Strategie im OB-Wahlkampf SPD-Kandidatin vor dem Rückzug
Nach dem Wahlergebnis wollen nun die Grünen und die CDU um die Stimmen der SPD werben. Im zweiten Wahlkampf vor den Neuwahlen sollen neue Akzente gesetzt, andere Plakate aufgehängt werden.
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Bettina Wilhelm will am Montag erklären, ob sie bei den Neuwahlen noch einmal antreten will.

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Christine Lehmann, Krimiautorin: „Ich freue mich über das Ergebnis, weil Stuttgart politisch geblieben ist. Nach der Auseinandersetzung um Stuttgart 21 hat es den politischen Geist bewahrt. Seit jeher hatten wir hier konservative Oberbürgermeister. Einen Wechsel fände ich toll. Ich erhoffe mir davon mehr Offenheit und Bürgernähe. Meine Prognose für den 21. Oktober lautet: Kuhn macht’s, weil er viele Wähler von Bettina Wilhelm und Hannes Rockenbauch überzeugen kann. Aber ein Wahlkampf muss weiter stattfinden. Es wäre ein Gag, wenn Wilhelm und Rockenbauch nicht mehr antreten würden. Wettbewerb ist gut. Allerdings fand ich den Wahlkampf fast zu friedlich. Aber das liegt auch daran, dass alle Kandidaten eigentlich das Gleiche wollen müssen, nämlich den Ausbau der Kitas.“

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Eric Gauthier, Tänzer: „Ich darf hier zwar nicht wählen, aber ich wünsche mir, dass derjenige Oberbürgermeister wird, der mehr für die Kulturszene tut, denn ich brauche Geld. Dass Kuhn vorne liegt, überrascht mich nicht, weil die Grünen wegen Stuttgart 21 sehr stark sind. Ich habe immer gedacht, dass Turner und Kuhn das Rennen machen. Aber Sorgen macht mir, dass die Kultur im Wahlkampf keine große Rolle gespielt hat. Ich finde viele Dinge bei den Grünen gut, aber ich finde auch die Kultur-und Familienpolitik von Oberbürgermeister Schuster gut. Es ist beruhigend, dass mein Kind hier aufwächst. Stuttgart ist sauber und sehr sicher. Das kann ich behaupten, weil ich mit meiner Company dauernd in andere Städte reise.“

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Karin Ott, Diakoniepfarrerin Vesperkirche: „Dass Kuhn vor Turner liegt, überrascht mich nicht. Schade ist es, dass Bettina Wilhelm so weit abgeschlagen ist, denn in den Prognosen hatte sie deutlich mehr Stimmen auf sich vereint. Ich nehme an, dass sie im zweiten Wahlgang nicht mehr antritt und Kuhn dann gewinnt. Aber ich finde auch den zweiten Wahlgang noch sehr spannend. Unabhängig davon, wer letzten Endes das Rennen macht, wünsche ich mir vom künftigen Oberbürgermeister, dass er das gemeinschaftliche Interesse in den Vordergrund stellt. Es soll sich als Oberbürgermeister für alle Bürger verstehen. Auch für alle diejenigen, deren Stimme nicht so laut ist.“

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Patrick Auracher, Stuttgarter Kickers: „Ich habe erwartet, dass Turner und Kuhn das Rennen machen. Allerdings hätte ich gedacht, dass Turner knapp vorne liegt. Beim zweiten Wahlgang wird Kuhn siegen, denn die SPD-Kandidatin wird nicht mehr antreten und ihre Stimmen werden dann an Kuhn gehen. Im Wahlkampf fand ich die Plakate, insbesondere die der SPD, sehr blass. Von Turner hat man sehr viel mehr gesehen. Aber aussagekräftig fand ich die Plakate alle nicht. Meine Entscheidung hat der Wahlkampf nicht beeinflusst. Vom neuen Oberbürgermeister würde ich mir wünschen, dass er auch für unser Stadionausbau ein Wort einlegt und Stuttgart 21 sollte jetzt auch einmal abgehakt werden.“

