Saisonrückblick zum VfB Stuttgart Achterbahnfahrt zum Aufstieg
Der VfB Stuttgart ist wieder Erstligist. Hinter ihm liegt eine von Höhen und Tiefen geprägte Saison, die so einige Nerven gekostet haben dürfte. Wir blicken auf die Runde zurück – kommen Sie mit auf eine Achterbahnfahrt zum Aufstieg!
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Unser großer Saisonrückblick zum VfB Stuttgart – die Achterbahnfahrt zum Aufstieg in Bildern.
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Mitgliederversammlung 2019: Noch bevor die Saison ihren Anfang nahm, legte der VfB eine erste Bruchlandung hin. Die Mitgliederversammlung am 14. Juli ging in die Geschichte ein. Aufgrund der „WLAN-Panne“ musste sie abgebrochen werden – nachdem stundenlang versucht wurde, die technischen Hürden zu meistern. Erfolglos. Der VfB blamierte sich bis auf die Knochen – deutschlandweit mutierte der Absteiger zur Lachnummer.
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Mitgliederversammlung 2019: Dieses peinliche Ereignis sollte noch unter anderem einen Rechtsstreit mit dem Technik-Anbieter nach sich ziehen, hatte aber auch unmittelbare Folgen. Der ungeliebte Präsident Wolfgang Dietrich, der sich auf der Veranstaltung flammenden Reden der Mitglieder ausgesetzt sah und dem nicht wirklich etwas entgegenzusetzen hatte, trat am Tag danach zurück. Ohne zuvor Rücksprache mit dem Club zu halten. Stunden zuvor hatte er sich gramgebeugt von Personenschützern aus der Arena bringen lassen.
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Saisonauftakt 2019/20: Das erste Heimspiel stand an. Zuvor fand die traditionelle Karawane Cannstatt ihren Weg aus dem Herzen des Stadtteils zum Stadion. Die 15. Karawane war auch die bisher größte: Über 10 000 Menschen schlossen sich ihr an und ließen dadurch unter anderem dieses imposante Bild entstehen.
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Saisonauftakt 2019/20: Das erste Heimspiel war in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Die vollgepackte Arena bekam einen ersten Eindruck vom „Walterball“. Wild anmutende Positionsrochaden, offensiver Fußball, hohes Pressing. Unterbrochen wurde dieses Schauspiel nur von einem noch größeren – Mutter Natur öffnete alle Schleusen, es schüttete aus Kübeln. Vom Stadiondach ergossen sich Sturzbäche ...
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... was die Fans nicht weiter scherte. Im Gegenteil. Sie feierten den Auftaktsieg (2:1 gegen Hannover 96) und tanzten bei gut 30 Grad tropfnass in den Abend. In der Arena herrschte eine euphorisierte Stimmung, wie sie nie mehr in dieser Saison entstehen sollte.
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Eklat in Aue: „Ich hab‘ gedacht, meine Frau pfeift heute, weil die pfeift auch immer für die, die die schönsten Trikots anhaben“, wütete Tim Walter nach dem 0:0 beim FC Erzgebirge Aue. Walter sah sein Team vom Schiedsrichtergespann klar benachteiligt und schickte gleich noch Grüße hinterher: „Und was die im Videokeller machen, weiß auch keiner, vielleicht war er gerade mal wieder Pausenbrot essen oder sonst irgendwas. Und uns dann auch noch mit einer Gelb-Roten-Karte zu bestrafen, ist schon sehr frech, muss ich sagen.“ Auslöser war ein nicht gegebener und aus Stuttgarter Sicht fälliger Foulelfmeter nach einem Zusammenstoß von Calogero Rizzuto mit Nicolas Gonzalez und eine Ampelkarte für Borna Sosa nach einer vermeintlichen Schwalbe.
