Rund um die Ausbildung Berufsausbildung von A bis Z
Am 1. September ist Ausbildungsstart in Baden-Württemberg. Im A bis Z stimmen wir angehende Azubis darauf ein. Ein kleiner Vorgeschmack: Mit dem Ausbildungsausweis lässt sich bares Geld sparen und für Minderjährige gelten spezielle Arbeitszeitregeln.
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Fertig mit der Schule – was nun? Eine duale Ausbildung ist für viele junge Menschen der richtige Start ins Berufsleben.
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A wie Ausbildungswege Die klassische duale Ausbildung findet in Betrieb und Berufsschule statt. Wenn ein kleiner Ausbildungsbetrieb nicht alle Fertigkeiten selbst vermitteln kann, wird die betriebliche Ausbildung durch überbetriebliche Lehrgänge an Werkstätten der Innungen und Kammern ergänzt. Etwas anderes ist die außerbetriebliche Ausbildung: Diese staatlich finanzierte Form richtet sich an junge Menschen, die nach der Schule oder dem Abbruch einer Lehre keinen Ausbildungsbetrieb finden. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) vermittelt die Betroffenen an außerbetriebliche Einrichtungen, etwa Fach- und Technikerschulen, kirchliche Einrichtungen wie das Christlich Jugenddorf (CJD) oder Berufsförderungs- und Berufsbildungswerke sowie Werkstätten für behinderte Menschen.
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B wie Berufe Es gibt rund 270 Ausbildungsberufe im Bereich der Industrie- und Handelskammern und 130 Lehrberufe im Handwerk. Dazu kommen die freien Berufe wie Dolmetscher, Hebammen oder Rechtsanwaltsfachangestellte. Die meisten jungen Menschen wollten 2017 Büro- oder Einzelhandelskaufleute sowie Verkäufer werden. Die drei beliebtesten Ausbildungsberufe bei jungen Frauen waren Bürokauffrau, medizinische oder zahnmedizinische Fachangestellte. Bei jungen Männern lag Kfz-Mechatroniker vor Elektroniker und Fachinformatiker. Eine Ausbildung zum Geigenbauer, Diamantenschleifer oder Holzbildhauer haben 2017 bundesweit nur je drei junge Männer oder Frauen begonnen.
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C wie CET Deutschland wird im Ausland für die duale Ausbildung beneidet. Das Prinzip ist längst zum Exportmodell geworden: Das Center for European Trainees (CET) berät und betreut nicht nur junge Menschen aus Spanien und Italien bei einer Ausbildung in Baden-Württemberg. Die Servicestelle des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Esslingen unterstützt diese beiden südeuropäischen Länder auch bei der Entwicklung eigener dualer Ausbildungsformen und damit auch bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit.
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D wie Digitalisierung Weil viele Stellen mitreden, dauert es lange, bis ein traditionelles Berufsbild entstaubt und eine Ausbildungsordnung überarbeitet ist. Entsteht ein ganz neuer Ausbildungsberuf, ist der Aufwand noch größer. Doch in diesem Jahr ist es so weit: Die Kaufmänner und -frauen im E-Commerce starten. In der Ausbildung werden digitale Kompetenzen vermittelt, sodass der Beruf zum Pendant des traditionellen Kaufmanns im Netz wird. Doch nicht nur bei Groß- und Einzelhandel ist das Interesse groß. Auch die Reisebranche, Buch- und Zeitungsverlage, das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Banken- und Versicherungen könnten den ersten komplett neuen kaufmännischen Ausbildungsberuf seit zehn Jahren schon bald ausbilden.
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E wie Einstiegsqualifizierung Als neue Brücke in die Ausbildung hat sich in den vergangenen Jahren die Einstiegsqualifizierung (kurz: EQ) etabliert. Während eines sechs- bis zwölfmonatigen Langzeitpraktikums werden Jugendliche dabei speziell gefördert. Besonders junge Menschen mit Fluchthintergrund nutzen dieses Modell, um sich sprachlich und fachlich auf eine Ausbildung vorzubereiten.
