Nachruf auf Thomas Züfle Die Stuttgarter Polizei verliert einen guten Chef
Der am Sonntag tödlich verunglückte Polizeipräsident Thomas Züfle hat in kurzer Zeit viel bewegt. Nicht nur seine Kollegen trauern um einen Ausnahmebeamten, von dem sie sagten: „Der Tom ist ein Guter.“
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Thomas Züfle hat Großes geleistet.
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Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn erklärte: „Thomas Züfle hat vor zwei Jahren seine Aufgabe in einer schwierigen Zeit angenommen und diese mit viel Augenmaß und einem hohen Maß an Kompetenz bewältigt. Durch seine ausgleichende und besonnene Handlungsweise hat er zur Befriedung der Stadtgesellschaft beigetragen. Dies gilt insbesondere auch für die Auseinandersetzungen beim Bahnprojekt Stuttgart 21.“ Er sei für ihn als Oberbürgermeister ein kompetenter und kluger Gesprächspartner gewesen, „weil Züfle Verständnis für das gehabt habe, was für das Klima in unserer Stadt wichtig ist.“ Kuhn weiter: „Wir sind ihm zu Dank verpflichtet. Sein Tod ist ein schwerer Verlust für die Landeshauptstadt und für die Polizei.“ Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Polizeipräsidium lobten sein soziales Gewissen und den mitmenschlichen Umgang, weil er immer den Menschen gesehen habe, ungeachtet seiner Position, ergänzte der Oberbürgermeister.
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Ordnungsbürgermeister Martin Schairer sagte: „Die Arbeit des Polizeipräsidenten und seiner Polizei hat dazu geführt, dass die objektive Sicherheitslage und das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger in Stuttgart außerordentlich gut sind. Hier ist die Stadt Thomas Züfle ausgesprochen dankbar.“ Ihm sei es durch seine besonnene Amtsführung gelungen, das Vertrauen in die Polizei zu stärken und das Verhältnis zwischen den Bürgern und der Polizei zu verbessern. Schairer hob hervor, dass es Thomas Züfle war, der zu den Gegnern des Bahnprojekts nach dem sogenannten Schwarzen Donnerstag, den 30. September 2010, die Distanz überwand und dazu beitrug, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Schairer: „Diese menschliche Kommunikationsfähigkeit zählte zu seinen herausragenden Eigenschaften.“
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„Die Polizei Baden-Württemberg hat mit dem Stuttgarter Polizeipräsidenten Thomas Züfle einen vorbildlichen, verlässlichen und geradlinigen Amtschef verloren“, sagt Innenminister Reinhold Gall. „Er hat sein Amt mit starker Persönlichkeit, sozialer Kompetenz und viel Erfahrung ausgefüllt. Züfle war ein Kommunikationstalent, tolerant im Denken und handelte mit Fingerspitzengefühl. Mein tief empfundenes Beileid gilt der Familie des Verstorbenen.“ Thomas Züfle habe das Amt des Präsidenten in schwierigen Zeiten angetreten. Er sei im Spannungsfeld von Kommunalpolitik, Öffentlichkeit und den Kollegen gestanden und habe die gegensätzlichen Interessen ausgleichen müssen. „Ihm ist es gelungen, dass die Stuttgarter Polizei nicht auf den Konflikt Stuttgart 21 reduziert wurde“, betonte Gall. „Thomas Züfle habe ich als neuen Polizeipräsidenten ausgesucht, weil ich ihm zutraute, die schwierigen Aufgaben dieses Amts zu meistern, und er hat mich nie enttäuscht“, so der Innenminister.
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Alexander Kotz, CDU-Gemeinderatsfraktionschef ist „noch völlig entsetzt“ über die Nachricht vom Tod des Polizeipräsidenten. „Es geht etwas für die Stuttgarter Polizei verloren“, sagt Kotz, der Züfle als „sehr engagierten Polizeipräsidenten“ erlebt hat. Er habe sich auch Themen angenommen, die gar nicht zwingend Polizeithemen gewesen seien. Kotz nennt hier zum Beispiel das Konfliktfeld Partyszene und Wohnen in der City. Züfles „ausgleichende Art und Weise“, sein Streben, Kompromisse zu finden, das werde der Stadt fehlen. „Ich hatte den Eindruck, dass ihm die Stadt als Ganzes am Herzen liegt“, sagt der Christdemokrat.