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Sieg im Spitzenspiel: Der VfB schlägt Arminia Bielefeld vor ausverkauftem Haus auf der Alm in einem packenden Flutlichtkracher. Hamadi Al Ghaddioui traf in in der Nachspielzeit zum Sieg. „Ali G.“ und „Last Minute Hamadi“ – die Fans feierten ihren neuen Liebling im Netz, der VfB grüßte vom Platz an der Sonne und hatte die Tabellenführung inne. Es sollte das letzte Mal sein in dieser Runde ...
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Knackpunkt der Vorrunde: Nach den ersten acht Spielen noch ungeschlagen (sechs Siege, zwei Unentschieden) stand das Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden an. Daniel Didavi musste bereits nach Minuten verletzt vom Feld – und beim VfB riss der faden. Das Spiel ging verloren, es folgte Niederlagen gegen Holstein Kiel (0:1), den HSV (2:6) und in Osnabrück (0:1) bei einem zwischenzeitlichen Sieg gegen Dresden (3:1). Der „Walterball“ schien entzaubert.
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Scheibenschießen in Hamburg: Der HSV und die Schwaben liefern sich einen wilden, völlig von taktischen Fesseln losgelösten Kick, wie man ihn sonst eigentlich nur auf dem Bolzplatz erlebt. Es geht hin und her, der VfB lässt beste Möglichkeiten liegen, die Hamburger nicht – mit 2:6 geht die Walter-Elf an der Elbe baden. Drei Tage später rehabilitiert man sich an selber Stelle mit einem 2:1-Auswärtssieg im DFB-Pokal und zieht in die nächste Runde ein.
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Derby 2019: Ende November stand das mit Spannung erwartete Baden-Württemberg-Derby gegen den Karlsruher SC an. Die VfB-Fans in der Cannstatter Kurve nahmen das Spiel wie schon so oft zum Anlass, eine groß angelegte Choreografie zu zeigen, die unter anderem das Wappen Württembergs zeigte ...
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Derby 2019: ... und die Meistertitel des Clubs entsprechend würdigte. Doch selbst bei diesem Spiel wollte keine wirkliche Stimmung aufkommen. Zwar gewann der VfB souverän mit 3:0 (Förster, Mangala, Al Ghaddioui), doch aufgrund des Ausschlusses von Hunderten KSC-Fans, die nach dem Marsch zum Stadion aufgrund von Verfehlungen Einzelner von der Polizei eingekesselt und nicht in die Arena gelassen wurden, blieb die Atmosphäre insgesamt einem Derby nicht würdig.
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Derby 2019: Nach dem Abpfiff wurde dennoch ein riesiges „Derbysieger“-Spruchband gezeigt, die Mannschaft feierte vor der Kurve.
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Sandhausen 2019: Schon eine Woche später war die gute Stimmung rund um den Derby-Erfolg verflogen. Der VfB Stuttgart verlor beim SV Sandhausen mit 1:2. Mario Gomez stellte dabei einen Rekord auf, der wohl so schnell nicht mehr gebrochen werden wird. Gomez erzielte drei Treffer, darunter ein wunderschöner Fallrückzieher – doch alle drei Treffer wurden vom Video-Schiedsrichter aberkannt. „VARio Gomez“ war geboren.
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Außerordentliche Mitgliederversammlung: Am 15. Dezember wurde Claus Vogt zum neuen VfB-Präsidenten gewählt. Der Unternehmer und Fanaktivist lieferte sich zuvor einen monatelangen und von Fairness geprägten Wahlkampf mit Unternehmer Christian Riethmüller. Vogt setzte sich mit 64, 83 Prozent der abgegebenen Ja-Stimmen durch und frohlockte, er habe nun „zum zweiten Mal im Leben Ja sagen dürfen“, nachdem er zuvor seine Frau um Erlaubnis gefragt hatte.