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Andreas Richter, Geschäftsführer der IHK Stuttgart: „Es ist das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen. Dass so viele Stuttgarter zur Urne gegangen sind, spricht für das große Interesse der Bürger an ihrer Stadt. Wer auch immer in 14 Tagen gewinnt, hat die große Aufgabe, die Spaltung in der Bürgerschaft zu überwinden, die in den letzten Jahren das Leben in Stuttgart geprägt hat.“

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Michael Russ, Konzertveranstalter: „Bisher war es ja nur ein Vorspiel. Nun ist die Frage, ob die Stuttgarter sich wie bereits bei den Landtagswahlen für grün-rot entscheiden oder ob sie einen konservativ-liberalen Oberbürgermeister wollen. Möglicherweise wird Bettina Wilhelm das Zünglein an der Waage sein. Wenn es demokratisch zugeht, tritt sie auch am 21. Oktober an. Von Hannes Rockenbauch habe ich mehr erwartet – aber nicht mehr erhofft. Die Tradition dieser Stadt gibt gar nichts anderes her als einen konservativ-liberalen Oberbürgermeister.“

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Wieland Backes, Fernsehmoderator: „Es ist sehr auffällig, dass ein grüner Kandidat für einen großen Teil der Bevölkerung inzwischen wählbar geworden ist. Das ist sicher auch das Verdienst von Winfried Kretschmann – man muss sich nicht mehr fürchten vor den Grünen. Und nun haben wir das Duell, das sich die Stuttgarter wünschen. Es wäre ein Signal, wenn Wilhelm und Rockenbauch nun verzichten. Mal schauen, mit welchen Worten sie das tun werden – ich denke da an den Rückzug von Boris Palmer bei der vergangenen OB-Wahl. Was ich mir nun wünsche ist, dass der Inhalt und die Persönlichkeit den Ausschlag geben und es zu keiner Materialschlacht kommt. Ein Kampf darf es sein, aber er sollte mit fairen Mitteln ausgetragen werden.“

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Wolfgang Schorlau, Schriftsteller: „Stuttgart ist ein moderner Technologie- und Wirtschaftsstandort – nun scheint die Stadt auch eine gesellschaftliche Modernisierung anzustreben. Zum ersten Mal liegt ein linker Kandidat vor dem konservativen Block. Nach meinen Beobachtungen ist es Sebastian Turner nicht gelungen, die konservativen Wähler hinter sich zu versammeln. Mir haben viele CDU-Wähler gesagt, Turner sei ihnen zu windig. Der zweite Gewinner hinter Kuhn ist für mich Hannes Rockenbauch, der die Stimmen für die SÖS im Vergleich zur jüngsten Kommunalwahl verdoppelt hat. Für den zweiten Wahlgang erwarte ich, dass Wilhelm und Rockenbauch zurückziehen.“

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Conny Winter, Fotograf und Künstler: „Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. Wenn sich also Fritz Kuhn und Bettina Wilhelm nun streiten, hat Sebastian Turner gute Chancen, die Wahl in zwei Wochen zu gewinnen. Und ich glaube nicht, dass Bettina Wilhelm zurückzieht. Ich war auf mindestens vier Veranstaltungen mit allen Kandidaten, und ich unterstelle Wilhelm eine gewisse Zähigkeit, wie ich sie jeder Frau unterstelle. Sie ist eine Kämpferin und verlässt sich nicht nur auf ihre Partei. Der bis vor kurzem weitgehend unbekannte Turner hat es immerhin hingekriegt, dem berühmten Kuhn Paroli zu bieten. Wenn Turner jetzt die richtigen Karten zieht und zeigt, wie er wirtschaften will, hat er gute Chancen. Aber genau das habe ich bisher bei allen Kandidaten vermisst: Keiner hat konkret gesagt, wo das Geld herkommen soll für die neuen Kindergartenplätze, Lehrer und für den Kulturbetrieb. Was mich aber sehr freut, ist die relativ hohe Wahlbeteiligung.“