Kandidatencheck zur OB-Wahl in Stuttgart Das hat Ralph Schertlen mit Stuttgart vor
Am 8. November wird in Stuttgart ein neuer Oberbürgermeister oder eine neue Oberbürgermeisterin gewählt. Wir stellen die Kandidaten im Kurz-Check vor. Wofür steht Ralph Schertlen?
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Ralph Schertlen will Stuttgarts neuer Oberbürgermeister werden. Das sind seine Positionen...

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... zum Thema Wohnungsnot: „Stuttgarts Wohnraum ist bodenpreisbereinigt über 30 Prozent teurer als weit draußen. Abseits von diesem Profitmarkt muss die Stadt mit ihrer Wohnungspolitik für bezahlbaren Wohnraum sorgen. Der OB als Chef der SWSG hat Mittel dazu. Ich sehe als weitere Schritte zu bezahlbarem Wohnraum Nachverdichtung in die Höhe sowie an ausgewählten Stellen Bauen im Außenbereich, ebenso eine Durchmischung von Wohnen und Büros. Genossenschaften sollten Grundstücke in Erbpacht erhalten. Kein weiterer Wohnungsverkauf an „Heuschrecken“! In großem Umfang bezahlbaren Wohnraum zu versprechen wäre Täuschung.“

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... zum Thema Kinderfreundliches Stuttgart: „Kinder sind unsere Zukunft. Unabhängig von Elternhaus und Herkunft sollen in Stuttgart alle Kinder den gleichen Zugang zu Kitas haben. Die Gebühren für städtische und freie Kitas müssen gleich sein. Schulen sollen das gesamte Bildungsniveau abdecken. Sinnvoll ist dabei, den unterschiedlichen Fähigkeiten der Kinder gerecht zu werden. Lernen soll Spaß machen, gerne auch durch praktischen Vor-Ort-Unterricht. Schülertickets sollten höchstens 365 Euro pro Jahr kosten. Mehrere hundert Millionen geparkte Euro für Schulsanierungen müssen endlich investiert werden. Langschläferschulen sind gut für den Biorhythmus und entlasten den ÖPNV.“

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... zum Klimaschutz: „Man sollte sich von der Ölverbrennung verabschieden (Klima, Kriege, Schadstoffe . . .). Energieverbrauch und -ernte sind zwei Seiten einer Medaille. Die von uns verbrauchte Energie muss nicht allein auf Stuttgarter Fläche geerntet werden, besser regenerativ (etwa Wasserstoff) am richtigen Standort. Walderhalt und Abfallvermeidung sind Klimaschutz. Begrünte Fassaden, Brunnen und Stadtbäume wirken sich unmittelbar positiv aus. Die Stadt muss Vorbild sein: Homeoffice spart Wege, automatisierte Gebäude Geld. Das Pariser Abkommen und die Stuttgarter Wirklichkeit zur Halbzeit: 1990 bis 2020: minus 20 Prozent; Wunsch 2021 bis 2050: minus 80 Prozent.“

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... zur Entwicklung der Wirtschaft in Stuttgart: „Geht es der Wirtschaft gut, das heißt bei uns der Autoindustrie, dann geht es der Stadt gut. Um die schönen Dinge zu bezahlen, brauchen wir florierendes Gewerbe. Der Wandel im Antrieb sowie das automatisierte Fahren bieten Chancen und Risiken. Stuttgart muss die Chancen nutzen, sonst tun es andere. Weite Teile des nichtindustriellen Gewerbes leben von der Kaufkraft, die die Industrie schafft. Kunden wählen lebendige Zentren oder Online-Shops. Handwerk, Mittelstand und Gründer brauchen gute Rahmenbedingungen, wenig Bürokratie und Flächen. Industrie, Stadt und Hochschulen müssen kooperieren, um Schätze zu heben, etwa in der Robotik.“

