Stäffele in Stuttgart Die schönsten Stäffele der Stadt - und ein Geheimtipp
Einzigartig sind sie und der Topografie der Kesselstadt geschuldet: Die Stuttgarter Stäffele. Wir haben sieben Fakten zusammengetragen, die Stäffelerutscher kennen sollten.
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Treppauf, treppab – Stuttgart ist bekannt für seine Stäffele, wie dieses Exemplar am Schwabtunnel im Westen.
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Wie die 260 Stufen zwischen Pfizer- und Diemershaldenstraße zu ihrem Namen gekommen sind, darüber scheiden sich die Geister: Während die einen meinen, die Staffel sei nach einem Wengerter namens Sünder benannt, der seine Weinberge an der Diemershalde hatte, ...
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... ist das Romantikern viel zu profan: Vielmehr habe ein Edelmann hier Kopf und Leben lassen müssen, weil er in einem Duell einen Nebenbuhler getötet hatte. Hans Rugger, so sein Name, soll sich den Ort sogar selbst ausgesucht haben: „Am Gabelberg liegt mir mein Ahnengut, Da lasst mich verspritzen mein junges Blut.“ So dramatisch die Geschichte klingt - sie ist vermutlich nicht wahr.
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Obwohl ein Gedenkstein am oberen Ende der Staffel die Theorie stützt: „Peccatorum desiderium peribit“ steht da kaum mehr lesbar - „Was die Gottlosen gerne wollen, das ist verloren.“ Und auf der Rückseite: „Noli amplius peccare“ - „Sündige hinfort nicht mehr“.
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Mit ihrem schmucken Geländer und dem doppelflügligen Aufgang ist die Sünderstaffel ein besonders schönes und bekanntes Stäffele-Exemplar.
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Sie hat sogar Einzug in die Literatur gefunden: In Klaus Wanningers Stuttgart-Krimi „Schwaben-Sumpf“ wird die Leiche auf den Stufen der Sünderstaffel gefunden. Und auch in einem Bienzle-Tatort kam die Staffel schon vor.
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Die Geschichte der Eugenstaffel ist ähnlich verworren: Er soll ein Tunichtgut gewesen sein, der Mann von Königin Olgas Ziehtochter Wera. 30 Jahre war Herzog Wilhelm Eugen von Württemberg alt, als er 1877 in Düsseldorf den Tod fand.
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Offiziell hieß es, der Offizier des Ulanenregiments sei vom Pferd gestürzt, doch schon damals munkelte man, Eugen sei bei einem Duell ums Leben gekommen. Wera war so untröstlich über den Tod ihres Gatten, dass die Herzogin, bei Eugens Tod erst 22 Jahre alt, entschied, ihr Leben lang Witwe zu bleiben.
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Dem verstorbenen Herzog zu Ehren legte man den Eugensplatz an.
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Die Staffel zu Füßen des Kastanien gesäumten Platzes heißt aber nicht nach dem draufgängerischen Eugen, sondern nach dessen gleichnamigen Großvater.
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1890 stiftete Königin Olga den Galatea-Brunnen, der seither die Eugenstaffel krönt. Doch die Stuttgarter rümpften zunächst die Nase: Die griechische Schöne, die dem Wasserspiel seinen Namen gibt, war den Schwaben schlichtweg zu nackt.
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Erst die Drohung der Königin, sie werde die Statue drehen, so dass die Galatea dem Talkessel ihr nacktes Hinterteil zeige, brachte die Bruddler zum Schweigen.
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Was wäre Pfleiderer ohne Häberle? Kein Wunder, dass die Willy-Reichert- und die Oscar-Heiler-Staffel im Stuttgarter Süden dicht beieinander liegen.
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Die Heiler-Staffel – sie heißt so seit 1996 – verbindet die Hohenzollern- mit der Humboldtstraße.
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1931 stand Oscar Heiler (1906 – 1995) erstmals als Häberle auf der Bühne – auf nur einem Bein, wohlgemerkt, denn Heiler musste sich 1930 einer Amputation unterziehen, nachdem die Ärzte Knochenkrebs diagnostiziert hatten.
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Dass Heiler den Häberle gab, war ein Produkt des Zufalls: Eigentlich war der Wiener Schauspieler Charly Wimmer für die Rolle vorgesehen, doch der fiel wegen eines Motorradunfalls aus. Heiler sprang ein und blieb Häberle – die nächsten 40 Jahre lang.
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Der schwäbische Spießer Häberle wurde dem echten Heiler nicht gerecht. Ein Freigeist war der Stuttgarter, zeitlebens links, er stritt gegen den Abtreibungsparagraphen und für die Freikörperkultur. Freunde waren Heiler und Reichert übrigens nie, sie verband eher ein Zweckbündnis. 1995 starb Oscar Heiler – den zehn Jahre älteren Willy Reichert überlebte er um 22 Jahre.
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Er soll ein schwieriger Charakter gewesen sein, der Mann, den alle als Pfleiderer kannten. Willy Reichert, so deutete es sein Partner Oscar Heiler an, sei keiner „zom Mege“ gewesen. Vielleicht drehen sich deshalb beide im Grabe herum – darüber, dass die nach ihnen benannten Stäffele in so unmittelbarer Nachbarschaft zueinander liegen.
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Die Willy-Reichert-Staffel führt zur Karlshöhe hinauf, die Oscar-Heiler-Staffel liegt nur ein paar hundert Meter weiter an der Hohenzollernstraße. Für viele war der 1896 geborene Reichert der Inbegriff des Schwaben – eine Rolle, in die er sich nur zähneknirschend fügte. Zu Hause soll er ausschließlich Hochdeutsch gesprochen haben.
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Der gelernte Chemiker wäre gerne an die großen Berliner Bühnen gegangen, doch schließlich begnügte er sich damit, in Stuttgart ein Star zu sein. 40 Jahre gab er zusammen mit Oscar Heiler „Häberle und Pfleiderer“ – und machte dem zehn Jahre Jüngeren immer wieder klar, wer in ihrem Zweckbündnis das Sagen hatte. Zuletzt kehrte Reichert auch Stuttgart den Rücken – er zog ins bayerische Chiemgau, wo er 1973 auch starb.
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Die Taubenstaffel im Stuttgarter Süden soll eine der längsten Treppenanlagen Stuttgarts sein. Gut 350 Stufen führen von der Böblinger in die Hohentwielstraße.
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Beim Aufstieg sollte man den Blick zurück nicht vergessen: Die Taubenstaffel bietet wunderbare Ausblicke auf Heslach.
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2008 kam die Staffel sogar ins Fernsehen: In einem ARD-“Tatort“ mit Richy Müller und Felix Klare klickten auf der Taubenstaffel die Handschellen.
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Wer im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Pfarrer in Botnang war, bei dem gehörte eine gewisse Fitness zur Grundausstattung. Schließlich musste der Seelsorger die Schäfchen in Heslach gleich mitbetreuen.
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Von West nach Süd nahm der Pfarrer den Weg durch den Kräherwald über den Blauen Weg und stieg über die Stäffele des Pfarrwegles nach Heslach hinab.
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1751 war die Mühsal beendet – da bekamen die Heslacher ihren eigenen Hirten. Das Pfarrwegle, das von der Baumreute zum Blauen Weg führt, behielt seinen Namen.