NS-Euthanasie in Bietigheim Die Menschen, nach denen lange keiner fragte
Eine Ausstellung erinnert an die Bietigheimer Opfer der Patientenmorde – und wirft die Frage auf, was ihr Schicksal für ethische Fragen der Gegenwart bedeutet.
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Foto privat/Stadtarchiv Bietigheim-Bissingen
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Eugen Brust mit Gitarre. Im Juni 1940 wurde er in der Tötungsanstalt Grafeneck umgebracht.
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Erna Unkel, Tochter des Bietigheimer Ortsbauernführers, als Schülerin. 1942 traten bei der jungen Frau akute psychische Krankheitssymptome auf, ihr Vater brachte sie in die Anstalt Winnetal in Winnenden. Erna Unkel starb dort am 2. Februar 1945 – wohl als Opfer der „dezentralen Euthanasie“, bei der Patienten durch systematische Vernachlässigung, Unterernährung oder Medikamente umgebracht wurden. Sie wog vor ihrem Tod nur noch etwas über 30 Kilogramm.
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Schulhefte und die Schultasche von Erna Unkel.
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Marie Sick, Mutter von fünf Kindern, wurde in der Tötungsanstalt Grafeneck umgebracht. Auf der Sterbeurkunde, ausgestellt von einem in Grafeneck eingerichteten Sonderstandesamt, wird unter falschem Sterbedatum und falschem Namen des Standesbeamten „Herzschlag“ als Todesursache angegeben. Die Frau eines Bissinger Gipsers war manisch-depressiv gewesen und hatte vor ihrer Deportation in der Psychiatrie in Weissenau gelebt.
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Lydia Mack (das Mädchen vorne rechts) galt als Heranwachsende als „sehr fromm veranlagt, fleißig, anständig, gutmütig und ruhig“. Wegen Erregungszuständen und religiös motivierten Schuldgefühlen kam sie 1925 in die Psychiatrie in Weinsberg, 1939 wurde sie nach Weissenau verlegt. Am 5. Dezember 1940 wurde Lydia Mack nach Grafeneck deportiert und ermordet.
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Gustav Strenger war, vermutlich als Folge einer Hirnhautentzündung im Kindesalter, rechtsseitig gelähmt. Er arbeitete bei den Deutschen-Linoleum-Werken (DLW) als Hilfsarbeiter, 1928 kam er in die Anstalt Weinsberg. Am 16. Juli 1940 wurde er nach Grafeneck deportiert und am gleichen Tag ermordet. Seinen Tod beurkundete der dortige Standesbeamte unter falschem Namen für den 1.8.1940.
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Frida Ziegelmaier (links), Tochter eines Bietigheimer Korbmachers, litt an Epilepsie, wahrscheinlich in Folge eines Impfschadens. Als ihre Eltern starben, wurde sie in der “Heil- und Pflegeanstalt für Schwachsinnige und Epileptiker“ in Stetten untergebracht. Am 29. November 1940 wurde sie nach Grafeneck deportiert und am gleichen Tag umgebracht.