Umfrage zu Kultur in Stuttgart Was vermissen Sie in Stuttgart gerade am meisten?
Während der Coronapandemie fehlen vielen Stuttgarterinnen und Stuttgartern kulturelle Angebote wie Theater, Konzerte oder Ausstellungen. Hier erzählen sie, warum ihnen das wichtig ist.
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Rund um den Stuttgarter Eckensee und die Oper haben wir Passantinnen und Passanten gefragt, ob Kultur für sie wichtig ist und was ihnen zurzeit am meisten fehlt.
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Katrin Becker, 20, aus Stuttgart: „Mir sind Kunst und Kultur relativ wichtig, weil jeder sich darin anders ausleben kann. Man kann dadurch viel über andere Personen lernen. Mich persönlich interessiert vor allem Geschichtliches, im Urlaub gehe ich oft in Museen. Ich komme gebürtig aus Kasachstan und finde auch die Unterschiede der Kulturen interessant, zum Beispiel in der Bauart von Gebäuden. Kunst wird dort auch anders wahrgenommen von den Leuten. Früher wollte ich selbst Kunst machen, habe Theater gespielt und in einem Chor gesungen. Aber ich bin einfach nicht so kreativ.“
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Ulrich Eisenbraun, 61, Beleuchter aus Renningen: „Kultur ist für mich wichtig, weil das mein Arbeitsplatz ist. Ich arbeite an der Stuttgarter Oper als Beleuchter. Privat ist mir das nicht so wichtig, ich höre eigentlich keine Musik. Fotografie ist mir wichtig. Ich mache auch eigene Projekte, da arbeite ich mit alten Möbeln, entwerfe teilweise selbst welche, arbeite alte Kronleuchter auf oder erfinde Lampen aus verschiedenen Bauteilen – das ist eher Kunst als klassische Kultur. Trotzdem finde ich, dass die Kultur zu einseitig finanziert wird, das gehört besser verteilt. Warum wird die Oper zur Nummer 1 erhoben? Das Geld dafür würde für fünf oder sechs kleine Theater reichen.“
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Carl Breisig, 23, Kunststudent aus Stuttgart: „Für mich hat Kunst einen sehr, sehr hohen Stellenwert. In meinem Studium liegt der Fokus darauf, sich selbst auszudrücken und das der Masse zu zeigen, gerade auch heute im digitalen Zeitalter. Da müssen wir andere Formen suchen und adaptieren. Zurzeit ist das ein Drahtseilakt dazwischen, sich an alles zu halten und sich selbst treu zu bleiben. Ich finde, in Stuttgart wird die Kunst zu wenig unterstützt. Und im Moment fehlt sie mir komplett: Ich kann im Einzelhandel weiterarbeiten um meine Miete zu bezahlen, darf aber nicht in ein Museum gehen, weil Kunst nicht denselben Stellenwert hat wie die Wirtschaft. Das finde ich sehr, sehr traurig.“
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Benjamin Miller, 23, Kunststudent aus Stuttgart: „Ich kann mich Carl nur anschließen und würde gerne ergänzen: Verändert hat es sich dahingehend, dass man zurzeit nur noch in seinem Kämmerchen arbeitet. Man will sich ja entwickeln, aber im Moment weiß ich als Künstler gar nicht, wo ich stehe. Die Inspiration fehlt, man hängt nur seinen eigenen Gedanken hinterher und hat keinen Austausch. Klar nutze ich Online-Formate, aber das ist anders als mit anderen in eine Ausstellung zu gehen und anschließend darüber zu reden.“
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Johanna Demissie, 20, aus Stuttgart: „Mir sind Kunst und Kultur schon ziemlich wichtig. Ich gehe gerne in Museen, vor allem Kunstmuseen, weil ich es immer interessant finde, etwas Neues zu lernen. Dort gibt es nicht einfach nur Geschichten, sondern sie werden veranschaulicht. Theater und Oper sind mir nicht so wichtig. Auf Konzerte gehe ich zwar gerne, aber ich mag hauptsächlich Musiker aus Amerika oder England, die hier nur selten auftreten.“
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Karolina Galczynska, 22, aus Stuttgart: „Ich mag Foto-Ausstellungen und Galerien, in der Staatsgalerie war ich schon öfters. Theater und Oper interessieren mich nicht so und ich gehe auch nicht so gern auf Konzerte.“
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Gustav-Adolf Traut, 77, aus Stuttgart: „Kunst ist mir insofern wichtig, als ich sie für unbedingt notwendig halte für die Vielfalt einer Gesellschaft. Notwendig finde ich auch, andere Kulturen einzubeziehen, die hier Einzug nehmen. Ein nur auf ‚deutsch‘ hinausgehendes Kulturleben kann ich ganz und gar nicht befürworten. Gemälde und Denkmäler finde ich wichtig für eine Stadt, die auf Kunst und Kultur wert legt. Ich persönlich lese gern, insbesondere Sachbücher. Ich mag Barockmusik und klassische Musik und vermisse es, auf Konzerte zu gehen. Ich nutze zwar Online-Angebote, aber dabei kann man sich nicht so gut auf die Musik konzentrieren wie bei einem Konzert vor Ort, finde ich. Ich bin froh, dass zumindest in Gottesdiensten noch gesungen wird, auch wenn die Gemeinde nicht mitsingen darf.“
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Hossaen Jogar, 60, aus Stuttgart: „Ich finde Kunst und Kultur sehr wichtig und es fehlt sehr, einfach ein paar schöne Momente in der Freizeit zu haben. Ich habe zwar auch normalerweise nicht viel Zeit dafür, nutze es aber so gut es geht. Ich gehe gern in schöne Theaterstücke, ins Ballett oder auf ein Konzert. Die Musik, die ich höre, ist vielfältig - es kann Rock sein oder auch mal Schlager. Früher habe ich viel Tango getanzt, aber jetzt sind die Lokale alle dicht. Man sieht die Leute nicht und bleibt nicht in Übung. Alleine üben geht nicht. Ich lebe allein, was nicht sehr vorteilhaft in dieser Zeit ist. Mit Partner hat man es da leichter.“
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Ute Mößner, 65, aus Stuttgart: „Mir sind vor allem Theater, Kino und Konzerte sehr wichtig. Jazz mag ich am liebsten. Zurzeit fehlen Kunst und Kultur mir sehr, vor allem das Erleben gemeinsam mit anderen und sich hinterher darüber auszutauschen.“
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Wenhua Mey, 40, aus Stuttgart, mit Tochter Sophie, 6: „Ich finde Kunst für die Kinder wichtig, also Malen und ein Instrument spielen. Meine Tochter Sophie spielt Klavier, ich selbst habe als Kind Ziehharmonika gespielt. Ich höre Popmusik und klassische Musik, gehe auch gerne in die Oper, war dort in Stuttgart aber noch nie. Im Moment fehlen mir Kunst und Kultur nicht so sehr.“