Südwest-Fotoalbum 60 Jahre Baden-Württemberg in Bildern
Die denkwürdigsten Momente aus 60 Jahren Baden-Württemberg in unserem Fotoalbum.
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67,7 Prozent der Befragten sind bei einer Volksabstimmung 1951 dafür - am 25. April 1952 wird der Südweststaat aus Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern Wirklichkeit. Chef der ersten baden-württembergischen Regierung wird der FDP-Mann Reinhold Maier. Der "Löwe vom Remstal" greift zu einem Trick, um Ministerpräsident zu werden: Der Liberale bildet kurzerhand eine Landesregierung aus FDP/DVP, SPD und BHE - sein ehemaliger Mitstreiter von der CDU, Gebhard Müller, landet auf der Oppositionsbank und kommt er 1953 zu seinem erhofften Ministerpräsidentenposten.
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Der noch junge Südweststaat erlebt 1954 eine Tragödie: Zehn Schüler und drei Lehrer einer Heilbronner Schule kommen am 15. April am österreichischen Dachstein ums Leben. Bei guter Sicht und schönem Wetter war die Gruppe zu ihrer Wanderrung aufgebrochen, ein plötzlicher Schneesturm scheint aus dem Nichts zu kommen. Die Gruppe verirrt sich - und erfriert. Tage später können die Jungen und ihre Lehrer nur noch tot geborgen werden.
Foto Leserfotograf foxel
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Narrenstück, Schandmal, Riesenschornstein - die Stuttgarter brauchten einige Jahre, um sich mit ihrem heute so innig geliebten Fernsehturm anzufreunden. Am 5. Februar 1956 wird der erste Stahlbeton-Fernsehturm der Welt eingeweiht. Zwei Jahre hatte die Bauzeit betragen. Bauingenieur Fritz Leonhardt schreibt mit seinem 217 Meter hohen Geniestreich Geschichte.
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Leitungswasser aus dem Schwäbischen Meer: Am 16. Oktober 1958 fließt aus den Wasserhähnen im Großraum Stuttgart erstmals Bodenseewasser, abgezapft bei Sipplingen und dann über kilometerlange Leitungen auf die lange Reise an den Neckar geschickt. Die Baustelle am Sipplinger Berg ist seinerzeit die größte Europas. Da die Wasserengpässe in trockenen Jahren die Landeshauptstadt besonders hart trafen, hatte sich vor allem der Stuttgarter OB Arnulf Klett für die Gründung der Bodensee-Wasserversorgung eingesetzt. Heute bedienen sich rund 320 Städte und Gemeinden vom Wasser aus dem Schwäbischen Meer.
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Schlicht, transparent, modern - der neue Landtag, der am 6. Juni 1961 in Stuttgart eingeweiht wird, passt zum Selbstverständnis des noch jungen Südweststaats. Auch wenn viele bemängeln, das Parlament wirke zwischen Großem Haus und Neuem Schloss, als sei ein Ufo im Schlossgarten gelandet. Unter den Abgeordneten, die fast zehn Jahre lang im Eduard-Pfeiffer-Haus im Heusteigviertel tagten, mögen den neuen Landtag nicht besonders: Sie bemängeln die Enge, den fensterlosen Plenarsaal, die Dunkelheit. Manch einer wünschte sich über die Jahre einen Neubau her, doch schließlich hat man sich doch für eine Sanierung entschieden. Rund 25 Millionen Euro soll die kosten - dafür bekommt der Plenarsaal dann endlich auch Tageslicht.
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Statistisch geschieht es nur alle 70 Jahre und wer es erlebt, vergisst es nie: Im eiskalten Februar 1963 friert der Bodensee komplett zu. Die letzte "Seegfrörne" gab es 1830. Das Naturschauspiel zieht Tausende ans Schwäbische Meer, auf dem Eis herrscht Volksfestlaune. Sogar kleine Flugzeuge landen auf dem See. Höhepunkt ist die Eisprozession am 12. Februar zwischen dem schweizerischen Münsterlingen und Hagnau, um die Büste des heiligen Johannes heimzuholen, die seit der letzten "Segfrörne" vor 133 Jahren in der Hagnauer Pfarrkirche gestanden war.
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Zehntausende säumen die Straßen, als am 24. Mai 1965 Queen Elizabeth II. Stuttgart besucht. Bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, die junge britische Monarchin habe bei ihrer Besichtigung des Literaturarchivs in Marbach erstaunt gefragt: "Where are the horses?" Dass Elizabeth tatsächlich Marbach am Neckar mit Marbach auf der Schwäbischen Alb, Sitz des berühmten Landesgestüts, verwechselte, dürfte aber ins Reich der Legenden gehören.