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„Die heutige Nachricht vom tragischen und plötzlichen Unfalltod von Polizeipräsident Thomas Züfle hat uns tief getroffen und berührt“, so die Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Silvia Fischer und Peter Pätzold. „Wir haben Herrn Züfle und seine Arbeit sehr geschätzt.“ Züfle habe immer an der Sache orientiert, unaufgeregt und mit viel Augenmaß gehandelt. Seine Anstrengungen, insbesondere im Umfeld der Demonstrationen von Stuttgart 21, waren geprägt von gegenseitigem Respekt und Achtung“, schreiben Fischer und Pätzold. „Mit seinem Tod verliert Stuttgart einen sehr geschätzten und versierten Polizeipräsidenten, aber auch einen angenehmen Mitmenschen.“ Es handele sich um einen „tragischen Verlust“. Fischer und Pätzold sprechen seiner Ehefrau und seiner Familie „unser tiefes Beileid aus“. Die Fraktionsvorsitzenden bedanken sich bei Züfle, „aber auch bei seinen Kolleginnen und Kollegen von der Stuttgarter Polizei für ihre gute und verständnisvolle Arbeit, die nicht immer leicht war“.
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Bernd Klingler, der FDP-Gemeinderatsfraktionsvorsitzende, war „richtig gehend geschockt“, als er erfahren hat, dass der Polizeipräsident bei einem Motorradunfall gestorben ist, wegen der Unachtsamkeit eines Autofahrers. „Er war zur falschen Zeit am falschen Ort, das ist ganz traurig“, sagt Klingler. Züfle hat er als einen Mittler erlebt, „der unter schweren Rahmenbedingungen Brücken gebaut hat“ und die Position des Polizeipräsidenten wieder in ein gutes Licht gerückt habe. „Er hatte stets ein offenes Ohr, wenn ich ihn getroffen habe“, sagt Klingler.
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Fraktionsvorsitzender Jürgen Zeeb, Freie Wähler: „Ich bedauere seinen Tod sehr“, sagt Jürgen Zeeb. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Stuttgarter Gemeinderat würdigt Thomas Züfle als Menschen, der „ein so ganz anderer Polizeipräsident war als man es bis dato gewöhnt war. Er war sehr ruhig, sehr sympathisch, zurückhaltend, fachlich kompetent – und er war glaubhaft.“ Züfle habe in seiner Position oft Prügel für andere einstecken müssen. „Es tut mir um ihn besonders leid.“
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Roswitha Blind, die Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion, ist von der Nachricht „erschüttert“ worden. Sie könne es noch gar nicht fassen. „Ich habe ihn als sehr ausgleichend, als sehr menschlich erlebt“, sagt Blind. „Wir waren damals froh, als er kam.“ Züfle habe dafür gesorgt, dass der Auseinandersetzung um Stuttgart 21 die Schärfe genommen wurde. Seine Fähigkeit zum Ausgleich, gepaart mit hoher Kompetenz, sei etwas ganz besonderes gewesen.
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Hannes Rockenbauch, Fraktionsvorsitzender von SÖS und Linke, kann es ebenfalls „noch gar nicht fassen“. Er bezeichnet den Tod Züfles als „tragisches Unglück“. Seine Gedanken seien bei der Familie des gestorbenen Polizeipräsidenten. „Stuttgart geht ein besonnener Polizeichef verloren“, sagt der Stuttgart-21-Gegner Rockenbauch. Es sei sein Verdienst gewesen, dass den Demonstranten seitens der Polizei eine andere Kultur entgegengebracht worden sei - „das wussten wir auch zu schätzen“. Trotz der unterschiedlichen Positionen sei ein menschlicher Umgang mit ihm möglich gewesen.
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„Die Stimmung ist unheimlich bedrückt, wir sind alle sprachlos“, berichtet Anja Prottengeier, die Vorsitzende des Bezirks Stuttgart der Deutschen Polizeigewerkschaft. Die Trauer sei groß, weil „wir einen sehr menschlichen Chef verloren haben, der ein offenes Ohr hatte und mit uns ein aufrichtiges Verhältnis pflegte.“ Der Führungsstil, der sich von seinem Vorgänger stark unterschieden habe, habe der Stuttgarter Polizei gut getan. Eigentlich seien Polizisten von Berufs wegen gewohnt, mit dem Tod umzugehen. Doch nun erlebten sie die Form der Trauer, wie jeder sie erlebt „ohne den polizeilichen Schutzmantel der Routine“, sagt Anja Prottengeier.
