Unser Notre-Dame Persönliche Erlebnisse von Redakteuren
Das Notre-Dame zählt nicht nur zum Unesco-Weltkulturerbe, sondern gilt auch als Wahrzeichen von Paris. Unsere Redakteuren berichten von persönlichen Erlebnissen in der Kathedrale.
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Das Bild der in Flammen stehenden Kathedrale löste weltweit Entsetzen aus. In unserer Bildergalerie haben wir persönliche Erfahrungsberichte unserer Redakteure zusammengestellt. Klicken Sie sich durch.
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Klassischer geht es kaum: Flitterwochen in der Stadt der Liebe. Mitte März, 2010. Die Sonne schien. Und wir hatten uns ein stattliches Touristenprogramm vorgenommen: Marais, Musée Rodin, Quartier Latin, Père-Lachaise, Musée d’Orsay, Louvre, Montmartre – was man eben anschaut in Paris. Eine Sehenswürdigkeit hatten wir direkt vor der Haustür: Notre Dame. 450 Meter davon entfernt, im Herzen von Paris lag unser Domizil, ein charmantes, typisch französisches Hotel auf der Ile de la cité – das passende Flair für eine Hochzeitsreise. Jeden Morgen weckte uns das Glockengeläut der Kathedrale. Wir fanden das – im Gegensatz zum Glockengeläut der Kreuzkirche in Stuttgart-Heslach – nicht unangenehm, sondern romantisch. Unsere Flitterwochen fanden allerdings auch noch vor der Erweiterung des Geläuts von fünf auf zehn Glocken statt. (sdr)
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Traumsommer 2018, fünf Tage Urlaub in Paris. Zwei 17-Jährige im Schlepptau: Ihr erstes Mal in Paris. Wir schleifen sie zu den Spots, die man gesehen haben MUSS. Eiffelturm, Sacré-Coeur, klar, auch zu Notre-Dame. Die Schlange davor: gefühlt bis nach Bordeaux. Verdrehte Jungsaugen. Ungeduldige Erwachsene. Stundenlanges Anstehen? Nee, keine Lust. Nächstes Mal dann, denken wir, zeigen wir ihnen diesen Schatz – so leichtsinnig. Es wird dieses nächste Mal nicht geben. Wir haben es vergeigt. (zen)
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Mit der 14-jährigen Nichte in Paris. Sie ist verzückt, will viel anschauen, aber Kirchen? In der Frühlingssonne? Eis essen wäre doch lustiger! Schließlich überredet – und sie ist überwältigt von Notre-Dame, fühlt sich auf den Türmen wie die schöne Esmeralda. Am Montag steht die Kathedrale in Flammen. Tränen schießen in die Augen. Erinnerungen werden wach. Und dann über Instagram eine Nachricht der nun 22-Jährigen: „Durch dich durfte ich dieses Wunder noch in voller Pracht erleben. Danke!“ – jetzt kullern die Tränen tatsächlich. (tia)
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Wer sich Notre-Dame von innen ansehen oder zwischen den Türme hin und her wandeln wollte, brauchte vor allem eines: viel Geduld! Ins Allerheiligste durfte nur, wer dem Sicherheitspersonal vorher einen Blick in Rucksack oder Handtasche erlaubte. Doch das Anstehen lohnte sich – nicht nur der prächtigen, weltberühmten Fensterrosen in der Kathedrale wegen. An sonnigen Tagen reichte die Schlange fast bis zur Brücke ins Quartier Latin. Und dort tummeln sich oft Musiker, Tänzer und Akrobaten, die Besucher mit herrlichen Kunststücken in den Bann ziehen. Wer sich allerdings vorbei drängelte und so tat, als kenne er den Vordermann, dem entging diese wunderbare Wartezeit. (ker)
