Pornografie im Internet Im Netz der nackten Tatsachen
Gucken nur Männer Pornos? Wer sind die Porno-Weltmeister? Macht Pornografie blöd? Bedroht der virtuelle Sex die Jugend? Führt exzessiver Porno-Konsum zur Verrohung? Fragen und Antworten zum einem immer aktuellen und kontrovers diskutierten Thema.
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„Sex sells“ – „Sex verkauft sich“: Was für die gute alte Werbung galt, gilt heute umso mehr für das Internet.
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43 Prozent aller Internet-Nutzer weltweit schauen sich Pornos an. 35 Prozent des gesamten Online-Datenverkehrs und acht Prozent aller E-Mails beinhalten pornografisches Material.
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25 Prozent aller Anfragen im World Wide Web kreisen um das Thema Pornografie und Sex. Allein in Deutschland sind das schätzungsweise 68 Millionen Suchanfragen pro Tag.
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60 Prozent aller Webseiten-Besuche in Deutschland sind sexuell motiviert. Rund 200 Websites mit Sex-Themen werden jeden Tag neu ins www. gestellt und sind hierzulande jederzeit abrufbar.
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Der durchschnittliche deutsche Porno-Gucker klickt bevorzugt Clips der Rubrik „Mom“, Teen“, „Milf“ („Mom I’d Like to F . . .“, vulgärer Ausdruck für attraktive Frauen mittleren Alters), „Dirty Talk“ und „Step Mom“ (Stiefmutter). Bei den 18 bis 24-jährigen Nutzern rangiert „Hetai“ (japanische Manga-Comics mit pornografischem Inhalt) ganz vorn.
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Männer stellen mit rund 70 Prozent die große Masse der Porno-Enthusiasten. Doch Frauen holen auf. Mittlerweile sehen gut 30 Prozent der weiblichen Nutzer im Netz Sex-Filme. (www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Fachpublikationen/Pornografie_neue_medien.pdf).
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Nach einer Studie der Frauenzeitschrift „Marie Claire“ (www.marieclaire.com/the-porn-project) schaut jede dritte Frau einmal pro Woche Pornofilme. Weitere 30 Prozent nutzen entsprechende Online-Angebote gleich mehrfach im Monat. Zwei Drittel der rund 3000 Befragten lassen ihren Partner allerdings niemals an ihren intimen Vergnügungen teilhaben. Das restliche Drittel tut es ab und zu.
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Die Deutschen sind laut einer Studie der Online-Analysten „Netzsieger“ unangefochtene Weltmeister im Porno-Gucken (www.netzsieger.de/ratgeber/porno-und-finanzen). Nach Untersuchungen des britischen Marktforschers SimilarWeb (www.similarweb.com/top-websites/category/adult) entfallen 12,5 Prozent des gesamten Internet-Trafic hier zu Lande auf Sex-Seiten – so viel wie in keinem anderen Staat (es folgen Spanien mit 9,5 und Großbritannien mit 8,5 Prozent). Der globale Durchschnitt liegt bei 7,7 Prozent, die USA als größter Produzent von Porno-Filmen kommen auf eine Quote von 8,3 Prozent.
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Gerade mal drei Prozent der Porno-Seiten fragen nach dem Alter der Nutzer. Um Pornos zu gucken braucht niemand eine Betriebsanleitung, weshalb das Einstiegsalter der Erstkonsumenten bei elf (!) Jahren liegt. Zwar wird man beim Anklicken einer Website gefragt, ob man volljährig sei. Aber ein Klick auf „Ja“ genügt und schon ist man als unbedarfter Heranwachsender in der verführerisch-verwirrenden Welt der Fleischbeschau.
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Die meisten Porno-Gucker in Deutschland sind zwischen 18 und 24 sowie 25 und 34 Jahre alt. Der Montag ist bei Usern besonders beliebt, der Samstag eher weniger. Bei den Monaten hat der Januar die Nase vorn, im August ist das Interesse an Schmuddelseiten eher mau.
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Der deutsche Durchschnittsmann verweilt circa acht Minuten auf einer Online-Sex-Seite. Unter diesem Schnitt liegen Ostdeutsche (Abweichungen von bis zu 30 Sekunden). Baden-Württemberger liegen um eine Sekunde über dem Durchnitt (www.netzsieger.de/ratgeber/internet-pornografie-statistiken).
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Am häufigsten werden Porno-Seiten zwischen 22 und 00 Uhr geklickt. Aber auch am Nachmittag (14 bis 18 Uhr) können sich die Zugriffszahlen sehen lassen. Das liegt auch daran, dass sich 20 Prozent der männlichen und 13 Prozent der weiblichen Arbeitnehmer erotische Online-Inhalte im Büro heimlich anschauen (www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article153467252/Wie-beim-Tatort-der-Porno-Konsum-kollabiert). Wird man dabei erwischt, droht die fristlose Kündigung wegen unerlaubter Nutzung des Internets zwecks unsittlicher Erregung.
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Auch wenn 70 Prozent der deutschen Männer regelmäßig Pornos anklicken, gibt es zwei Anlässe, die noch wichtiger sind als sexuell motivierte virtuelle Zerstreuung und Entspannung: Fußball und hohe Festtage. Laut Statistik (www.netzsieger.de/ratgeber/internet-pornografie-statistiken) brechen die Zugriffszahlen auf Sex-Websites bei wichtigen Fußballspielen um bis zu 40 Prozent ein. Auch an Weihnachten und Neujahr spielen Pornos kaum eine Rolle. Da gehört das Interesse der Männer vornehmlich ihren Partnerinnen und Familien.
