Typologie bei Facebook ... und ich sag dir, wer du bist
Facebook ist inzwischen so bunt wie die Gesellschaft. Hier treiben sich alle möglichen Typen von Nutzern herum. Wir porträtieren acht idealtypische Facebook-Nutzer mit all ihren Macken – und Liketipps zum Nachlesen.
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Foto Nadine Schurr
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Auf Facebook ist jeder anders – und manche doch ähnlich.
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Der Hipster: Er ist zwischen zwanzig und dreißig und dank Smartphone ständig online. Der Hipster schreibt am liebsten, was stiltechnisch geht und was nicht. Facebook nutzt er seit 2005 und war auch bei allen anderen Online-Netzwerken als Erster dabei – ja nichts verpassen! Entsprechend spricht der Hipster fließend Netzdeutsch („OMG! #fb-#Typologie bei #stz ^^ http://bit.ly/djva3e @stz_news“) und tritt mit verfremdetem Namen auf – das macht man ja seit einigen Wochen wieder so, zumindest in New York. Sein Profilfoto ist wie das seiner Freunde derzeit im Comicstil gehalten. Was ihm gefällt: „Vice“, die nächstgelegene Filiale von Abercrombie & Fitch, Einladungen zu geheimen Partys
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Der Proll: Dieser junggebliebene Zeitgenosse veröffentlicht vor allem Quatschbeiträge, die er von Seiten für Foto-Statements kopiert hat. Zum Beispiel zur EM: „Vorrunden-Aus auf Holländisch?. . . Heimrobben!“ Darüber lacht er sich mit seinen Proll-Freunden auf Facebook virtuell schlapp, ehe er sie abends beim Stammtisch trifft. Wenn er einmal selbst etwas schreibt, strotzen die Beiträge indes vor Rechtschreibfehlern. Der Proll hat bei der „Bild“, einer Seite für Blitzermeldungen und seinem Lieblings-Fußballverein auf „Gefällt mir“ geklickt. Sein Profilfoto hat mit Alkohol, Sex oder Fußball zu tun. Was ihm gefällt: „Lustige Fussball Bilder“, Hansi Hinterseer, „Polizeikontrollen Stuttgart“,„Die MÄNNER Seite“
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Der Intellektuelle: Dieser Nutzertyp postet in unregelmäßigen Abständen Links zu lesenswerten Essays – unkommentiert, schließlich soll sich jeder seine eigene Meinung bilden. Wenn dann doch eine Diskussion entsteht, fühlt sich der Intellektuelle geehrt. Er sucht auf Facebook geistige Anregung und hat die Einträge der Weltbank, von Deutschlandradio Kultur sowie von relevanten zeitgenössischen Buchautoren abonniert. Daneben korrespondiert er auf Facebook mit alten Schulfreunden und koordiniert das dreißigjährige Abijubiläum. Er hat ein altes Bewerbungsbild als Profilfoto. Was ihm gefällt: „Le Monde diplomatique – der globale Blick“, „The European“, „CULTurMag“, „Staatsoper Stuttgart“
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Die Hausfrau: Wenn der Mann bei der Arbeit ist und die Kinder in der Schule, macht sie das Internet an und geht auf die Suche nach Tierfotos und aktuellen Schnäppchen; dafür ist sie Mitglied in Rabatt- und Gutscheingruppen. Ihr Facebook-Freundeskreis deckt sich mit der erweiterten Familie. Wenn sich die Hausfrau durch ihre Lieblingsseiten geklickt und die besten Tierbilder mit „sooo süß“ kommentiert hat, spielt sie eine Runde Farmville. Auf ihrem Profil finden sich, abgesehen von 140 Bildern aus dem vorletzten Malle-Urlaub, keine eigenen Posts. Das Profilfoto zeigt sie mit Haustier. Was ihr gefällt: „Täglich süße Tiere“, Farmville-App, „Gutscheincodes“, „Schokolade“,„SIE sagt es mit Bildern“
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Der Zuneigungsbedürftige: Dieser Mensch postet ständig und auf allen Kanälen: Man ist jederzeit über den aktuellen Aufenthaltsort, die Stimmung und sämtliche Aktivitäten informiert: „Jetzt noch kurz in den Supermarkt. Wieder ziemliches Sauwetter draußen. Müsste mal wieder Urlaub machen.“ Ganz klar: dieser Facebook-Nutzer will bemitleidet und geherzt werden. Jedes „Gefällt mir“ lässt ihn kurz durchatmen, ehe ihm wieder klar wird, dass die meisten seiner 500 oder mehr Freunde ihn hier ebenso wie auf Twitter aus Frust längst blockiert haben. Profilfoto: grinsendes Selbstporträt. Was ihm gefällt: Die Apps von Foursquare und Twitter (jeder weiß immer wo ich bin und wie es mir geht), „Der FB Single Treff“, „Zoosk“
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Der Propagandist: Er ist sehr monothematisch ausgerichtet, dafür in seinem Feld sehr aktiv: alles, was er zu seinem Spezialthema finden kann, wird auf seiner Seite öffentlich gemacht; er macht auch gern bei Kampagnen und Aktionen mit, schließlich geht es um die richtige Sache und davon will die Welt überzeugt werden. Dabei besteht sein Freundeskreis vor allem aus Gleichgesinnten. Neben öffentlichen Proklamationen postet der Propagandist fast nichts Persönliches. Selbst das Profilbild ist politisch: ein Porträtfoto mit hineinkopiertem politischem Statement, etwa „Atomkraft: nein danke“. Was ihm gefällt: alle Seiten der Partei, ihrer Vorfeldorganisationen und Abgeordneten, „Stop Kony 2012“
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Der Teenie: Bilder von Klassenkameraden liken, neue Spiele ausprobieren, mit Freunden chatten: das macht der Teenie auf Facebook. Er ist gern mit Zweitprofil unterwegs, damit die Eltern nicht mitlesen können – zu viele Peinlichkeiten gäbe es in der Fotogalerie zu entdecken und der Herzschmerz wegen Lisa aus der Parallelklasse geht Mama und Papa eh nichts an. Viel interessanter ist, wer am häufigsten auf sein Profil klickt. Deshalb installiert der Teenie sämtliche Apps, die das versprechen – und doch nur das Profil auslesen. Profilfoto und Beziehungsstatus wechseln beinahe täglich. Was ihm gefällt: „Freeguide Stuttgart“, Facebook-Auftritt der eigenen Schule, sämtliche Facebook-Partys in der Region
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Der Passive: Er hat sich ja nur angemeldet, weil Facebook beim Jahrgangstreffen letzten Herbst das Dauerthema war und da jetzt scheinbar alle sind. Dass das Web 2.0 eine eigene Welt ist, merkt dieser analog sozialisierte Zeitgenosse sofort nach der Anmeldung. Er weiß nicht wirklich, wo er klicken muss (gibt’s hier keine Gebrauchsanweisung?), stattdessen wollen binnen Minuten fünfzehn Bekannte mit dem Frischling „befreundet“ sein. Das ist für den Anfang ein bisschen viel: Der Facebook-Neuling loggt sich nicht mehr ein und hofft, dass niemand seine Daten ausliest. Profilfoto: keines. Was ihm gefällt: „Stadt Stuttgart“, die Profile seiner ehemaligen Klassenkameraden, der „Ausloggen“-Knopf.