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Wenige Organisten haben einen derart erhabenen Blick, wenden sie ihn aus der Höhe von ihrem Spieltisch mit fünf Manualen durch das Langhaus in Richtung Apsis, wie die drei Titularorganisten von Notre-Dame, Jean-Pierre Leguay, Philippe Lefebvre und Olivier Latry. Ein Glück, dass die große Orgel, mit rund 8000 Pfeifen eine der berühmtesten Frankreichs, kaum Schaden genommen hat, wie der stellvertretende Bürgermeister von Paris, Emmanuel Gregoire, mitteilte. Welch böse Ironie, dass eine der umfangreichsten Restaurierungen des Instruments 1982 veranlasst wurde, weil man befürchtete, dass von dem veralteten elektrischen System der Orgel eine Brandgefahr ausgehe. Trotz ihrer Rettung: es wird Jahre dauern, bis wieder Orgelklänge diesen erhabenen Raum erfüllen. (göt)
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Es war nicht die echte Kathedrale, nur eine Folge von Kulissen: Aber was für eine! Mein kindliches Auge ließ sich gerne täuschen, als ich den Spielfilm „Der Glöckner von Notre Dame“ aus dem Jahr 1939 erstmals sah. Ein so wuchtiges Gebäude, für große Feiern gebaut, gibt einem Verhöhnten Asyl, Arbeit, Lebenssinn. Später wurde mir eine andere Ebene klar: Der deutsche Regisseur William Dieterle hatte in Hollywood Zuflucht vor den Nazis gefunden. (tkl)
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Da meine Familie aus Frankreich stammt, durfte ich im Jahr 1976 (von damals stammt auch das Foto) meine Tante in Paris besuchen. Natürlich stand Notre-Dame ganz oben auf der Liste der Sehenswürdigkeiten. Das Erste was mir als 14-Jährige auffiel: die unglaubliche Größe dieser wunderschönen Kathedrale, die mich tief beeindruckte. Der Besuch fiel in die Sommerferien, von daher hatten wir die Kathedrale weitgehend für uns alleine. Ich erinnere mich aber an eine kleine Touristengruppe aus Asien, die völlig hilflos sich im Kirchenschiff aufhielten. Meine Tante bot sich spontan als Touristenführerin an. Wir wagten uns, trotz Höhenangst, sogar bis unters Kirchendach. Tja, und jetzt kann ich nur hoffen, dass Notre-Dame wieder in neuem Glanz erstrahlen wird. (pk)
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Im vergangenen Juli war ich dienstlich in Paris und hatte ein paar Stunden Zeit, bevor das offizielle Programm los ging. Also dachte ich, ich fahre noch kurz in die Sadt – obwohl das ein recht weiter Weg war vom Flughafen Charles de Gaulle-Roissy. Im Bus zur Metro-Endhaltestelle hat mich eine leicht verwirrte junge Japanerin angesprochen. Sie war in Paris gestrandet, wollte eigentlich nach Barcelona. Doch ihr Flug war gestrichen worden, der neue ging erst am frühen Abend. Sie wollte „mal schnell“ die Topsehenswürdigkeiten von Paris anschauen, hatte aber keine Ahnung, wie sie da hin kommt. Weil ich nichts Besseres vorhatte, habe ich sie quasi „adoptiert“ und mit ihr eine blitzartige Stadtführung gemacht. So kam ich nach vielen Jahren mal wieder auf die Île de la Cité zu Notre-Dame (letztes Mal dort bei einer Klassenfahrt, Jahrgangstufe 11, also mehr als 25 Jahre her). Leider war die Schlange der Einlass begehrenden Touristen dort ziemlich lang, so dass wir nicht reingehen konnten. Nach zwei Stunden – in denen wir noch zum Eiffelturm, auf die Champs-Élsyées und zum Triumphbogen eilten, trennten sich am Lourve unsere Wege wieder. Die Japanerin hatte inzwischen beiläufig erwähnt, dass sie ab Orly weiterfliegt. Ihr Gepäck war aber noch in Roissy, also am anderen Ende der Stadt. Ich habe sie dann schnell in die nächste Metro gesetzt und bin erst mal in Ruhe Kaffeetrinken gegangen, zur Erholung. Ob sie je in Barcelona ankam? Ich habe leider keine Ahnung. Sie hat sich leider nie wieder gemeldet. (sur)