„Italienische Nacht“ im Stuttgarter Schauspiel Faschistische Schweinsbraten
Während sich die Sozis zerfleischen, rüsten die Nazis auf: Im Stuttgarter Schauspielhaus eröffnet Calixto Bieito mit Horváths „Italienischer Nacht“ die neue Saison. Mit seiner strengen Inszenierung setzt er ein programmatisches Zeichen.
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Foto David Baltzer
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Sozialdemokratischer Lauschangriff: Anna (Paula Skorupa) bandelt im höheren Auftrag mit dem Faschistenführer Erich (Matthias Leja) an.
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Sind die Rechten eine Bedrohung oder kann man noch über die tumben Gesellen lachen?, fragen sich die wackeren Demokraten im Stück „Italienische Nacht“, das 1930 spielt. Sie sehen die Gefahr nicht wirklich. Im Bild: Elmar Roloff, Klaus Rodewald, Boris Burgstaller, Peer Oscar Musinowski (v. li.).
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Unschöne Szenen spielen sich ab während der „Italienischen Nacht“ im gleichnamigen Stück von Ödön von Horváth . . .
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. . . die Premiere war am Samstag im Schauspielhaus Stuttgart. Es inszenierte der spanische Regisseur Calixto Bieito. Im Bild: Nina Siewert und Peer Oscar Musinowski. Sie hatten sich auf das Fest gefreut, das aber übel ausgeht.
Foto Lichtgut/Max Kovalenko
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In dem 1930 spielenden Volksstück „Italienische Nacht“ von Ödön von Horváth wirken Politiker korrupt und machtbesessen – die Gefahr des Faschismus unterschätzen sie. Dennoch hält Regisseur Calixto Bieito den Autor nicht für zynisch: „Horváth war sicher kein Optimist und eher melancholisch in seiner Sicht auf die Welt“. Horváth schreibe genau, „wie er die Menschen und das Leben sieht. Und das ist mal tragisch, mal grotesk.“ Er wolle die Zuschauer nicht belehren, „dennoch glaube ich an Respekt und an Freiheit für die Menschen. Man kann nicht mehr hoffen, als die Zuschauer zum Denken zu bewegen.“
Foto David Baltzer
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Kinder (umarmt von Adele, gespielt von Christiane Roßbach) sollten mit Tanzaufführungen das Fest in „Italienische Nacht“ bereichern, das der Stadtrat, gespielt von Elmar Roloff (links im Bild), veranstalten lässt. Doch der Revoluzzer Martin hatte die Darbietung gestört.
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So lange ich hier bin, ist alles gut, sagt der Stadtrat (Elmar Roloff, Mitte) – der Ehefrau Adele (Christiane Roßbach) und Freunden (Michael Stiller, Felix Strobel, Boris Burgstaller, v. li.).
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Zwei Freunde, die sich über die Politik gelegentlich streiten: Musiker Karl, gespielt von Peer Oscar Musinowski und der Revoluzzer Martin (David Müller, stehend).
Foto David Baltzer
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Szene aus „Italienische Nacht“: Anna (Paula Skorupa) und ihr Freund, der Revoluzzer Martin (David Müller).
Foto David Baltzer
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Martin (David Müller) erfährt von Anna (Paula Skorupa), dass die Faschisten die Demokraten auf dem Fest bei der italienischen Nacht verprügeln wollen. Sie sagt, er solle den Genossen helfen.
Foto David Baltzer
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Die Linken bekommen Besuch von einem Genossen aus Madgeburg (Gábor Biedermann). Der fordert mehr politisches Engagement und weniger Festlefeierei. Karl (auf der Bank: Peer Oscar Musinowski) hadert mit sich, weil er sich politisch mehr engagieren soll, aber eigentlich gern lieber mit Mädchen umherzieht.
Foto David Baltzer
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Ödnis zwischen Bierbänken. Der Musiker Karl (Peer Oscar Musinowski) ahnt, dass die Faschisten die Macht übernehmen werden, hat aber nicht genügend Energie, um sich radikal dagegen zu wehren in Ödön von Horvaths Stück „Italienische Nacht“.
Foto Thomas Aurin
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Calixto Bieito hat schon früher in Stuttgart gearbeitet. Seit 2019 im Schauspielhaus auf dem Spielplan: Calixto Bieitos Inszenierung „Bernarda Albas Haus“ von Federico Garcia Lorca. Im Bild: Paula Skorupa (Martirio), Jelena Kunz (Amelia), Elke Twiesselmann (Maria Josefa), Anke Schubert (La Poncia).
Foto Julian Röder
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Liebe, Sexualität und jede Menge Irrungen und Wirrungen: Die Semi-Oper von Henry Purcell „The Fairy Queen“ (Premiere 2016) war eine Koproduktion von Schauspiel und Oper, gespielt wurde im Schauspielhaus Stuttgart. Auf dem Bild: Johann Jürgens als Demetrius und Mark Milhofer als Queen of Secresie.
Foto Martin Sigmund
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Schon als Jugendlicher habe er gern Wagner gehört, sagt Calixto Bieito. Mehrere Opern des Komponisten hat er inzwischen inszeniert. Hier „Parsifal“ ( Premiere 28.03.2010) im Stuttgarter Opernhaus. Auf dem Bild: v.l.n.r. Andrew Richards, Stephen Milling-
Foto Martin Sigmund
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Im Stuttgarter Opernhaus inszenierte Calixto Bieito außerdem Richard Wagners „ Der fliegende Holländer“. Auf dem Bild: Christiane Libor als Senta und James Rutherford als Holländer – mit rotem Schlauchboot.
Foto dpa
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Der spanische Regisseur hat auch in der deutschen Hauptstadt Opern inszeniert: Im Bild: Peter Hoare als genuesischer Edelmann Alviano Salvago (li.) und Ausrine Stundyte als Carlota Nardi in der Komischen Oper in Berlin während einer Probe für die Oper „Die Gezeichneten“ von Franz Schreker. Die Inszenierung von Calixto Bieito hatte am 21. Januar 2018 Premiere.
Foto dpa
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Mit provozierenden Inszenierungen schockte Calixto Bieito in früheren Jahren so manchen Musikfreund. Jens Larsen als Osmin (M) im Kreise zahlreicher Freudenmädchen in einer Szene von Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“, aufgenommen während der Fotoprobe an der Komischen Oper Berlin (Foto vom 16.6.2004). In der Inszenierung des Spaniers Calixto Bieito hatte das Werk von Wolfgang Amadeus Mozart am 20.6.2004 Premiere und löste dabei einen Eklat aus. Erzürnte Zuschauer verließen noch während der Premiere den Saal.