Stuttgarter OB-Wahl FDP uneins über Wahlkampf
Die Stuttgarter FDP hat sich am Montag mit der Aufarbeitung der Niederlage des von ihr unterstützten OB-Kandidaten Sebastian Turner beschäftigt. Kreisvize Michael Marquardt musste für seinen umstrittenen Facebook-Eintrag jedoch nicht Rede und Antwort stehen.
10 Bilder
Foto Achim Zweygarth
1 / 10
Der von der FDP unterstützte Kandidat Sebastian Turner unterlag seinem Grünen Konkurrenten Fritz Kuhn. In unserer Bildergalerie haben wir Prominent nach ihrer Meinung zur OB-Wahl gefragt. Klicken Sie sich durch!
Foto StZ
2 / 10
Brigitte Dethier, Intendantin des Jungen Ensemble Stuttgart: „Ich war mir in den vergangenen zwei Wochen nicht so sicher, dass Kuhn es schafft, den Vorsprung zu halten. Der Wahlkampf war in der zweiten Phase sehr aggressiv, was von Herrn Turner ausging. Es war nicht klar, wie die Leute darauf reagieren, ebenso wenig war vorherzusehen, wie die SPD-Wähler sich entscheiden werden. Das Ergebnis zeigt, dass die Leute jemandem vertrauen, der aus der Politik kommt. Die Sachlichkeit hat gewonnen. So wie auch Winfried Kretschmanns Ehrlichkeit ein sicheres Gefühl gibt. Die Stadt ist weiterhin gespalten, und es wird schwer sein, hier die Geschäfte zu führen. Aber ich hoffe, dass Kuhn einen vereinenden Führungsstil pflegt und dass Kunst und Kultur eine große Rolle spielen werden.“
Foto StZ
3 / 10
Rolf Gaßmann, Vorsitzender des Mietervereins Stuttgart: „Das Ergebnis hat mich nicht überrascht, weil Kuhn auch nach dem ersten Wahlgang vorne lag und die SPD zur Grünenwahl aufgerufen hatte. Wir sind froh über das Ergebnis. Fritz Kuhn war bei uns im Mieterverein, Sebastian Turner hat nicht das Gespräch mit uns gesucht. Kuhn hingegen hat bei seinem Besuch verbindliche Aussagen zum sozialen Wohnungsbau gemacht. Wir gehen davon aus, dass er sein Wort hält. Ich bin froh, dass bezahlbarer Wohnraum wieder einen Befürworter im Rathaus findet. Dem noch amtierenden Oberbürgermeister ging es mehr darum, Denkmäler zu hinterlassen. Der soziale Wohnungsbau hat kaum noch stattgefunden.“
Foto StZ
4 / 10
Julian Leist, Abwehrspieler bei den Stuttgarter Kickers: „Zu meiner Freude ist das Ergebnis nicht gerade. Zu viel Grün in der Stadt müsste nicht sein. Ich befürchte, dass die Grünen nun das große Streitthema, den Bau des Tiefbahnhofs, etwas herauszögern werden. Mein Problem in Stuttgart sind die vielen Staus. Wenn ich von Degerloch nach Neugereut fahre, dann ist das die Hölle. Ich habe Turner gewählt, damit er dieses Problem löst. Dass Turner früher auch bei den Kickers spielte, hat bei mir sofort Sympathien geweckt.“
Foto StZ
5 / 10
Bernd Kreis, Weinhändler und Sommelier: „Persönlich freue ich mich über das Ergebnis. Die Menschen haben Fritz Kuhn gewählt, weil sie einen anderen Politikstil wollen. Die Bedürfnisse der Bevölkerung sind in der Vergangenheit nicht berücksichtigt worden. Ich wünsche mir, dass Stuttgart noch liebenswerter und offener wird und dass die Politik durch die Bürger noch mehr mitgestaltet wird. Der neue Oberbürgermeister sollte die alten Konflikte schlichten. Stuttgart 21 war eine der größten politischen Fehlleistungen der vergangenen Jahre. Die CDU muss nun dafür büßen. Sebastian Turners Endspurt haben die Wähler nicht goutiert. Das hat ihm am Ende das Genick gebrochen.“
