Was Kinder jetzt lesen können

So viele tolle neue Bücher, die unbedingt gelesen werden müssen. Unser Tipps finden Sie in unserer Bildergalerie.

Nicht nur Bilderbuchfans wissen bei diesem Zeichenstil sofort, von wem das Buch ist. Axel Scheffler, der Vater des Grüffelos, hat ein neues Werk, die reimenden Zeilen kommen von Frantz Wittkamp. Und natürlich ist alles so wie immer: lustig und kurzweilig, mit feiner Feder gezeichnet. Es geht um Katzen, die Hunde ärgern, Fisch in Dosen goutieren und bei schlechtem Wetter Hüte tragen. Und Scheffler-Fans suchen natürlich, ob sich da der Grüffelo irgendwo auf den Seiten versteckt.

Gegensätze ziehen sich an, heißt es manchmal in Beziehungsratgebern. Jeder weiß, dass das nicht stimmt. Das ist auch bei den Tieren so. Der Eigenbrötler Dachs hat ein schönes, etwas langweiliges Leben als Steinforscher. Bis zu dem Tag als Stinktier bei ihm einzieht. Das Stinktier ist ein geselliger Kerl, kocht fantastisch, lädt Hühner ein und hinterlässt Unordnung. Es ist eine der tollsten Geschichten aus dem Jahr 2020, wunderbar illustriert von Jon Klassen, und hat das Zeug zum Klassiker!

Ein toller Page-Turner ist dem Stuttgarter Autor Thomas Thiemeyer mit seinen World-Runner-Abenteuern gelungen. Tim ist ein mutiger Held dieses Spiels, bei dem es gilt, von anderen versteckte Claims zu finden und Rätsel zu lösen. Als einer der besten Runner Deutschlands wird Tim im ersten Band „Die Jäger“ zu einer besonderen Challenge eingeladen und muss sich mit anderen messen: Das Lösen von sieben Rätseln inszeniert Thiemeyer nicht nur als spannende Deutschlandreise an geheimnisvolle Orte. Er ermuntert zum Miträtseln und spürt der psychologischen Dynamik in Tims sich spontan formierendem Team nach. (ak)

Die Spannung bleibt hoch im zweiten Band von Thomas Thiemeyers World-Runner-Abenteuern. Das Team um Tim hat sich für ein weltweites Spiel qualifiziert; von Costa Rica bis China geht die Reise – als Gewinn winkt eine Weltraumfahrt. Spannungen im Team, Sabotage und eine Spielleitung, die nicht vor Manipulationen zurückschreckt, macht aus den Jägern „Die Gejagten“, so der Buchtitel. Eine Medienbranche, die für Klicks vor nichts zurückschreckt? Thiemeyer setzt neben Hochspannung auch auf kritische Töne.

Vorbilder sind so wichtig für Kinder. Sie leben das nach, was die Eltern vorleben, saugen alles auf, was die Welt und vor allem Bücher ihnen bieten. Wie schön, dass es nun Bücher wie dieses gibt: Es erzählt in schönen Illustrationen und guten Texten von großen Erfinderinnen. Von Elizabeth Magie Philipps (Monopoly), Josephine Garis Cochrane (Geschirrspüler) oder Martha Coston (Signalrakete) beispielsweise – alles Frauen, die nicht unbedingt bekannt sind, aber als wunderbare Vorbilder taugen.

Emma wird an einem stürmischen Novembermorgen zur Schule gebracht. In dem Backsteingebäude wachen steinalte graue Riesen über die Kinder. Der Mathelehrer ist ein besonders graues, altes Exemplar. Er nennt Emma auch „Knollnase“. Ihr steigen Tränen in die Augen. Doch Emma weiß sich zu wehren, nicht umsonst nannte sie ihr Papa immer „bengalischer Tiger“. Das hier ist ein besonders schönes, poetisches Buch über Selbstwertgefühl, das man allein ob der Zeichnungen lieben wird.

Sie wälzen sich im Schlamm, erschrecken sich an Halloween und machen auch sonst sehr viel Quatsch. Hugo und Hassan sind beste Kumpels. Es geht in diesem modernen Comic um Ramadan, um Nazis in Computerspielen – vor allem aber um Freundschaft. Das ist ein deftiges Comic mit sehr direkter Sprache (Vorsicht: Kraftausdrücke!). Nichts für Plüschpädagogik-Eltern, die ihre Kinder vor dem echten Leben schonen wollen. Und genau deshalb mögen es die Kinder so gerne.