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"Häuptling Silberzunge" verlässt den Südwesten in Richtung Bonn: Kurt Georg Kiesinger wird 1966 Kanzler der großen Koalition. Seinen Spitznamen bekommt der CDU-Mann, weil er elegant auftritt und schöngeistige Reden hält. Kritiker werfen dem Schwaben vor, er habe sich nie ausreichend von seiner Vergangenheit als NSDAP-Mitglied distanziert. Kiesingers Nachfolger wird Hans Filbinger - umstritten wegen seiner Vergangenheit als Marinerichter in der NS-Zeit.
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Auch 1970 hat sich manch einer noch immer nicht mit dem Südweststaat abgefunden: Am 7. Juni stimmen die Badener darüber ab, ob sie weiter ein Teil Baden-Württembergs bleiben wollen. Obwohl der Heimatbund Badenerland seit 1951 (damals entstand dieses Plakat) gegen die Verbindung ankämpft, entscheiden sich fast 82 Prozent gegen eine Auflösung der Länderehe. Baden-Württemberg ist nach Jahren des Fremdelns endlich in den Herzen seiner Bewohner angekommen.
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Mit Kniebundhosen und roten Socken auf der Autobahn: Die Ölpreiskrise beschert zwischen 25. November und 16. Dezember 1973 dem Land an vier Sonntagen leere Fernstraßen. Viele sind wegen des Fahrverbots auf den Autobahnen zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. Mit der ungewöhnlichen Maßnahme sollte der Spritverbrauch um bis zu zehn Prozent gesenkt werden.
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Die RAF treibt 1977 ihr Unwesen in Baden-Württemberg. Am 7. April erschießen die Terroristen Generalbundesanwalt Siegfried Buback (Foto vom Tatort) und seinen Fahrer Wolfgang Göbel in Karlsruhe. Am 5. September wird Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer verschleppt und fünf Wochen später ermordet im Kofferraum eines Autos gefunden. Die drei RAF-Gefangenen Andreas Baader, Jan Carl-Raspe und Gudrun Ensslin werden erschossen und erhängt in ihren Zellen in Stammheim aufgefunden.
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Menschenkette zwischen Stuttgart und Neu-Ulm für Frieden: Am 22. Oktober 1983 organisieren die Baden-Württemberger den bis dahin größten Protestihrer Geschichte. Mehr als 200.000 Demonstranten reihen sich zu einer108 Kilometer langen Menschenkette quer durchs Land auf - sie habendie Machtspiele des Kalten Krieges satt. Die Supermächte USA und UdSSR befinden sich gerade im Wettrüsten. Als die USA neue Mittelstreckenraketen im Südwesten aufstellen wollen, ist das Fass voll. Zehntausende Demonstranten kommen in Bussen und Sonderzügen und verteilen sich auf derBundesstraße 10 zwischen Stuttgart und Ulm.
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1984 ist für Fans des VfB Stuttgart ein besonderes Jahr: Sie dürfen die erste Deutsche Meisterschaft der Schwaben in der Fußball-Bundesliga - und dritte Deutsche Meisterschaft in der Vereinsgeschichte nach 1952 und 1954 - bejubeln. Nach einem 2:1 gegen Werder Bremen sichert sich der VfB bereits am vorletzten Spieltag die Meisterschale. Das letzte Spiel gegen den zweitplatzierten Hamburger SV hätten die Roten schon mit fünf Toren Unterschied verlieren müssen, um sich den Titel noch nehmen zu lassen.
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Auch im Südwesten weht ein Hauch von Glasnost und Perestrojka, als der damalige sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow am 14. Juni 1989 die Landeshauptstadt besucht. Er hält sich für etwa sechs Stunden in Stuttgart auf und wird von den Schwaben frenetisch gefeiert. 50.000 Menschen säumen die Straßen in Stuttgart, als Gorbatschow mit Lothar Späth im Konvoi zur Universität nach Stuttgart-Vaihingen fährt.
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Nach zwölf Jahren Amtszeit tritt Lothar Späth am 13. Januar 1991 als dienstältester Ministerpräsident Deutschlands zurück, nachdem ihm im Zusammenhang mit der „Segeltörn-Affäre“ Vorteilsnahme bei Ferienreisen vorgeworfen wurde. Sein Nachfolger als Ministerpräsident wird der baden-württembergische CDU-Fraktionsvorsitzende Erwin Teufel.
