Hochstapler Die Kunst des Aufschneidens
Die Hochstapelei ist so alt wie die Menschheit selbst – und nicht gut angesehen. Warum Hochstapelei trotzdem eine gewisse Kunst ist und Berufsbetrüger auch eine Faszination auf uns ausüben.
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Wolfgang Beltracchi ist kein großer Künstler, aber malt wie große Künstler

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Kleider machen Beute: Seinen größten Coup landet der kriminell auffällige Friedrich Wilhelm Voigt als 57-Jähriger: Als Hauptmann verkleidet unterstellt er sich einen Trupp Soldaten, besetzt das Rathaus von Köpenick, lässt den Bürgermeister verhaften und raubt die Stadtkasse. Er gibt sogar dem Chef der Polizei vorher Urlaub. Heinz Rühmann (Foto) spielte den Hauptmann von Köpenick im Film.

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Schriftsteller als Zweiter Karriereweg: Bevor Karl May („Winnetou“) Abenteuerromane schrieb, war er selbst ein großes Abenteuer: kleinere Diebstahl-Delikte, er gibt sich als Polizist aus, konfisziert Wertgegenstände und verkauft sie, stiehlt ein Pferd, fälscht Papiere und Dokumente, gibt vor, Anwalt zu sein, und flüchtet aus dem Polizeigewahrsam. Nach vier Jahren Zuchthaus wird er 1874 Schriftsteller. Da war May 32 Jahre alt.

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„Falscher Hase“ ist überhaupt kein Hase, sondern besteht hauptsächlich aus Hackfleisch. Das Gericht wurde üblicherweise lediglich in Hasenpfannen zubereitet oder wie die Form eines Hasenrückens modelliert.

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Einer der spektakulärsten Fälle von Wirtschaftskriminalität in Deutschland: Die Firma FlowTex beziehungsweise Manfred „Big Manni“ Schmider (Foto) aus dem badischen Ettlingen verkaufte zwischen 1994 und 1999 mehr als 3000 Spezialbohrmaschinen für den Tunnelbau. Jede dieser Maschinen kostete rund 1,5 Millionen D-Mark. Es gab aber nur 270 Stück. Das ausgeklügelte Leasing-Schneeballsystem flog erst 2000 auf. Der Schaden: fast fünf Milliarden D-Mark.

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Und dann gibt’s noch das Mimikry. Manche Tiere geben vor, weit gefährlichere Tiere zu sein: Die Schwebfliege beispielsweise sieht wie eine Wespe aus, sticht aber gar nicht.

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Überspitzt, ironisch, fast philosophisch und dennoch mitten aus dem Leben – Thomas Manns Schelmenroman „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (1954). Durch Charisma, List, Pose und Zynismus wird aus dem blassen Dorfjungen ohne Freunde ein schillernder Europäer. Erste Gehversuche in der Hochstapelei beinhalteten unter anderem, die Unterschrift des Vaters zu fälschen. Die fiktive Biografie des ehrgeizigen Taugenichts wurde von Thomas Mann nie abgeschlossen. Im Film wurde Krull unter anderen auch von Horst Buchholz (Foto) gespielt.

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Zehn Monate lang lebte Anna Delvey ihren Traum in der New Yorker High Society – als wohlhabende Erbin mit einem 60-Millionen-Euro-Trust-Fund im Rücken. Doch eigentlich heißt sie Anna Sorokin, wurde 1991 in Russland geboren und kam mit 16 Jahren nach Eschweiler bei Aachen. Sie erschlich sich Dienstleistungen, Geld und beinahe einen Kredit über 22 Millionen US-Dollar für ein Hotelprojekt. Wegen unter anderem fast einer Viertel Million Euro offener Rechnungen drohen ihr nun bis zu 15 Jahre Haft. Das Strafmaß soll am 9. Mai verkündet werden. Netflix will ihre Geschichte verfilmen.

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Die Grenzen zur Satire verschwimmen, als der Kunstfälscher Konrad Kujau das Magazin „Stern“ 1983 mit den selbst angefertigten „Hitler-Tagebüchern“ narrt und deren Sensationsdurst mit immer weiterem, abseitigem Stoff stillt.

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Der Künstler Wolfgang Beltracchi arbeitete derweil im Stile bekannter Maler und wies seine „Werke“ als deren verschollene Arbeiten oder Frühwerke aus – 2011 wurde er zu sechs Jahren Haft verurteilt.

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Der Musikproduzent Frank Farian hatte in den späten 80er Jahren eine Idee, die passenden Lieder und sogar die Stimme dazu: Leider sah er nicht wie ein Popstar aus. So machte er Fab Morvan (links) und Rob Pilatus pro forma zu den Sängern seines Projekts Milli Vanilli, obwohl beide eigentlich besser tanzen und kaum singen konnten. Als der Play-back-Schwindel 1990 aufflog, wurde der Gruppe nachträglich die Auszeichnung mit dem US-Musikpreis Grammy wieder aberkannt. Der Schlamassel begann, weil die beiden „Sänger“ die ihnen zugedachten Rollen zu ernst nahmen.