Klett, Rommel, Schuster Drei Männer haben Stuttgart geprägt
Nur drei Oberbürgermeister hatte Stuttgart seit 1945 - umso stärker prägten Arnulf Klett, Manfred Rommel und Wolfgang Schuster die Politik und das Leben in der Landeshauptstadt.
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Drei Oberbürgermeister haben Stuttgart seit 1945 ihren Stempel aufgedrückt (von links): Arnulf Klett (parteilos), Manfred Rommel (CDU) und Wolfgang Schuster (CDU).
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1945 bis 1974: Im April 1945 übernimmt Arnulf Klett ein in Trümmern liegendes Stuttgart. Die französische Besatzungsmacht vertraut Klett: Der parteilose Jurist verteidigte während der NS-Zeit Regimegegner, wurde 1933 in "Schutzhaft" im KZ Heuberg genommen und engagierte sich im evangelischen Widerstand gegen das Hitler-Regime. Der "Trümmerbürgermeister" macht sich ans Aufräumen. Fotos von 1945 zeigen ihn am Königsbau - in Knickerbockern mit der Schaufel in der Hand. Im Oktober wird Klett von den Amerikanern im Amt bestätigt, die ersten regulären Wahlen gibt es erst 1948.
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Der Modernisierer Klett will Stuttgart so schnell wie möglich wiederaufbauen - für seine Vision der "autogerechten Stadt" muss die Ruine des Kronprinzenpalais weichen, wahre Verkehrsschneisen werden durch Stuttgart gezogen, fast hätte sogar das Neue Schloss dran glauben müssen. Die Bodenseewasserversorgung ist sein herausragendstes Projekt: Über gigantische Leitungen wird die wasserarme Region Stuttgart mit Wasser aus dem Bodensee versorgt.
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Der immer charmante und selbstbewusste kleine Mann mit Fliege tut viel für das Selbstbewusstsein der Stadt: Stolz sind die Stuttgarter, als Arnulf Klett 1965 der jungen britischen Königin Elizabeth II. den Fernsehturm zeigt. Dafür verzeiht man dem OB auch seine Kapriolen - den Bürkle-Skandal genauso wie die Perserbrücken-Affäre. Zwei Mal - 1954 und 1966 - wird Klett wiedergewählt. Am 14. August 1974 stirbt er überraschend mit 69 Jahren bei einem Kuraufenthalt im Schwarzwald - das Amt hatte Klett die Gesundheit gekostet.
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1974 bis 1996: "Ich bin nicht gerne OB geworden - aber ich bin es gerne gewesen." Manfred Rommel muss zu dem Amt, das dann so gut zum ihm passt, fast gezwungen werden. Schon 1966 hätte man es in der CDU gern gesehen, wenn "em Wüschtefuchs sei Kloiner" gegen Amtsinhaber Klett in den Ring gestiegen wäre. Damals will er aber lieber im Innenministerium bleiben. 1974 tritt der Jurist dann Kletts Nachfolge an.
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Sein leichtes Lispeln (Jahre später rät er seinem Nachfolger: "Sie sollten unbedingt das Lispeln erlernen - mir hat es jedenfalls sehr geholfen.") und seine pragmatisch-liberale Art kommen bei den Stuttgartern gut an: 1977 lässt der OB zu, dass die toten Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe auf dem Dornhaldenfriedhof beerdigt werden - gegen den Widerstand vieler Bürger. "Nach dem Tod endet die Feindschaft", nach dieser Maxime handelt Rommel.
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Dass er 1994 gemeinsam mit Heinz Dürr, Matthias Wissmann, Erwin Teufel und Hermann Schaufler (von links) die Idee Stuttgart 21 aus der Taufe hebt, nehmen ihm heute die Gegner des Milliardenprojekts übel. Zwei Mal - 1982 und 1990 - wird Rommel mit Ergebnissen wiedergewählt, die andere Stadtoberhäupter vor Neid erblassen ließen.
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Nach seinem Abschied vom Rathaus 1996 zeigen sich die ersten Symptome einer beginnenden Parkinsonkrankheit. Ein Jahr später macht Rommel die Erkrankung öffentlich. Mit eiserner Disziplin und der Unterstützung seiner Frau Lieselotte kämpft Rommel gegen die Krankheit an. Zwanzig Bücher hat der 84-Jährige geschrieben, beliebt ist er in Stuttgart wie kein Zweiter. Manfred Rommel stirbt am 7. November 2013 an den Folgen eines Sturzes und einer Lungenentzündung.
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1996 bis 2012: Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen den Grünen Rezzo Schlauch zieht Manfred Rommels politischer Ziehsohn Wolfgang Schuster 1996 ins Stuttgarter Rathaus ein. Der CDU-Mann ist ein kommunalpolitischer Profi: Acht Jahre ist er OB in Schwäbisch Gmünd, 1993 wechselt er als Kulturbürgermeister in die Landeshauptstadt.
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Einerseits hält sich Schuster eng an die Sparpolitik seines Vorgängers, andererseits setzt unter seiner Ägide ein wahrer Bauboom ein: 2007 wird die Neue Messe auf den Fildern eingeweiht, der OB setzt sich auch für den Bau des Kunstmuseums und der Neuen Bibliothek ein.
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Im Vergleich zu seinen Vorgängern wirkt Schuster oft etwas hölzern. Den jährlichen Fassanstich auf dem Cannstatter Volksfest absolviert er pflichtbewusst - eine Show wie beispielsweise Arnulf Kett, der einmal gar seine entfernten Nierensteine im Festzelt präsentierte, macht Schuster daraus nicht. Der OB wird respektiert - aber nicht innig geliebt.
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Dass ihn das Milliardenprojekt Stuttgart 21 bei vielen Bürgern zum Feindbild macht, dürfte Schuster näher gegangen sein, als er zeigte.
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Nach Schlichtung und Volksabstimmung über Stuttgart 21 entscheidet sich Schuster bewusst gegen eine dritte Amtszeit. Auch um den Frieden in der Landeshauptstadt wiederherzustellen? Nach seiner Wiederwahl 2004, um die Schuster bis zuletzt zittern muss, hatte der OB es bereits angekündigt: "16 Jahre sind genug."