Mit Robin Treier durch die Bar Süßholz Kunst an jeder Ecke
Die Bar Süßholz am Wilhelmsplatz besticht durch mehr als nur süffige Drinks und derbe Beats - und zwar mit Kunst an jeder Ecke. Was sich Kupfi-Chef Christopher Warstat und Künstler Robin Treier dabei gedacht haben, erzählten sie uns kürzlich bei einem Talk am Tresen.
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Kunst und Design an jeder Ecke: In der Bar Süßholz am Wilhelmsplatz wurde gestalterisch Vollgas gegeben.
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Die Interior-Beauftragten der Bar: Kupfi-Chef Christopher Warstat (links) und Künstler Robin Treier.
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Der Eingangsbereich unten wirkt cleaner und gesetzter, die Möbel sind gemixt und trotzdem einheitlich.
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Neu: die Ecke für das DJ-Pult. So ist der DJ nahe an der Bar und hat trotzdem seine Ruhe.
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"Da zeig ich gerade auf etwas, dass ich impulsiv mit einem Buntstift darauf herumkritzelte. Ich glaube es war inspiriert von etwas, das diese orange-farbene Backpflaume mit Polyesterhaar da drüben gerade machte. Da steht: Lets drink like it is 1929. Wie der Zufall so spielt, habe ich an einem anderen Tag verkatert in einer Tageszeitung die Schlagzeile Imperialer Hangover gelesen. Ging um was anderes, war mir beim Schmunzeln aber egal. Manchmal sollte man sich selbst aussuchen, worum es geht."
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"Ich wollte schon immer einmal Nix rahmen. Und die Leute setzen das Nix fort."
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Die Toiletten - männlich und weiblich wurden witzig interpretiert.
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Und gerade hier, auf dem stillen Örtchen, gibt es neben den gängigen Sprüchen auch wahre Poesie an den Wänden...
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Künstler Robin Treier selbst als Kunst-Objekt.
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Der kreative Übergang in den Raum oben - verruchtes WG-Party-Feeling soll hier erzeugt werden.
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"Google doch"...eine Phrase, die in der heutigen Zeit mehr als gängig ist.
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"Ich liebe, dass ich die kleine Installation noch hinzufügen konnte. Fun Fact: Der Winkel des Astes hat 42 Grad. Es war ein nicht allzu kleiner Aufwand verbunden mit einem Spaziergang einen entsprechend realen Ast zu suchen, der dazu passte. Wenn man mal anfängt sich in Details zu verheddern, kann man sich auch gleich muggelig drin rumsuhlen."
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"Der Hase und der zerbrechende Atomkraftwerk-Schornstein - dabei dachte ich an die guten alten Verschwörungstheorien, die nunmal auch Teil des Internets sind bzw. Teil von uns. Eine Sehnsucht danach, dass die Welt genau so funktioniert wie sie es tut. Ich mochte in dem Kontext, dass den Junge mit seinem spiritanimalhaften Kumpange das überhaupt nicht juckt. Von der Leserichtung ausgehend guckt der Hase zwar in die Zukunft und das abenteuerlustige Kind in die Vergangenheit. Das passt mir hier aber ganz gut. Ich mag den Ansatz zu glauben, dass der gesündeste Blick auf das, was kommen mag und das was wir dort tun wollen, wo der Kalender eine größere Zahl als Überschrift hat, jener auf die Geschichte ist. Das habe ich mal bei Neil Postman aufgeschnappt und geklaut, dass vor uns nichts liegt, hinter uns aber liegt alles, was wir brauchen - quasi eine Werkzeug-Kiste - um da vorne im Nichts etwas zu bauen, das fetzig ist."
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"Fetische kann man schon auch mal unterbringen, wenn man sowieso dabei ist, in wechselnder Ernsthaftigkeit Random-Grübeleien über Sex und Liebe auf eine Wand zu klatschen."
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Auch hier geht es um das Thema "Fetische".
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"Zu diesem für mich persönlich eher poetischen Inhalt des mythologischen Drei-Akt-Schemas schien es nur passend als Kontrast eines der absolut seltsamsten Randomness-Bilder daneben zu stellen. Zufällig ist es auch dreigeteilt, nur mit unergründlichem Inhalt. Grundsätzlich ist die Collage oben wenn man so will ein Portrait des Internets, das aber wiederum nur ein Portrait von uns ist. Was jedoch im Internet gegenüber der Mythologie fehlt, ist die poetische Ordnung. Im Internet sind unsere hohen Werte zu jeder Zeit direkt verknüpft mit unseren animalischsten Anlagen - und Randomness. Das klingt trocken, war - einmal konzeptionell festgelegt - während der Arbeit an einer großen Collage/Decollage mit einem Berg Archivmaterial aus einem Jahrhundert aber ein derber Spaß."