Foto dapd
6 / 10
Georg Fundel, Flughafenchef: „Der Flughafen lebt schon lange mit einer grün-roten Landesregierung. Das funktioniert gut und es gibt keine Berührungsängste. Dass Kuhn ins Rathaus zieht, sehe ich nicht als Problem, sondern als Chance. Ich hoffe, dass die Zusammenarbeit des Flughafens mit ihren Gesellschaftern nicht von Politik, sondern von Sachlichkeit geprägt sein wird. Das hat lange Tradition in Stuttgart. Dass Kuhn in politischer Arbeit sehr viel Erfahrung hat, könnte sein Vorteil sein. Er kann sicherlich besser Mehrheiten organisieren als Turner.“
Foto achim zweygarth
7 / 10
Dagmar Mikasch-Köthner, Leiterin der Volkshochschule: „In dieser Eindeutigkeit überrascht mich das Ergebnis. Allerdings blutet mein Pädagogenherz, wenn ich die Wahlbeteiligung von 47, 2 Prozent sehe. Ich hätte mir weit über 50 Prozent gewünscht. Im Bildungsbereich ist es Kuhn sicher besser gelungen, seine Inhalte deutlich zu machen. Es gibt ja wesentlich mehr Themen als Stuttgart 21 und viele, bei denen Schuster erfolgreich war und an die der neue OB anknüpfen sollte. Ich hoffe, dass er die Potenziale sieht, die die Volkshochschule beim lebenslangen Lernen hat, denn er sitzt bei uns im Aufsichtsrat.“
Foto dpa
8 / 10
Edzard Reuter, ehemaliger Daimlerchef: „Mich erstaunt das Ergebnis nicht. Ich habe immer auf die demokratische Reife der Bevölkerung gesetzt und dass sie sich nicht durch einen Wahlkampf verführen lässt, der nicht immer mit sauberen Mitteln geführt wurde. Dass Herr Turner unterlegen ist, weil er nicht aus der Politik kommt, will ich offen lassen. Schließlich ist es nicht unwillkommen, wenn Leute von außen neue Impulse bringen. Fritz Kuhn wird jetzt eine gewaltige Last von Aufgaben haben: Dass Stuttgart 21 ohne Schaden für die Stadt weiter geht, dann die Integration der zugewanderten Bevölkerung sowie erschwingliche Mieten in der Stadt.“
Foto dpa
9 / 10
Petra Hammer, Weinkönigin: „Die Trends haben den Wahlausgang ja schon angedeutet. Ich finde dass Kuhn solide und bodenständig wirkt. Das passt zu den Stuttgartern. Bei Turner ist nicht bei allen der Funke übergesprungen. Er wirkt nicht so forsch wie man sich einen Oberbürgermeister vorstellt. Ich hoffe jetzt, dass Kuhn seine Versprechen, die er auf den Plakaten hatte, auch umsetzen kann. In acht Jahren kann man ja viel bewegen. Ich wünsche mir vor allem, das jetzt wieder friedlichere Zeiten anbrechen.“
Foto dapd
10 / 10
Anna Katharina Hahn, Schriftstellerin: „Ich bin positiv über den politischen Wechsel überrascht. Die Wähler haben sich für einen Neuanfang entschieden. Jetzt muss Kuhn den Beweis antreten, dass die Grünen nicht von Eitelkeit und Machtstreben getrieben werden. Ich habe große Hoffnungen, aber ich bin auch realistisch. Es sollte vor allem die Zusammenarbeit mit den Gremien gut funktionieren, so dass das Beste für die Stadt dabei heraus kommt. Vor allem das Gezänk um Stuttgart 21 sollte jetzt beendet werden.“