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Walter Burkart, der Kreisgruppenvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei und Personalrat, äußert sich tief getroffen: „Herr Züfle war nicht nur unser Präsident, der im vierten Stock der Hahnemannstraße sein Büro hatte, er war ein Kollege, der nah bei seinen Mitarbeitern war.“ Es sei für sie so, als habe man einen Menschen verloren, der einem ganz nah gestanden habe, nicht nur einen Behördenleiter. Es sei gerade für ihn und die Kollegen nicht vorstellbar, wie dieser Präsident zu ersetzen sei. „Er war ein kommunikativer Mensch, der dafür gesorgt hat, dass viele mögliche Konfliktsituationen erst gar nicht zu Konfliktsituationen geworden sind.“ Burkart erinnert auch an Züfles Verdienst, „aus polizeilicher Sicht Stuttgart 21 befriedet“ zu haben. Hier habe Züfle neue Maßstäbe gesetzt und Ruhe und Akzeptanz reingebracht. „Das hat jeder Einsatzkraft gut getan.“ Züfle, so Burkart weiter, war „ein Glücksfall für die Stuttgarter Polizei und die Polizei im Land – seine Stimme ist gehört worden.“
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Christian Hermes, Dompfarrer und Stuttgarter Stadtdekan: „Der unerwartete Tod unseres Stuttgarter Polizeipräsidenten Thomas Züfle macht mich persönlich traurig und betroffen. Seit seinem Amtsantritt hat Thomas Züfle viel für die Entwicklung der Stuttgarter Polizei getan. Mit seiner offenen, menschlichen und ganz unprätentiösen Art hat er nach der schwierigen Zeit der Auseinandersetzungen um Stuttgart 21 der Polizei ein freundliches Gesicht und eine gute Perspektive gegeben. Immer wieder haben wir uns auf einen Kaffee getroffen und uns über Gott und die Welt ausgetauscht. Das waren sehr herzliche und für ihn wie für mich wohltuende Momente. Thomas Züfle hat mich, und ich glaube auch viele Bürger dieser Stadt, beeindruckt. Er war ein „good cop“, mit viel Erfahrung und viel Herz. Wir werden ihn mit Dankbarkeit in Erinnerung behalten. Meine Anteilnahme gilt seiner Familie, seinen Freunden und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Im Gebet werden wir an ihn und an alle denken, die um ihn trauern.“
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Der Stadtdekan der evangelischen Kirche Stuttgart, Hans-Peter Ehrlich, schreibt: „Thomas Züfles tödlicher Verkehrsunfall erfüllt mich mit Bestürzung und Trauer. Als Polizeipräsident hat er durch seine unaufgeregte und den einzelnen Menschen zugewandte Art das vielen Stuttgartern verloren gegangene Vertrauen in ihre Polizei wiederherstellen können. Er hat die Polizei klug und umsichtig und auch mit Herz und Verstand geleitet. Erst dieses Jahr hat er bei der Investitur des neuen Leiters der Notfallseelsorge Stuttgart in der Gedächtniskirche den Einsatz der Notfallseelsorge der Kirchen gewürdigt und das verbindende der helfenden Berufe betont. Er bleibt mir als ein Mann mit hoher Sachkenntnis, Freundlichkeit und menschlicher Wärme in Erinnerung.“
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Landespolizeipräsident Wolf Hammann sagte: „Das Polizeipräsidium Stuttgart steht täglich mit über 2.000 Menschen für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger ein. Thomas Züfle hat im Konflikt um Stuttgart 21 klargestellt, dass alle Menschen in dieser Stadt friedlich demonstrieren können, aber Gewalt nicht geduldet wird.“ Er verliere mit Züfle einen Wegbegleiter, der die Fähigkeit und den Mut hatte, auch hinter den Horizont zu schauen und neue Wege zu gehen. Hervorzuheben sei der transparente Führungsstil ergänzt durch präzise Urteilsfähigkeit.