Stimmen aus Stuttgart und Region Was halten Promis von einer Impfpflicht?
Eine Umfrage bei Prominenten aus Stuttgart und der Region zeigt: Die Befürworter einer Impfpflicht gegen Corona sind inzwischen in der Überzahl. Wir haben unter anderem bei Frank Nopper, Vincent Klink oder Ulrike Groos nachgehakt.
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Foto Lichtgut/Leif Piechowski
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Auch Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper spricht sich inzwischen für eine Impfpflicht aus.
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Vincent Klink (72) ist Koch und der Chef des Spitzenrestaurants Wielandshöhe in Stuttgart: „Ich bin in der Frage einig mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann – also pro Impfpflicht. Corona ist keine Privatangelegenheit und wir haben keine andere Chance. Leute sollen schon ihre Freiheit behalten dürfen, aber wenn man unbedingt ungeimpft bleiben möchte, muss man sich eben freiwillig in einen Lockdown begeben und zu Hause bleiben. Im Übrigen glaube ich, dass selbst ein kleiner Impfschaden weniger schlimm ist, als wenn man Corona bekommt, andere ansteckt – und so dazu beiträgt, dass andere Menschen sterben müssen.“
Foto privat/Philipp Henze
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Elisabeth Schweeger ist Künstlerische Direktorin und Geschäftsführerin der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg: „Ich bedauere die Entwicklung. Ich würde mir wünschen, es gäbe mehr Vertrauen in die medizinische Forschung, die schon so viele unheilbare Krankheiten und Pandemien in den Griff bekommen hat. So viel Unvernunft ist unverständlich, daher bin ich für eine Impfpflicht, auch wenn es verfassungsrechtlich ambivalent ist.“
Foto LICHTGUT/Leif Piechowski
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Frank Nopper (60) ist Oberbürgermeister von der Landeshauptstadt Stuttgart: „Nachdem leider die Appelle an Einsicht und Vernunft bei vielen bislang fruchtlos geblieben sind, bin ich mittlerweile für eine allgemeine Impfpflicht. Sie schützt Leben, Gesundheit und letztlich auch die Freiheit aller. Und sie ermöglicht die von uns allen ersehnte Rückkehr zur Normalität. Im übrigen wäre eine Impfpflicht nichts Neues in Deutschland. Bis zum Jahre 1976 war die Pockenimpfung bei uns Pflicht.“
Foto Imago/Hansjürgen Britsch
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Alexander Reil (53) ist Vorsitzender des Ludwigsburger Basketballteams MHP Riesen: „Am liebsten wäre mir eine sehr hohe Impfquote ohne verpflichtende Regelungen gewesen. Da dies nicht zu funktionieren scheint, plädiere ich für eine allgemeine Impfpflicht, da es durch die bereits bestehenden Einschränkungen und mit weiteren notwendig werdenden Maßnahmen zu einer noch tieferen Spaltung in unserer Gesellschaft und zu massiven Ausgrenzungen kommen wird.“
Foto Ines Rudel
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Jürgen Zieger ist ehemaliger Oberbürgermeister von Esslingen: „Ich bin ganz eindeutig für eine Impfpflicht. Denn die Freiheit des einen hört genau da auf, wo die Freiheit des anderen durch sie eingeschränkt wird. Die Pandemie, in der wir uns momentan befinden, ist vor allem die Pandemie der Nichtgeimpften. Denn sie sind die vorrangigen Infektionsträger. Wer sich den Erkenntnissen einer evidenten Wissenschaft entzieht, der hat einfach nichts kapiert und er verliert die Geschäftsgrundlage für unsere Gesellschaft.“
Foto Horst Rudel
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Friedrich Schirmer ist Intendant der Württembergischen Landesbühne in Esslingen: „Pflichten gehören zum Leben. Es gibt die Schulpflicht, die Pflicht, eine Steuererklärung abzugeben oder auch die Impfpflicht gegen Masern. Pflichten strukturieren unser Leben. Gerade in einer Ausnahmezeit wächst deshalb die Sehnsucht vieler Menschen nach einer starken, ordnenden Hand. Prinzipiell fände ich eine Impfpflicht gut. Aber ich halte den Zeitpunkt, jetzt, mitten im Sturm, darüber diskutieren zu wollen, für falsch. Das sorgt für noch mehr Unruhe, noch mehr Katastrophe. Über eine Impfpflicht müssen wir reden, wenn der Sturm vorbei ist.“
Foto Kunstmuseum Stuttgart
