Verlorene Rucksäcke, unbekannte Spieler, versehentliche Wahlen Diese kuriosen Dinge passierten im Millionenbusiness Profifußball
Die jüngste Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart ist bereits jetzt ein Fall für die Geschichtsbücher. Aber die Schwaben sind nicht der erste Fußball-Bundesligist, bei dem Dinge geradezu amateurhaft abliefen.
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Als Sturmhoffnung gekommen, steht Didi bis heute für die immer wieder verfehlte Einkaufspolitik der Roten. Im Sommer 1999 holten ihn der damalige VfB-Trainer Jürgen Röber und Manager Karlheinz Förster an den Neckar, nur um Monate später festzustellen, dass der Brasilianer gar kein Kreuzband mehr im rechten Knie hatte. Der VfB war blamiert, Didis Karriere vorbei und es folgte ein monatelanges Ringen, wer denn Schuld hatte an dem vielleicht größten Transfer-Flop der VfB-Geschichte.
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Nicht nur bei den Roten läuft mal eine Mitgliederversammlung aus dem Ruder. Bei der Jahreshauptversammlung von Eintracht Frankfurt 1988 wollte ein Ordner (rechts) ein Mitglied von der Bühne befördern, weil dieser seine Redezeit überschritten hatte. Anstatt den Anweisungen des Ordners („Geh da runner“) Folge zu leisten, schlug das Mitglied den Aufpasser mit einer gehörigen Schelle zu Boden.
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Das Kapitel Peter Knäbel (2014 – 2016) beim Hamburger SV ist geprägt von Kuriositäten: Einmal beförderte sich der Sportdirektor gar selbst zum Cheftrainer (Bilanz: 2 Spiele, 0 Punkte, 0:6 Tore). Der Höhepunkt von Knäbels Zeit beim HSV ist aber der Verlust seines Rucksackes im Hamburger Jänischpark im August 2015. In dem Rucksack waren vertrauliche Unterlagen wie HSV-Gehaltslisten und Scouting-Reports zu finden, die anschließend der Presse zugespielt wurden. Zwar hielt sich Knäbel noch weitere acht Monate im Amt, schlussendlich wurde aber der Vertag mit dem „Direktor Profifußball“ aufgelöst. Heute ist Knäbel Technischer Direktor beim FC Schalke 04.
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Jörg Schmadtke dachte 2013 er hätte einen Großen für Hannover 96 verpflichtet. Der damalige Sportdirektor lotste den 21-jährigen Brasilianer Franca auch wegen seines vermeintlichen Gardemaßes nach Hannover. Der 1,3 Millionen Euro teure brasilianische Mittelfeldspieler, der vom Erstligisten Coritiba FC nach Deutschland wechselte, war von Schmadtke folgendermaßen angepriesen worden: „Franca hat mit gut 1,90 Meter und 88 Kilogramm körperliche Voraussetzungen, die er mit großer Leidenschaft in sein Spiel einbringt.“ In Hannover angekommen stellte man aber fest: Der Spieler ist nur 1,82 Meter groß. Kurios: Bereits in der Vorwoche vermeldeten die Hannoveraner das Kommen des polnischen Mittelfeldtalents Pawel Wszolek. Bis der 20-Jährige von Polonia Warschau plötzlich einen Rückzieher machte, nicht zum Medizin-Check erschien und telefonisch nicht mehr erreichbar war. 2013 war kein guter Sommer für Schmadtke...
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Der Transfer von Fernando Meira zum VfB Stuttgart war aus sportlicher Sicht ein Erfolg. 2007 wurde der Portugiese mit dem VfB Deutscher Meister, legendär bis heute die Meisterschaftsbilder, auf denen Meira die Meisterschale falsch herum in die Luft hält. Noch besser ist allerdings eine andere Geschichte, die sich hartnäckig in der Gerüchteküche hält: Als der damalige VfB-Manager Rolf Rüssmann den Portugiesen 2002 nach Stuttgart holte, verwechselte Rüssmann angeblich die Währungen. Anstatt den von Rüssmann avisierten 7,5 Millionen D-Mark kostete Meira 7,5 Millionen Euro, also rund 15 Millionen D-Mark. Die neue Währung war damals eben noch nicht selbstverständlich...
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Erwin (rechts) und Helmut Kremers sind Spielerlegenden auf Schalke. Aber einer der Zwillinge, Helmut, ging noch auf andere Weise in die Geschichte ein: Bei der Jahreshauptversammlung der Königsblauen im September 1994 wird ein Nachfolger für den verstorbenen Ex-Präsident Bernd Tönnies gesucht. Zwei Kandidaten stehen zur Wahl: Favorit Volker Stuckmann präsentiert sich farblos, während Gegenkandidat Helmut Kremers bei seiner Bewerbungsrede glänzt, die einen populistischen Höhepunkt besitzt. „Damals, zu meiner Zeit, haben wir uns für die Spiele gegen Borussia Dortmund gar nicht umgezogen“, schreit er ins Mikrofon. Die Menge feiert Kremers, wählt in zum Präsidenten – nur Wochen später tritt er zurück und gestand ein, niemals mit seiner Wahl gerechnet zu haben.