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Ein Tor, das die Roten jubeln lässt: Am 16. Mai 1992 versenkt Guido Buchwald in der 86. Minute des Bundesligaspiels bei Bayer Leverkusen einen Kopfball - und sorgt für den 2:1-Auswärtssieg des VfB Stuttgart. Dadurch überholen die Schwaben, die nach der roten Karte für Matthias Sammer in Unterzahl hatten spielen müssen, am letzten Bundesliga-Spieltag noch Borussia Dortmund und gewinnen nach 1984 zum zweiten Mal die Deutsche Meisterschaft.
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Auf der Waldau hingegen wird am selben Tag, am 16. Mai 1992, tränenreich getrauert: Da Konkurrent Wattenscheid 09 gegen Gladbach gewinnt, nützt den Stuttgarter Kickers auch der 2:0-Heimsieg gegen den VfL Bochum nichts. Die Blauen, für die Juan Cayasso Reid und Marcus Marin (Foto) getroffen hatten, müssen aus der Fußball-Bundesliga absteigen - und sie haben es bis heute nicht wieder zurück ins Oberhaus geschafft.
Foto Pressefoto Baumann
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Acht Tage lang ist Stuttgart das Mekka der Leichtathletik: Vom 13. bis 21. August 1993 kämpfen rund 1700 Sportler aus 187 Nationen bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft im Gottlieb-Daimler-Stadion um Ruhm und Ehre. 585.000 Zuscheauer strömen zu den Wettkämpfen in die Arena und sie bekommen vier Weltrekorde zu sehen: Der Brite Colin Jackson etwa verbessert im Finale über 110 Meter Hürden am 20. August als neuer Weltmeister die Zeit auf 12,91 Sekunden, der Dortmunder Florian Schwarthoff wird in diesem Rennen Fünfter.
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In Stuttgart kommen am 18. April 1994 Verteter der Bahn AG, vom Bund und vom Land Baden-Württemberg zusammen und präsentieren erstmals offiziell das Projekt Stuttgart 21. Ob Heinz Dürr, Manfred Rommel, Matthias Wissmann, Erwin Teufel und Hermann Schaufler damals ahnen, dass 17 Jahre später ein Volksentscheid zu dem Großprojekt organisiert werden muss?
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Erst der Morgen danach bringt das ganze Ausmaß der Tragödie des Zusammenpralls zweier Flugzeuge am 1. Juli 2002 bei Überlingen am Bodensee ans Licht. Eine russische Passagiermaschine und ein Frachtflugzeug des Kurierdienstes DHL waren kurz nach Mitternacht in der Luft zusammengestoßen. Alle 71 Insassen kommen bei der Katastrophe ums Leben, unter ihnen Dutzende Kinder. Hauptverantwortlich für das Unglück ist die Schweizer Flugsicherung Skyguide. Zur Unglückszeit war im Zürcher Kontrollzentrum ein Fluglotse allein für den Luftraum über Süddeutschland zuständig. Der Mann wurde im Februar 2004 in Zürich von einem russischen Hinterbliebenen erstochen, der bei dem Unglück seine Familie verloren hatte.
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Nach 15 Jahren wieder an der Spitze der Bundesliga: Mit dem 2:1-Sieg über den FC Energie Cottbus am 19. Mai 2007 im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion erfüllt sich für den VfB Stuttgart nicht nur ein Traum, sondern die Schwaben schaffen unter Trainer Armin Veh auch ein Novum in der Bundesliga. Noch nie zuvor hat es ein Team geschafft, vom Schlusslicht zu Saisonbeginn bis auf die Spitzenposition zu klettern.
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Der Spitzenkandidat der baden-württembergischen Grünen, Winfried Kretschmann, gibt am 27. März 2011 bei der Landtagswahl im Rathaus in Sigmaringen-Laiz seinen Stimmzettel ab. Wenige Stunden später steht fest: Baden-Württemberg wird das erste Bundesland mit einem grünen Ministerpräsidenten an der Spitze. Nach Jahrzehnten an der Macht muss die CDU in die Opposition, die neue Regierungskoalition heißt Grün-Rot. Wahrlich eine Zeitenwende für Baden-Württemberg, das beinahe so lange von der CDU regiert wurde, wie es besteht: fast 58 Jahre.