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Ulrike Groos ist Direktorin des Kunstmuseums in Stuttgart: „Ich wünsche mir, dass eine Impfpflicht nicht notwendig sein wird. Jedoch bin ich bestürzt über die aktuelle dramatische Entwicklung, Überlastung des Gesundheitssystems, erneute Diskussion über Triage und die vermeidbaren Toten. Ich bin als Kulturfrau sehr für Eigenverantwortlichkeit, Selbstbestimmung und Zwanglosigkeit – die Freiheit des Individuums hat aber Grenzen, wenn die Gesellschaft darunter leidet. Es gibt zu viele Menschen in Deutschland ohne ausreichenden Impfschutz, und nur die Schließung dieser Impflücke ermöglicht es uns, aus der Corona-Endlosschleife heraus zu kommen. Ich hoffe (noch), dass 2 G oder 2 G Plus reichen, um mehr Menschen zum Impfen zu bewegen. Deshalb bieten wir im Kunstmuseum seit dem 22. November immer montags, wenn die Ausstellungen geschlossen sind, Impfungen an – ohne Terminvereinbarung, also unkompliziert und niederschwellig. Eine Impfpflicht befürworte ich momentan für vulnerable Einrichtungen. Die Politik muss nun Verantwortung übernehmen und rasch mit Mut und Durchsetzungskraft Entscheidungen zum Wohle aller treffen – nur zur Not dann auch durch eine Impfpflicht.“
Foto dpa/Michael Kappeler
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Jürgen Kessing ist Oberbürgermeister von Bietigheim-Bissingen und Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands: „Ich befürworte eine Impfpflicht, soweit sie für den Gesundheits- und Betreuungsbereich gelten soll, in dem mit besonders vulnerablen Personenkreisen eng zusammengearbeitet wird. Also in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Schulen, Kitas. Darüber hinaus sollten die 3G-Regeln jetzt konsequent an allen Arbeitsplätzen beachtet und auch kontrolliert werden. Wie die bisherigen, sehr moderaten Einschränkungen gezeigt haben, sind sie nicht ausreichend, um einen wirksamen Schutz der gefährdeten Bevölkerungsschichten aufzubauen. Vielmehr wachsen die Infektionsraten exponentiell an. Das sollten wir nicht länger hinnehmen.“
Foto Horst Rudel
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Michael Geißler ist Medizinischer Direktor der Klinik Karlsruhe: „Eine generelle Impfpflicht ist sinnvoll. Ich halte sie aber nicht für umsetzbar - allein schon wegen der Frage, wie Sanktionen umgesetzt werden könnten. In Risikobereichen wie Pflegeheimen und Schulen befürworte ich eine Impfpflicht. In Krankenhäusern wäre sie aktuell eher kontraproduktiv. Es besteht schon eine hohe Impfquote bei Ärzten und Pflegekräften in Risikobereichen. Die fehlenden 10 bis 20 Prozent werden sich mit Zwang nicht impfen lassen, sondern dann eher in andere Berufe wechseln.“
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Stefan Ehehalt ist Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamts: „Covid-19 ist bei zu vielen Menschen keine harmlose Erkrankung. Und mit den Corona-Impfungen steht uns ein sicherer und auch wirksamer Schutz zur Verfügung. Allerdings müssen etwa 90 Prozent, also deutlich mehr Menschen als früher angenommen, geimpft sein, um alle Kontakteinschränkungen aufheben zu können. Die Zweifel, dass weitere Aufklärungsmaßnahmen und niederschwellige Impfangebote allein nicht die notwendige Wirkung erzielen, sind deshalb berechtigt. Daraus folgt: Wir wissen zwar, was zu tun ist, schaffen es auf die bisherige Weise in absehbarer Zeit jedoch vermutlich nicht. Die sich daraus ergebenden möglichen Folgen sind für die gesamte Gesellschaft, auch für die Geimpften, überaus belastend und nicht dauerhaft zumutbar. Die Zeit drängt. Viele Möglichkeiten gibt es nicht. Die Argumente für eine allgemeine Impfpflicht werden von Tag zu Tag einleuchtender und besser.“
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Mark Dominik Alscher ist Medizinischer Geschäftsführer des Robert-Bosch- Krankenhauses in Stuttgart: „Aktuell gibt es drei Möglichkeiten: 1. Konsequente Kontaktreduzierung (bis hin zu einem Lockdown). 2. Wirksame Impfung bei mehr als 85 bis 90 Prozent der Bevölkerung. 3. Wenn weder 1. noch 2. realisiert werden, wird es ansteigende Todesfälle durch Überlastung des Gesundheitswesens von insbesondere Geimpften geben, aber auch Ungeimpften. Wenn die Impfungen in einer Größenordnung von 85 bis 90 Prozent der Bevölkerung gelungen wären, hätten wir heute die Situation, dass das Thema Pandemie wie in anderen Ländern weitgehend hinter uns liegen würde, wir nicht über Schließung von Weihnachtsmärkten und überfüllten Intensivstationen sprechen müssten. Auf der anderen Seite ist die unabhängige und freie Entscheidung des einzelnen Menschen hinsichtlich medizinischer Maßnahmen ein hohes Gut. Als Arzt muss man darauf hinweisen, dass es jetzt zu einer Entscheidung zwischen den beiden Möglichkeiten – Kontaktbeschränkungen oder Impflicht – kommen muss. Die dritte Möglichkeit, die aktuell praktiziert wird, ist nicht tolerabel.“