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Das „reine Gewissen“ der Nation: Als Christoph Daum im Jahr 2000 Nationaltrainer werden sollte, unterstellte ihm der heutige Bayern-Präsident Uli Hoeneß ein Drogenproblem. Daum widersprach, gab einen Drogentest („Ich tue dies, weil ich ein absolut reines Gewissen habe.“) ab, der Rest ist Geschichte...
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Mazinho (Mitte) war der erste Brasilianer bei Bayern München. Die Erwartungen waren groß, doch der Stürmer war zu harmlos vor dem Tor und gilt bis heute als einer der größten Transfer-Flops der Bayern-Historie. Noch kurioser wird der Fall, wenn man die Hintergründe des Wechsels bedenkt: Weil Mazinho nur im Doppelpack mit Bernardo zu bekommen war, verpflichteten die Bayern 1991 gleich zwei Brasilianer für insgesamt rund 3,3 Millionen D-Mark. Eine Investition, die sich nie lohnen sollte: Bernardo dachte bei seiner Reise nach Deutschland, er würde für Borussia Dortmund spielen und machte sich nach drei Monaten und nur vier Spielen für den FC Bayern im September 1991 auf den Rückweg nach Brasilien, wo er dann auch bleibt. Mazinhos Gastspiel endete drei Jahre später, nachdem ihm Lothar Matthäus im Training das Knie kaputt getreten hatte...
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„Pure Ablehnung“, „finanzielles Chaos“ und „fieses Mobbing“ – diese Gründe führt Michael Zylka heute an, warum er 1988 mit drei Tagen Regentschaft die kürzeste Halbwertszeit aller Schalke-Präsidenten hatte. Der Spiegel berichtete damals hingegen, dass Zylka bei seiner spontanen Kandidatur vergessen hatte, dass ein öffentliches Ehrenamt und sein Job als Mitarbeiter des Geheimdienstes nicht miteinander vereinbar waren. „Hätte der Oberleutnant seine spontane Kandidatur vorher in Bonn gemeldet, wäre sie nicht genehmigt worden“, zitierte das Magazin einen Ministeriumssprecher.
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Der damalige VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder dachte 1996, ihm sei der ganz große Transfer-Coup für seinen VfB gelungen. Aber aus der Verpflichtung vom damaligen Nationalkeeper und Europameister Andreas Köpke wurde nichts: Der hatte fast zeitgleich dem FC Barcelona zugesagt, ließ den VfB im Regen stehen und wechselte am Ende nach Frankreich zu Olympique Marseille.
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Zwei Millionen Mark überwies Gladbach-Manager Helmut Grashoff 1989 an Dynamo Kiew und bekam dafür Lob von allen Seiten. „Ich kann Grashoff nur gratulieren. Igor Belanow passt mit seiner Schnelligkeit genau ins Konterspiel der Borussen“, urteilte Günter Netzer. Allerdings hatte er auch einen Rat parat: „Belanow benötigt einen Berater zur Eingewöhnung im goldenen Westen. Sonst könnte das schiefgehen.“ Wie recht Netzer haben sollte: Igor Belanow war einer der ersten Russen in der Bundesliga, er war auch „Europas Fußballer des Jahres“ im Jahr 1986. Als erste Amtshandlung in Deutschland orderte seine Frau 15 Kilogramm Fleisch – sie hatte Angst, es könnte in Deutschland zu Lieferengpässen wie in der russischen Heimat kommen. War das noch zum schmunzeln, folgte nur wenige Monate später der Skandal: Bei einem Einkaufsbummel wurde ein Ladendetektiv auf das Paar aufmerksam. Die Polizei fand in Belanows Mercedes nicht bezahlte Kleidung im Wert von 2000 Mark (rund 1000 Euro). Die beiden verbrachten eine Nacht in der Arrestzelle – der Skandal leitete das Ende von Belanow in Gladbach ein. Wochen später sah er nach einem Tritt die Rote Karte, wurde bis zum Saisonende gesperrt und musste sich ausgerechnet von Stefan Effenberg als „Idioit“ beschimpfen lassen...
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Das Fax hat als Kommunikationsmittel (zumindest außerhalb mancher Bundestagsfraktion) zumeist ausgedient. Warum das so ist, erfuhren der Hamburger SV und der 1. FC Köln. Ein streikendes Faxgerät hat 2011 den Transfer von Hamburgs Bankdrücker Eric Maxim Choupo-Moting zum 1. FC Köln verhindert. Dringend benötigte Unterlagen konnten erst mit Verzögerung versendet werden. Der Vertrag erreichte die DFL wenige Minuten zu spät – der Transfer platzte. Deutsche Gründlichkeit trifft auf unglücklich agierende Bundesligisten – die DFL hatte keine Gnade. Der HSV bezahlte Choupo-Moting weiterhin fürs zuschauen, der FC Köln hatte weiterhin keinen Stürmer.