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F wie Flüchtlinge Sie schließen Lücken, die fehlende einheimische Bewerber gerissen haben. Seit 2016 haben in Baden-Württemberg rund 3500 junge Menschen aus Syrien, Eritrea, Afghanistan oder einem der anderen der Hauptherkunftsländer einen Lehrvertrag unterschrieben. Auch Personen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, sind durch die 3+2-Regel für die Dauer einer dreijährigen Lehrzeit sowie zwei weitere Jahre bei Übernahme vor der Abschiebung geschützt. Vor allem im Handwerk sind Ausbildungsbetriebe froh über engagierten Nachwuchs aus der Ferne.
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G wie Gymnasiasten Obwohl Kammern und Betriebe regelmäßig einen „Akademisierungswahn“ beklagen, ist die Zahl der Abiturienten in der dualen Ausbildung zuletzt gestiegen. Das hängt auch mit den noch wachsenden Schülerzahlen an den Gymnasien zusammen. Doch auch Abiturienten, die zunächst ein Studium aufnehmen, dann aber abbrechen, werden immer stärker von den Ausbildungsbetrieben umworben. In der Region Stuttgart können Studienabbrecher über die Programme Speed-IT und Speed-Finance verkürzte Ausbildungen zum Fachinformatiker und zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen absolvieren.
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H wie Handwerk Das Handwerk kann sich getrost einen Vorreiter für die Berufsausbildung nennen. Lange bevor die Industrialisierung in Europa einsetzte, gab es in Städten bereits Ansätze einer geordneten Berufsausbildung. Geregelt wurde die praktische Ausbildung über die Zünfte als Berufsvereinigungen von Handwerkern wie Weber, Bäcker, Schuster oder Schmied. Sie führten auch Abschlussprüfungen durch. Die Bundeszentrale für politische Bildung spricht in diesem Zusammenhang sogar von „Berufserziehung“, weil Lehrlinge damals nicht nur durch den Meister in einem bestimmten Beruf unterrichtet wurden, sondern auch am familiären Leben des Meisterhaushalts teilnahmen.
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I wie IHK Die Industrie- und Handelskammer ist neben der Handwerkskammer die zweite große Organisation hinter der dualen Ausbildung. Im Südwesten gibt es acht Handwerkskammern und zwölf IHKs sowie die übergeordneten Dachorganisationen Handwerkstag (BWHT) und Industrie- und Handelskammertag (BWIHK). Sie stehen Azubis wie Betrieben zur Seite – das beginnt bei der Berufsberatung und reicht über alle Prüfungsfragen bis hin zur Lösung von Problemen bei der Ausbildung.
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J wie Jahrgang Die duale Berufsausbildung ist noch lange kein Auslaufmodell, wie die Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen: Von den rund 320 000 jungen Männern und Frauen, die im Jahr 2016 eine berufliche oder akademische Ausbildung oder eine schulische Weiterbildung in Baden-Württemberg aufgenommen haben, entschieden sich mehr als die Hälfte für den beruflichen Weg: 30 Prozent begannen eine Berufsausbildung, und 22 Prozent wechselten von der Schule in den sogenannten Übergangsbereich zur Integration in Ausbildung, zum Beispiel auf eine Berufsfachschule, in berufsvorbereitende Bildungsgänge oder in ein Berufsvorbereitungsjahr. Jeweils rund 24 Prozent entschieden sich direkt für ein Studium beziehungsweise für den Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung etwa an einer Fachoberschule oder am Fachgymnasium.
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K wie Karriere Es kann, muss aber nicht immer der Meister sein, der auf den Gesellenbrief folgt: Allein das Handwerk bietet nach eigenen Angaben mehr als 150 Fortbildungswege vom Kfz-Servicetechniker über den kaufmännischen oder technischen Fachwirt bis zur CNC-Fachkraft. Dem beruflichen Aufstieg sind heutzutage keine Grenzen gesetzt.
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L wie Lehrjahre „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, wurde früher gern vom Handwerksmeister gesagt, wenn der Lehrling nicht so wollte wie verlangt. Der Spruch bezieht sich nicht nur auf die Belastung, sondern auch auf das Gehalt: Am schlechtesten verdienen nach wie vor Friseure, die mit höchstens 400 Euro einsteigen und selbst im dritten Lehrjahr kaum über 600 Euro hinauskommen. „Großverdiener“ unter den Azubis sind dagegen Fluglotsen: Sie bekommen in der ersten Hälfte ihrer dreijährigen Ausbildung mit rund 940 Euro zwar nicht unbedingt mehr als Bankkaufleute, Elektroniker oder Mechaniker. Doch wenn die Lotsen nach anderthalb Jahren in einem Tower oder Center ihre ersten Kommandos geben, werden sie mit stattlichen 4500 Euro brutto im Monat entlohnt. Die Verantwortung ist entsprechend hoch. Wenn man weit in die Vergangenheit zurückblickt, wurde in der Ausbildung eine sogenannte Ausbildungsentschädigung gar nicht an den Azubi selbst gezahlt, sondern von seinen Eltern an den Lehrbetrieb; für den entstandenen Aufwand, den der Lehrling und seine Einarbeitung bedurften.
