Mitmachprojekt Kesselbox Wie wir die Sicherheit von Stuttgarts Straßen messen
Schon 80 Freiwillige sind unserem Aufruf gefolgt und messen dieses Frühjahr mit der Kesselbox, wo in Stuttgart zu eng überholt wird. Fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmer erzählen, warum sie mitmachen.
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Studierende bei der Übergabe an Redakteur Jan Georg Plavec (rechts).
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„Ich bin leidenschaftlicher Fahrradfahrer und erlebe selber immer wieder Situationen im Straßenverkehr, die ich selber als gefährlich empfinde“, sagt Fabian Seiffert. Das hat ihn angetrieben, sich dem Kesselbox-Team an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg anzuschließen. Schließlich habe man ja oftmals nicht die Möglichkeit, selbst etwas für mehr Sicherheit im Radverkehr zu tun, sagt der 23-Jährige. Bei der Kesselbox kann Fabian Seiffert ganz spezielles Know-how einbringen: Er kümmert sich um das Gehäuse für die Technik. Seiffert konstruiert gerne Dinge und hat Erfahrungen im 3-D-Druck. Also hat er das Gehäuse für die Kesselbox optimiert. Es lässt sich nun leicht an Sattelstangen sowie Gepäckträgern montieren, ist außerdem robust und sieht obendrein schick aus. „Ich hoffe, dass ich auf diese Weise meinen kleinen Beitrag zur Entwicklung des Radverkehrs beitragen kann“, sagt der technikbegeisterte junge Mann.
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Von unserer Mitmachaktion hat Luciana Mugei auf Facebook erfahren – und war sofort angetan. „Ich unterstütze gerne Initiativen, die Stuttgart fahrradfreundlicher machen“, sagt die 44-Jährige. Regelmäßig werde sie von Autos knapp überholt – zum Beispiel in der Zeppelinstraße, unweit ihres Zuhauses in West. „Da parken Autos am Straßenrand, ein Bus kommt entgegen – und trotzdem muss der Autofahrer mich noch schnell überholen“, klagt Mugei. Die eingezeichnete Radspur hilft in solchen Fällen kaum weiter. Echte Sicherheit empfindet Luciana Mugei nur, wenn der Radweg baulich abgetrennt ist. Gefühlt habe die Sicherheit von Radfahrern auch mit der Tageszeit zu tun, sagt sie: „Im Berufsverkehr sind die Leute oft besonders gestresst“. Ob an dieser Vermutung etwas dran ist, wird unsere Aktion zeigen – man kann mit den erhobenen Daten auch schauen, ob im Berufsverkehr enger überholt wird als abends oder zur Mittagszeit.
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Seit dem vergangenen September wohnt Franziska Warnke im Lehenviertel. Ihr Fahrrad hat die 28-Jährige aus Frankfurt mitgebracht. Die hessische Großstadt gilt nicht eben als Eldorado für Radfahrende. Trotzdem wundert Warnke sich beim Radfahren immer wieder mal über Stuttgart: wenn sie an der Hauptstätter Straße eine gefühlte Ewigkeit wartet, ehe die Ampel für Radfahrer auf Grün schaltet. Oder wenn sie in den engen 30er Zonen von Autos geschnitten wird. „Man kriegt hier leider schnell signalisiert, dass man sich als Radfahrerin dem Auto unterzuordnen hat“, sagt Warnke. Auch solche Erfahrungen haben sie motiviert, an unserer Freiwilligenaktion mitzumachen. Zwar führt die Kesselbox nicht unmittelbar dazu, dass Autofahrer sie mit größerem Abstand überholen. Aber die damit gesammelten Daten können helfen, auf das Problem hinzuweisen. Darauf hofft Warnke; und deshalb fährt sie diese Woche mit der Kesselbox durch Stuttgart.
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Viele der Freiwilligen, die sich bei uns gemeldet haben, sind häufig in der Stuttgarter Innenstadt unterwegs. Bei Mathias Rosenauer ist es anders: Viermal in der Woche fährt der 51-Jährige von Stuttgart-Weilimdorf nach Waiblingen. Bei seiner Tour aus dem Stuttgarter Norden bis ins Remstal durchquert er mit seinem Pedelec unter anderem Feuerbach, Bad Cannstatt und Fellbach. 19 Kilometer ist die Strecke lang. Rosenauer versucht zwar, möglichst nur auf Radwegen zu fahren. Aber das klappe nicht immer, berichtet er. Wenn er auf der Straße fahre, „halten viele Autofahrer zu wenig Abstand beim Überholen“, stellt Mathias Rosenauer fest. Absicht unterstellt er niemandem: „Vielleicht können viele den Abstand auch nicht richtig einschätzen“. Der 51-Jährige erhofft sich, dass die Situation der Radfahrer auf Stuttgarts Straßen durch das Kesselbox-Projekt sichtbar gemacht wird und mehr Menschen das Problem erkennen.
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Maresa Schmid hat zwei Räder – eines mit Kindersitz und eines ohne. Wenn die 30-Jährige mit ihrer Tochter unterwegs ist, verhalten sich die Autofahrer oftmals rücksichtsvoller, hat sie beobachtet. Und wenn sie alleine unterwegs ist? „Ich werde nicht sehr oft beim Überholen von Autos geschnitten“, sagt Schmid, „vielleicht liegt das auch daran, dass Radfahrerinnen etwas besser behandelt werden“. Trotzdem sei der Unterschied zu ihrem früheren Wohnort Münster krass. „Dort ist das Fahrrad das Verkehrsmittel Nummer eins. Hier ist es das Auto“, berichtet Maresa Schmid. Stuttgart tue schon einiges, was die Stadt fahrradfreundlicher macht – Tempo 40 auf vielen Hauptstraßen gehört aus Schmids Sicht dazu. Allerdings müsste das auch allgemein anerkannt werden, zum Beispiel von Autofahrern. Generell sei Stuttgart auf einem guten Weg, sagt Schmid. Durch ihre Teilnahme am Kesselbox-Projekt will sie einen kleinen Beitrag dazu leisten.