Öffentlichkeit noch einmal interessiert auf, als der 93-jährige Schmidt bekannt gibt, dass er zwei Jahre nach Lokis Tod eine neue Lebensgefährtin hat. Ruth Loah, seit Jahrzehnten seine Vertraute, heißt die neue Frau an seiner Seite.
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Wie groß seine Autorität in der SPD immer noch ist, beweist der Altkanzler 2011: "Er kann es", sagt Schmidt über Peer Steinbrück und die Kanzlerschaft. Die Partei zieht 2013 tatsächlich mit dem früheren Finanzminster in den Wahlkampf - und scheitert an der Amtsinhaberin.
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Nichtsdestotrotz: Bis heute gilt Schmidt als kompetenter und gnadenlos genauer Beobachter der deutschen Politik - sein Urteil hat Gewicht. In einer Umfrage wurde Schmidt kürzlich zm bedeutendsten Kanzler gewählt.
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Zum 95. Geburtstag wurde in der Bremer Bürgerschaft ein Porträt von Helmut Schmidt enthüllt - mal ohne Zigarette, dafür mit seinen geliebten Büchern.
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Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) und seine Tochter Susanne unterhalten sich am 19.01.2014 bei einer Geburtstagsfeier für ihn im Thalia Theater in Hamburg. Knapp einen Monat nach dem 95. Geburtstag von Schmidt haben Bürgerschaft, Senat und die Wochenzeitung «Die Zeit» ins Thalia Theater geladen, um dem Hamburger Ehrenbürger bei einem Fest nachträglich zu gratulieren.
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Noch bis ins hohe Alter ist Helmut Schmidt, sofern es die Gesundheit zulässt, Gast bei verschiedenen für ihn wichtigen Anlässen: Hier am 01. Februar 2014 auf der 50. Sicherheitskonferenz (MSC) in München.
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Hoher Besuch im Schloss Bellevue: Bundespräsident Gauck hat am Donnerstag Helmut Schmidt gemeinsam mit dessen ehemaligen Weggefährten Richard von Weizsäcker, Hans-Dietrich Genscher, Horst Köhler und Lech Walesa zu einem Empfang eingeladen. Anlass: Der 95. Geburtstag des Altkanzlers.
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Einer der letzten öffentlichen Auftritte: Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) spricht am 28. Oktober 2014 bei der Trauerfeier für den verstorbenen Schriftsteller Siegfried Lenz in der Hauptkirche Sankt Michaelis in Hamburg.