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... zu Sicherheit und Sauberkeit in Stuttgart: „Stuttgart schneidet in Kriminalstatistiken gut ab. Dennoch ist die gefühlte Sicherheit nicht überall hoch. Alles beginnt im Kleinen: die weggeworfene Kippe, das Auto auf dem Behindertenparkplatz – das sind Dinge, bei denen Ordnungskräfte oft wegschauen. Wo ein Keim ist, wächst mehr. Sicherheit gelingt nur ohne kriminelle Keime, Sauberkeit ohne Schmutzkeime. Es kommt auf das Verhalten jedes Einzelnen an, bei Regelbrüchen auf rasche Ahndung, aber auch auf Instandhaltung. Eine Endlosspirale von noch mehr Sicherheits- und Reinigungskräften führt nicht zum Ziel, sondern Wertschätzung und Prävention.“

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... zur Entwicklung der Außenbezirke: „Stuttgarts Außenbezirke sind sehr divers. Eine funktionierende und aktiv akzeptierte Nahversorgung im Herzen der Bezirke wertet sie auf. Dazu gehört ein Bürgerhaus für gemeinschaftliche Aktivitäten und Gastronomie mit Außenbewirtung. Daneben braucht es Aufenthaltsflächen für Jugendliche, mehr öffentliche Toiletten und eine Entlastung vom Durchgangsverkehr. Genügend Sportmöglichkeiten müssen vorhanden sein. Für mehr Wohnraum sollte die Option geschaffen werden, passend zur Bebauung Gebäude um höchstens ein Geschoss zu erhöhen. In Gewerbegebieten könnte auch „laute“ Kultur (Rockkneipen u. ä.) eine Heimat finden.“

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... zum Thema Soziales: „Die soziale Stadt bietet allen Einwohnern ein lebenswertes Zuhause. Unabhängig vom Einkommen soll Teilhabe für alle Gesellschaftsschichten möglich sein. In der Stadt sollen Generationenbrücken gebaut werden. Eine Idee ist, dass Jung und Alt gemeinsam an Projekten zur Aufwertung ihres Stadtbezirks arbeiten, die Jungen dabei lernen, die Alten ihr Wissen vermitteln und etwas entsteht, das alle erfreut. Verbindende Stadtteilfeste dürfen nicht an bürokratischen Hürden scheitern. Menschen am gesellschaftlichen Rand sollte die Hand gereicht werden, um würdig in die Mitte zurückzufinden. Durchmischte Wohngebiete sichern den sozialen Frieden.“

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... zum Thema Kultur: „Corona-Beulen der Kulturszene müssen schnellstmöglich geheilt werden. Stuttgart braucht mehr Raum für junge Kultur. Klubs dürfen nicht von Auflagen gemeuchelt werden, Subkultur muss sich entfalten können. Als Herz der Region mit 2,5 Millionen Einwohnern brauchen wir eine Großhalle mit ca. 20 000 Plätzen, damit internationale Stars nicht bald einen Bogen um uns machen. Ein OB Schertlen macht für Kultur nicht gern Theater. Analysieren, abwägen, machen, ist meine Maxime. Oper sanieren, Konzerthaus bauen, Museen den nötigen Raum verschaffen - Stuttgart als 1A-Heimat der 1A-Hochkultur.“

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... zum Thema Verkehr: „Mobilität ist DIE Spielwiese für Ideologien in die Sackgasse. Ich differenziere: Stuttgart hat dicht besiedelte Teile der Innenstadt, dörfliche Halbhöhen, außen dichte und dünne Gebiete. Deswegen funktioniert der ÖPNV im Zentrum besser, der Autoverkehr ist eher im Außenbereich geeignet. Kfz-Halter dürfen nicht Gegner sein. Zweiräder rollen überall, das Rad besser auf flotten Nebenstraßen. Wir brauchen eine ringförmige Infrastruktur ergänzend zur sternförmigen. P+R muss besser werden. Chefsache: 24-h-U-Bahn, Barrierefreiheit, Kreisverkehre, Ampeln zu Zebrastreifen, Parkraummanagement abschaffen.“