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M wie Missstände Das Positive zuerst: Laut jüngstem Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) sind zwei Drittel aller Azubis mit ihrer Lehre zufrieden. Doch der Rest beklagt teils erhebliche Missstände wie das Fehlen oder Nichteinhalten eines betrieblichen Ausbildungsplans, den Dauereinsatz in ausbildungsfremden Tätigkeiten, etwa Botengänge oder Einkäufe für den Chef, sowie regelmäßige Überstunden. „Es geht darum, einen Beruf zu erlernen, und nicht darum, gewinnbringend tätig zu sein“, mahnt die Gewerkschaft.
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N wie Nachwuchsmangel In jedem dritten Unternehmen in Baden-Württemberg bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt. Dieses Ergebnis einer Umfrage in 1700 Ausbildungsbetrieben hat der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) im Juli vorgelegt. Am schwersten bei der Bewerbersuche tun sich das Hotel- und Gaststättengewerbe, Verkehrsbetriebe und die Baubranche. Auch im Handwerk suchen viele Bäckereien, Friseure, Elektro- oder Sanitärbetriebe vergeblich nach Bewerbern.
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O wie Ordnung Ausbildungsordnungen legen in Deutschland die einheitlichen Standards der betrieblichen Ausbildung fest. Ein gelegentlicher Blick in die jeweilige Ausbildungsordnung und den angehängten Ausbildungsrahmenplan empfiehlt sich nicht nur jedem Ausbilder, sondern auch allen Azubis.
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P wie Prüfung Wie lange dauert es bis zur Facharbeiter- oder Gesellenprüfung? In der Regel zwischen zwei und dreieinhalb Jahren. Es gibt aber auch Ausnahmen. Schneller geht es etwa, wenn schon Qualifikationen aus einem abgebrochenen Studium vorhanden sind. Die Erzieher-Ausbildung dauert je nach Ausbildungsmodell vier bis fünf Jahre.
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Q wie Quereinsteiger Es gibt „heimliche Fachkräfte“, die ihren Job zwar können, aber nie eine formelle Berufsausbildung im gleichen Bereich absolviert haben. Sie können über das Programm Valikom (Validierung von Kompetenzen) der IHK und Handwerkskammern ein Zertifikat erwerben. Das verbessert die Job- und Verdienstchancen.
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R wie Regeln Generell unterscheiden sich die Regelungen zu Arbeitszeit und Urlaub wenig von denen normaler Mitarbeiter. Der DGB rät Azubis, sich bei ihrem Betriebsrat oder einer zuständigen Gewerkschaft zu erkundigen, ob und welche tarifvertraglichen Regelungen es im speziellen Fall gibt. Ausnahmen gelten allerdings für minderjährige Azubis. Sie fallen unter das Jugendarbeitsschutzgesetz und dürfen nur in Ausnahmefällen mehr als acht Stunden täglich oder 40 Stunden in der Woche arbeiten; Samstage sowie Sonn- und Feiertage bleiben außer in der Landwirtschaft und in der Gastronomie arbeitsfrei. Es gilt ein Beschäftigungsverbot zwischen 20 und 6 Uhr, wobei auch hier Ausnahmen möglich sind, etwa in der Gastronomie, im Hotelgewerbe, in Krankenhäusern, in Betrieben mit dauerhafter Schichtarbeit oder in Bäckereien. Zwischen Arbeitsende und Arbeitsbeginn müssen aber immer mindestens zwölf Stunden ununterbrochene Ruhezeit liegen, damit Erholung gewährleistet ist.