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Over nach Hannover: Der VfB spielte in Hannover 2:2, schenkte dabei eine Auswärts-Führung her und beendet so die Vorrunde mit 31 Punkten auf Platz drei. Zu wenig für die sportliche Führung um Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat, die das Saisonziel Wiederaufstieg gefährdet sahen. Nach zwei Tagen Bedenkzeit wurde Walter entlassen, der insgesamt nur sechs Monate VfB-Trainer war.
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Neuer Trainer: Pellegrino wer? Der 42-jährige Italo-Amerikaner aus dem Nachwuchsbereich war kaum einem Experten ein Begriff. Pellegrino Matarazzo wechselte vom Co-Trainerposten bei der TSG Hoffenheim in seine erste Cheftrainerrolle der Karriere. Der studierte Mathematiker arbeite zuvor unter anderem auch in Nürnberg, als Spieler reichte es nicht für den gehobenen Profifußball.
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Trainingslager 2020: Im spanischen Marbella vermittelte Pellegrino Matarazzo seiner neuen Mannschaft, was er zukünftig von ihr sehen wollte. Im Kader war ein klein wenig Bewegung – der VfB verkaufte die Publikumslieblinge Santiago Ascacibar an Hertha BSC und Emiliano Insua an L.A. Galaxy.
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Gelungener Einstand: Der VfB siegte gegen den 1. FC Heidenheim mit 3:0 (Kempf, Gonzalez, Gomez), Matarazzo bewies ein glückliches Händchen – seine eingewechselten Joker stachen und entschieden die Partie zugunsten der Weiß-Roten im Lokalduell gegen die Mannschaft von Frank Schmidt.
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Fanproteste: Abseits der Spielfelder brach ein lange schwelender Konflikt zwischen den Fans und der DFL/dem DFB wieder offen hervor. Ausgangspunkt war ein Verbot für BVB-Fans für ein Auswärtsspiel in Hoffenheim, da die Dortmunder seit Jahren mit Schmähungen gegen Mäzen Dietmar Hopp auffällig waren. Die Folge: Proteste in allen Profiligen, Spielunterbrechungen und drohende Abbrüche, beim Auswärtsauftritt der Bayern in Sinsheim inszenierten sich Karl-Heinz Rummenigge und Dietmar Hopp Hand in Hand. Die Lage war verfahren, das Tischtuch wieder einmal zerschnitten ....
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... ehe die Corona-Pandemie alles zum Stillstand bringen sollte. Zuvor absolvierte der VfB Stuttgart nach tagelangen Diskussionen das vorerst letzte Ligaspiel auf deutschem Boden, obwohl der Virus schon massiv grassierte. Über 50 000 Zuschauer im Stadion an einem Montagabend sahen ein rassiges Spitzenspiel, das mit einem gerechten 1:1-Unentschieden endete. Abstandsregeln? Fehlanzeige.
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Lockdown 2020: Das war´s. Der Lockdown brachte den Spielbetrieb zum Erliegen. Erstmals in der Geschichte der Bundesligen wurde der Spielbetrieb auf vorerst unbestimmte Zeit ausgesetzt. Immerhin: Es zeigte sich, dass das Spitzenspiel gegen die Arminen nicht zu einem „Superspreader-Hotspot“ geworden war. Es ließen sich keine sprunghaften Anstiege der Infektionen belegen, die auf dieses Spiel zurückzuführen waren.
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Das ganze Land wurde heruntergefahren. Menschen waren in Quarantäne, Kurzarbeit allerorten, das Virus kostete Leben. Doch der Fußball tat alles, um den Spielbetrieb schnellstmöglich wieder aufnehmen zu können – vornehmlich wegen ausstehender Fernsehgelder. Schnell wurde der wirtschaftliche Notstand ausgerufen, Clubs begannen, ihre Fans zu bitten, auf Rückzahlungen für Tickets zu verzichten, und, und und... doch irgendwann ging es dann tatsächlich weiter. Nach über zwei Monaten Pause stieg der VfB auch wieder in den Spielbetrieb ein und verlor hintereinander gegen Wehen und Kiel. Die Meinung der organisierten Fanszene zur Gesamtlage prangte derweil gut lesbar vom Zaun vor der Cannstatter Kurve.