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Gläubige Menschen sind vielfach – trotz anschließender Gewissensbissen – eifrige Porno-Gucker. Der US-Internetseite „Online MBA“ (www.onlinemba.com/about) zufolge ist dieses Phänomen in den USA weit verbreitet. Nirgendwo im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird so viel Schmuddel angeguckt wie in Utah, dem erzkonservativen Heimatstaat der Mormonen.
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Nach Angaben der „Bravo – Dr.-Sommer-Studie 2016“ (www.presseportal.de/pm/13440/3233207) haben die Hälfte der 15-jährigen Jungen und ein Drittel der Mädchen im selben Alter bereits Pornografie angeschaut. Rund 45 Prozent der 16- bis 19-Jährigen konsumieren mindestens einmal pro Monat Pornos. Die große Mehrheit nutzt das stationäre Internet (PC und Laptop, 85 Prozent). Mobilgeräte wie Handy und Tablett bevorzugen 30 Prozent der Mädchen und 41 Prozent der Jungen.
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Vom ersten Sex-Filmchen „Le Coucher de la Marie“ aus dem Jahr 1896 („The first adult movie ever made“, www.youtube.com/watch?v=UMraExQmgnM) in dem ein harmloser weiblicher Striptease gezeigt wird, bis zu den Hardcore-Filmen von heute war es ein langer Weg. 1899 wurde in Berlin das erste Sex-Kino eröffnet: das „Abnormitäten- und Biograph-Theater“ mit 158 Sitzplätzen. Fortan konnte Man(n) ganz anonym seinen erotisch-optischen Vorlieben nachgehen.
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Auf die FKK-, Schwedinnen- und Lederhosen-Welle (Szene aus dem 1970er-Jahre-Film „Geh zieh dein Dinrdl aus“) und den Aufklärungsfilmen („Helga – Vom Werden des menschlichen Lebens“, 1967; „Mein Mann das unbekannte Wesen“, 1970) folgten die ersten „harten“ Pornos „Made in USA“. Ein cineastischer „Meilenstein“ in der globalen „Pornoisierung“ war der US-Streifen „Deep Throat“ (1972), der mit einem Budget von 22 500 Dollar und einem Einspielergebnis von gut 600 Millionen Dollar als erfolgreichster Porno-Streifen aller Zeiten gilt.
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Das mit rund 145 Millionen Views meistgeklickte Sex-Tape zeigt Kim Kardashian 2007 mit ihrem damaligen Freund, dem Rapper Ray J, beim Liebesakt im Bett. In Deutschland steht der Reality-Star aus den USA nur an zehnter Stelle der meistgeklickten Frauen auf Porno-Websites. latz eins: eine 24-jährige Magedburgerin mit Künstlernamen Lexy Roxx. Ohnehin sind deutsche User sehr heimatverbunden. Vier von fünf Top-Porno Suchbegriffen beinhalten das Wort „German“.
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21,2 Milliarden-mal wurde im Jahr 2015 die Website „Pornhub“ (www.pornhub.com/insights/pornhub-2015-year-in-review) angeklickt (6700-mal in der Sekunde). Dabei wurden fast 88 Milliarden Videos angeschaut. Bei 7,44 Milliarden Erdbewohnern sind das umgerechnet zwölf Pornos pro Person und Tag (Szene aus einem deutschen erotischen Kurzfilm, vorgestellt beim 20. Stuttgarter Filmwinter 2007).
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2015 wurden auf „Pornhub“, der Nummer zwei der virtuellen Porno-Welt, eine Datenmenge von fast 1,9 Petabyte abgerufen (www.pcgameshardware.de/Internet-Thema-34041/News/Pornhub-Jahresrueckblick-2015-1183047). Das sind 75 Gigabyte pro Sekunde (zum Vergleich: Die Startseite von „Spiegel Online“, der meist frequentierten Web-Nachrichtenseite in Deutschland, verursacht ein Datenvolumen von 200 Kilobyte (rund 0,000190735 Gigabyte). 1,9 Petabyte entsprechen rund 4,4 Milliarden Stunden Erotikfilme.
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Machen Pornos dumm? Forscher des Max-Planck-Institus für Bildungsforschung und der Psychiatrischen Universitätsklinik der Berliner Charité sind dieser Frage 2014 in einer Studie nachgegangen (www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2014/06/wer-viele-pornos-schaut-hat-ein-kleineres-belohnungssystem). Das Ergebnis: Exzessiver Porno-Konsum kann zum Schrumpfen bestimmter Hirnareale führen. Bei 64 untersuchten erwachsenen Männer zeigte sich, dass ihr „Corpus striatum“ kleiner wird je mehr Sex-Tapes sie sich anschauten. Das Striatum ist jene Hirnregion, die für Motivation und Emotionen zuständig ist. Je mehr stimulierende Bilder angeschaut wurden, desto stärkere mit Belohnung verbundene Anreize waren nötig, damit sich der Proband wohl fühlte. „Das könnte bedeuten, dass der regelmäßige Konsum von Pornografie das Belohungssystem gewissermaßen ausleiert“, resümieren die Wissenschaftler.
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Im Kampf um Marktanteile und Klicks werden Pornofilme immer gewaltätiger und drastischer. Gewaltverherrlichende, sado-masochistische, erniedrigende und frauenverachtende Szenen gehören längst zum Standardrepertoire der Porno-Industrie. Die britische Soziologin und Aktivistin der Anti-Porno-Bewegung Gail Dines (gaildines.com) warnt: „Da wächst eine Generation von Jungen Männern mit grausamen, gewalttätigen Porno-Filmen auf. Das wird einen erheblichen Einfluss auf ihre Sexualität, ihr Verhalten und ihre Einstellung Frauen gegenüber haben.“