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S wie Start Ausbildungsbeginn ist abhängig vom Bundesland meist am 1. August oder am 1. September wie in Baden-Württemberg. Das schließt aber nicht aus, dass eine Lehre später begonnen wird. In der Regel ist ein Einstieg noch bis Ende Dezember möglich. Voraussetzung ist laut dem Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), dass die jungen Menschen bereit sind, in der Berufsschule einiges nachzuholen.
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T wie Teilzeitausbildung Dieses Angebot richtet sich vor allem an Alleinerziehende und Menschen, die nahe Angehörige pflegen und daher nicht genug Zeit für eine Vollausbildung haben. In der Regel sind nicht die Berufsschulzeiten verkürzt, sondern die Arbeitsphasen im Betrieb. Beträgt die wöchentliche Ausbildungszeit inklusive Berufsschulunterricht mindestens 25 Stunden, ändert sich an der Ausbildungsdauer nichts. Beträgt sie nur 20 Stunden, verlängert sich die Ausbildungsdauer um ein Jahr.
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Ü wie Übernahme Die Aussichten der jungen Fachkräfte, vom Ausbildungsbetrieb übernommen zu werden, sind zuletzt sukzessive gestiegen: Quer durch alle Betriebsgrößen kletterte die Übernahmequote laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von 56 Prozent im Jahr 2006 auf 68 Prozent 2016. Während Azubis Kleinstbetrieben nur zu 58 Prozent die Treue hielten, lag die Übernahmequote bei Großbetrieben (über 500 Mitarbeiter) 2016 bei 76 Prozent. Das dürfte auch daran liegen, dass Gesellen oder Facharbeiter oft aus eigenem Antrieb den Arbeitgeber wechseln.
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V wie Vorsorge Ein Lehrling braucht vom ersten Tag an eine Krankenversicherung, denn er ist nicht mehr bei den Eltern mitversichert. Hier lohnt sich ein Vergleich, sofern der Betrieb nicht die Krankenkasse vorgibt. Wer mit vermögenswirksamen Leistungen spart, kann von Staat und Arbeitgeber etwas dazubekommen. Einfach bei der Personalabteilung nachfragen, empfiehlt die Deutsche Vermögensberatung. Als wichtigste freiwillige Absicherung raten Experten zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Auch mit der Rente sollte sich ein Azubi frühzeitig auseinandersetzen, um später keine böse Überraschung zu erleben.
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W wie Wissenswertes Der Azubi-Ausweis wird von der Berufsschule ausgestellt und kann seinem Besitzer bares Geld sparen: Das fängt bei günstigeren Nahverkehrstickets an und reicht vom Abonnement für den Streamingdienst im Netz oder der Tageszeitung bis zum Smartphonetarif. Nachfragen lohnt sich auf jeden Fall. Das gilt auch für Wohngeld, Fahrtkostenzuschüsse oder Berufsausbildungsbeihilfe, kurz BAB. Diesen Zuschuss gewährt die Bundesagentur für Arbeit unter bestimmten Voraussetzungen, etwa wenn ein Azubi nicht mehr bei seinen Eltern leben kann, aber zu wenig Geld für den eigenen Unterhalt verdient.
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X wie XL oder XS Sollte der Azubi zur Ausübung seines Jobs spezielle Schutzkleidung benötigen, etwa Schutzbrillen oder Arbeitsschutzschuhe, dann muss der Ausbildungsbetrieb diese kostenlos zur Verfügung stellen.
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Y wie Generation Y Spätestens seit der Generation Y, den ab 1980 Geborenen, genießt das Thema „Work-Life-Balance“ einen hohen Stellenwert im Arbeitsleben. Dass sehen auch die heutigen Schulabgänger nicht anders. Dieser Mentalität entsprechend, müssen die Ausbildungsbetriebe heute andere Angebote machen als in früheren Zeiten. Das muss weder Dienst-Smart noch Dienst-Smartphone sein. Geregelte Arbeitszeiten, angenehmes Betriebsklima und Kinderbetreuung sind dagegen sinnvolle Anreize.
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Zweite Chance Ausbildungsbetriebe werben immer stärker um Studienabbrecher. Eine andere Zielgruppe sind junge Erwachsene, die noch keine Erstausbildung haben. Über das Förderprogramm „Zukunftsstarter“ der Bundesagentur für Arbeit bekommen Menschen bis zum 35. Lebensjahr, die sich für eine Ausbildung entscheiden, und ihre Ausbildungsbetriebe finanzielle Anreize.