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Statement im Spitzenspiel: Der VfB Stuttgart feierte im ersten Heimspiel nach dem Lockdown einen ganz wichtigen Sieg gegen den HSV. Nach 0:2-Rückstand zur Pause schien die Messe bereits gelesen. Doch die Schwaben fighteten sich zurück – und wie! Wataru Endo stellte den Anschluss her, Nicolas Gonzalez egalisierte vom Punkt – und in der Nachspielzeit gelang dem VfB durch Gonzalo Castro der Siegtreffer (90.+3): Welch Energieleistung.
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Derby-Schmach 2020: War es das? Ist der Aufstieg damit in unerreichbare Ferne gerückt? Diese und viele andere Fragen stellten sich VfB-Fans und -Beobachter nach dem blutleeren, emotionslosen und ineffektiven Auftritt des VfB Stuttgart im ersten Baden-Württemberg-Derby der Geschichte vor leeren Rängen. Auch unsere Redaktion kommentierte: „So hat der VfB Stuttgart den Aufstieg nicht verdient.“ Doch es sollte anders kommen ...
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Kantersieg gegen die Kurpfälzer: ... denn nur drei Tage später stieg der VfB wie Phönix aus der Asche wieder auf. Mit 5:1 zerlegte man den SV Sandhausen und eroberte sich wieder den zweiten Tabellenplatz, der zum direkten Aufstieg berechtigt, zurück. Nur einer spielte sportlich dabei keine Rolle ...
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... Mario Gomez. Der Stürmer hatte zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt gegeben, am Saisonende seine Zeit beim VfB Stuttgart endgültig zu beenden. Seit Wochen kam Gomez wenn überhaupt nur noch zu Kurzeinsätzen. Aber in der Kabine und auf dem Trainingsplatz war Gomez immer noch sehr wichtig – und wer ihn auf der Bank mitfiebern und bei Abpfiff feiern sah, dem war klar, welche Bedeutung der nun wieder aus eigener Kraft direkt mögliche Aufstieg für Gomez hatte.
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Nürnberg 2020: Nachlegen in Nürnberg war angesagt. Der VfB tat dies eindrucksvoll. Mit 6:0 fertigte man den teilweis nicht konkurrenzfähig auftretenden 1. FC Nürnberg in dessen Wohnzimmer ab. Wamangituka, Kalajdzic, Gonzalez (2) und Karazor (2) erzielten die Treffer in einem Spiel, das wohl in die VfB-Geschichtsbücher eingehen wird. Zeitgleich traten die Verfolger 1. FC Heidenheim und Hamburger SV gegeneinander an – und der HSV brachte wie schon oft in den vergangenen Wochen das Kunststück fertig, Punkte in der Nachspielzeit wegzuwerfen. Konstantin Kerschbaumer traf die Rothosen in der 93. Minute voll ins Rautenherz – Heidenheim siegte 2:1 – der VfB war damit weiter Zweiter, der HSV konnte nur noch den Relegationsplatz erreichen und der VfB-Vorsprung vor dem Dritten Heidenheim betrug vor dem letzten Saisonspiel drei Punkte und elf Tore – der Aufstieg war damit erreicht. Entsprechend viel die Party der Schwaben nach dem Spiel und auf der Heimfahrt im Mannschaftsbus aus.
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Eine Woche später war es dann auch tatsächlich geschafft. Der VfB beendete die Runde mit einer 1:3-Heimniederlage gegen den SV Darmstadt 98 – aber er stieg als Tabellenzweiter auf und war nun wieder erstklassig. Die Spieler feierten entsprechend, ehe sie sich in den Urlaub verabschiedeten.