Und schläft es schon durch? Eltern kleiner Kinder kennen die Frage zur Genüge und wollen schlichtweg nicht mehr darüber reden. Dieses Buch kann man sehr gut kleinen Schwerinsbettgehern vorlesen: In der Savanne sorgt der Löwe, der nicht schlafen konnte, für Trubel. Und er lässt sich von anderen Tieren – von Faultieren, Schwalben, Giraffen, Flamingos und Krokodilen – erzählen, was ihnen so hilft beim Einschlafen. Am Ende dann lösen sie das Rätsel, was dem Löwen helfen könnte.

Natürlich können Bücher keine Museumsbesuche ersetzen, aber das hier ist schon ganz gut dafür, die Zeit zu überbrücken, bis man wieder schauen kann, wie man und was in der Steinzeit gelebt hat. Welche Tiere jagten unsere Vorfahren? Wie machten sie Feuer? Welche Kunstwerke und Rätsel haben sie uns hinterlassen? Was waren ihre Werkzeuge? Und wie ging das los mit der Viehzucht? Ein ganz wunderbar, illustriertes Buch, das einen vom nächsten Museumsbesuch träumen lässt.

Die Nimmersattkatze trägt ihren Namen zu Recht: Sie verschlingt alles und jeden, der ihr über den Weg läuft. Sie lebt weit weg in einem Land vor langer Zeit. Dort ist auch das klitzekleinste Mädchen zugegen. Eigentlich ein gefundenes Fressen für die große schwarze Katze mit den grünen Augen. Das Mädchen aber ist clever, schlägt einen Deal vor und will herausfinden, woher der unstillbare Hunger kommt. Was für ein schönes, modernes Märchen über ein mutiges kleines Mädchen!

Es könnte sein, dass Eltern beim Aufblättern des Buches eine Träne im Auge haben, wenn ein wunderbar altmodisch gezeichnetes Buch mit einer Partyszene beginnt. Da sind viele Gäste, sie trinken (Champagner!) und tanzen und haben Spaß. Kinder freuen sich vor allem an der schönen, wahren Geschichte einer Freundschaft. Der Freundschaft zwischen dem Modedesigner Hubert de Givenchy und der Schauspielerin Audrey Hepburn, die seine Kleider trug und damit zur Stilikone wurde.

Und, wie fühlst du dich heute? Gerade jetzt, in einer Zeit, wo wir alle nicht so recht wissen, wohin mit all den Gefühlen, ist es wichtig, dass man Kindern das Gefühl gibt, dass sie mit Wut, Müdigkeit, Angst, Traurigkeit, aber auch Freude, Langeweile, Neugierde und Aufgeregtheit nicht allein sind. Katharina Grossmann-Hensel hat all diese Gefühle und noch viele mehr in ein bezauberndes Buch gepackt. Das muss man einfach gern haben – und an sehr vielen Stellen laut lachen.

2021 soll die erste deutsche Astronautin für Forschungen zwei Wochen zur ISS fliegen. Von diesem Traum erzählt das Buch der Astronautinnen Insa Thiele-Eich und Suzanna Randall. Suzanna schreibt davon, wie ihr Physik dank eines neuen Lehrers auf einmal Spaß machte. Insa berichtet, wie sie ihren Traum verwirklicht, was für Voraussetzungen wichtig sind. Die Geschichte der Astronautinnen ist kindgerecht dargestellt. Und im hinteren Teil bekommen die Erstleser Antworten auf Fragen zum Buch.

Was für eine Freude! Der Bär hat seine Freunde (eine lustige Horde verschiedener Tiere) in der Stadt aufgespürt – und alle ziehen zusammen zurück aufs Land, besser gesagt in den Wald. Was ist das idyllisch da! So viel Natur... wären da nicht die Menschen! Und was für welche komischen Exemplar sind das? Leute mit Wanderklamotten und Smartphones. Und dann fängt der Biber auch noch an eine neumodische Burg zu bauen. Was für ein lustiges, hintersinniges Buch!

Der Miesepups ist ein etwas grummeliger Gesell. Immer schlecht drauf und miesepetrig. Der beste Freund vom Miesepups ist das Kucks, das einfach jeder gern hat. Im dritten Band von Kirsten Fuchs’ fabulösem Kinderbuch, das ganz zauberhaft mit ungewöhnlichen Collagen gestaltet ist, regt sich der Miesepups mal wieder auf. So sehr, dass er auf den Mond fliegt. Ja, er ist ein alter Stinker, aber eben auch sehr liebenswert. Von Freundschaft und Launen aller Art, davon erzählt dieses tolle Buch, das man übrigens auch gut selbst lesen kann.