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"Manchmal war mir aber auch nur danach, einen platten Witz in die Welt hinauszuhauen. Dieser löste direkt das Kulli-Echo eines Gastes aus, wie ich gerade auf dem Foto entdecke. Und das mag ich an Bars: Plattwitz und Philosophie dürfen dort zusammen trinken - manchmal so lange, bis beide nichts mehr interessiert, außer der Tanz."
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Thema Darknet: "Irgendwo mussten in einem Portrait des Internets natürlich auch die ganz düsteren verwirrenden Ecken repräsentiert sein."
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"Der Kerl hier entstand über Tage nach und nach. Sein Kopf stammt aus einer portugiesischen Illustrierten aus den 50-ern. Ich konnte nicht ausmachen, worum es genau in der Groschen-Kurzgeschichte ging. Aber ich glaube, er ist kein angenehmer Dude. Die Frau in der Installation wirkte zumindest nicht so, als wäre sie happy. Daher setzte ich ihm eine Krone auf, die bekanntlich für etwas steht, dass mich und mein Geschlecht nicht schlauer macht, wenn es das Kommando übernimmt. Das ist manchmal okay, wenn man einfach gemeinsam fröhlich animalisch sein will. Oft passiert aber auch Kram wie in dem Gedicht aus einem 60-er Jahre Reclam-Heftchen: Die traurige Krönung."
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"Es begann ziemlich früh, dass Gäste ihren Beitrag zur Randomness leisteten. Das haben wir alle so erwartet und ist Teil der Sache - ohne Anweisung. Der Look fordert das beinahe heraus und das finde ich spannend. Ich bin nun kein Jünger von Guy Debora, mochte aber diesen gedanklichen Ansatz, wie man mit Kunst eine Umgebung schaffen könnte, um Menschen dazu anzuregen den Künstler, der in allen steckt, herauszulassen. Böse Zungen mögen sagen: Aber was wenn es nicht schön aussieht!?. Da stellt sich für mich die Frage: Was genau ist dieses schön? Ich bewundere das handwerkliche Geschick und es gibt auch unter den modernen Hyperrealisten viele, die sehr interessante Inhalte schaffen. Wenn man schon die Perfektion einer Maschine kopieren will, sollte man dafür einen Grund parat haben, der in irgendeiner Form dann Rhythmus und Kontrast schafft, anderweitig ist es einfach nur hübsch. Grundlegender ist für mich persönlich Ehrlichkeit und die Anregung von Rhythmus, ob der Ductus hübsch ist, ist optional. (Das klaute ich mir aber halb zusammen von Kurt Schwitters, über dessen Kunstdefinition ich zum Glück schon sehr früh in meinem Leben stolperte)."
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"Das ist Charles Bukwoskis Kopf aus den Januar-Grafiken, bevor er bearbeitet wurde und die Wand um das Y-Grrrl aus der Februar Grafik erweitert wurde – in der sich fortlaufend verändernden Decollage - der Living-Art-Wall."
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"Ein eher technisches Detail - also ein designlastiges. Da die ganze Zusammenarbeit damit begann, dass ich mich um das Corporate Design des Ladens kümmern sollte, ist das auch Teil der Sache. Als mir die Gelegenheit offenbart wurde, auch direkten Einfluss auf das Interior-Design zu nehmen, nahm ich die Chance wahr Digital-/Print-Grafik mit dem Look des eigentlichen Raums zu verbinden. Ich wollte einen Rahmen schaffen, in dem Veränderung eine konstante Komponente ist. Zentrale Elemente aus der ebenfalls collageartigen Digital- und Print-Grafik des jeweiligen Monats lasse ich stets riesig groß drucken und tapeziere sie auf die Wand. Das Motive des vorigen Monats bearbeite ich abreißend oder schleifend, so dass sich im Raum eine sich fortlaufend verändernde und erweiternde Decollage entsteht - zu der sich natürlich auch immer wieder Beiträge der Gäste gesellen."