VfB-Gegner Jahn Regensburg im Porträt Fan-Freundschaft zu den Stuttgarter Kickers
Der nächste Gegner des VfB Stuttgart (Samstag, 13 Uhr) kommt mit zwei Ex-Stuttgartern und hat böse Erinnerungen an ein Spiel aus dem Jahr 1977: Der SSV Jahn Regensburg. Eine ganz besondere Vita weist ihr Trainer auf.
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Die Ultras von Jahn Regensburg (hier bei einem Spiel beim SSV Reutlingen) pflegen eine Fan-Freundschaft mit den Anhängern der Stuttgarter Kickers.
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Der Saison: Erik Wekesser (re.) und Jahn Regensburg verloren ihr letztes Auswärtsspiel bei Spitzenreiter Arminia Bielefeld (li. Cebio Soukou) mit 0:6. Davor unterlag das Team zu Hause mit 0:2 gegen die SpVgg Greuther Fürth. Durch das jüngste 1:0 gegen den SV Wehen Wiesbaden kletterte der Jahn wieder auf Platz sechs. „Ein ganz, ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, sagt Jahn-Kapitän Marco Grüttner. Mit 32 Punkten hat die Mannschaft von Trainer Mersad Selimbegovic ein Elf-Punkte-Polster auf einen Abstiegsplatz. Bei einem Sieg beim VfB Stuttgart würde der Rückstand auf Platz drei nur sechs Zähler betragen. „Wir haben aber nur ein Ziel – und das heißt Klassenverbleib“, stellt Grüttner klar.
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Das letzte Spiel: Über 119 gelaufene Kilometer, 213 Sprints und 477 Tempoläufe – der Regensburger Heimsieg gegen den SV Wehen Wiesbaden (1:0) am vergangenen Samstag war ein Kraftakt. Kapitän Marco Grüttner, der das Duell aufgrund einer Gelbsperre verpasste, führte das hohe Laufpensum seiner Mannschaftskollegen auch auf die defensive Spielweise der Gäste zurück, die tief standen und auf Konter spielten: „Da ist es natürlich schwierig, immer wieder anzurennen, nach Ballverlusten wieder umzuschalten und nach hinten zu schließen. Das kostet viele Körner.“
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Das Hinspiel: Der VfB Stuttgart mit Philipp Förster (re.) gewann bei Jahn Regensburg (Sebastian Stolze, li.) im vergangenen September mit 3:2. Nicolas Gonzalez (24.), Holger Badstuber (76.) und der Ex-Regensburger Hamadi Al Ghaddiou (90.) trafen für den VfB. Max Besuschkow (71., Elfmeter) und Federico Palacios in der dritten Minute der Nachspielzeit erzielten die Treffer für den Jahn. Es war der erste Auswärtssieg für das Team von Trainer Tim Walter.
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Der Trainer: Mersad Selimbegovic ist seit 13 Jahren beim SSV Jahn Regensburg. Der 37-Jährige gehört zu den unbekanntesten Trainern der ersten beiden Profiligen Deutschlands, doch er hat eine der bewegendsten Lebensgeschichten: Er stammt aus Bosnien-Herzegowina, ist mitten in den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsen. Als Zehnjähriger musste er zum ersten Mal seine Sachen packen und aus dem Heimatort nahe der Kleinstadt Rogatica fliehen. „Ich habe damals nicht gleich verstanden, dass ich meine Heimat verliere. Mir war vor allem nicht klar, was ich jemandem angetan habe, dass ich jetzt wegrennen muss“, sagte er. 2006 kam er aus Sarajevo als Spieler zum SSV Jahn und war bis 2012 dort am Ball, stieg unter Trainer Markus Weinzierl in die zweite Liga auf. Danach war er bis 2016 Co-Trainer der zweiten Mannschaft. 2016/17 dann U-19-Trainer und 2017 bis 2019 Co-Trainer der ersten Mannschaft. Seit 2019 fungiert Selimbegovic als Cheftrainer. Sein Vertrag läuft bis 2021.
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Der Chef: „Der Jahn ist ein außergewöhnlicher Verein mit außergewöhnlichen Personen“, schwärmt Kapitän Marco Grüttner. Zu allererst nennt er den Geschäftsführer und Sportlichen Leiter Christian Keller (li., neben Rüdiger Fritsch, Präsident von Darmstadt 98). Der 41-Jährige wurde in Donaueschingen geboren. Bereits mit 18 Jahren musste er seine aktive Karriere wegen einer schweren Knieverletzung beenden. Für ein halbes Jahre trainierte Keller den Landesligisten SC Tuttlingen. 2008 promovierte er an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen, das Dissertationsthema unter der Betreuung von Helmut Digel lautete „Steuerung von Fußballunternehmen – finanziellen und sportlichen Erfolg langfristig gestalten“. Nach dem Abstieg des SSV Jahn aus der zweiten Liga wurde Keller im August 2013 neuer Geschäftsführer sowie Sportlicher Leiter. Er ersetzte Franz Gerber.
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Der Kapitän: SG Sonnenhof Großaspach, TSV Schwieberdingen, SGV Freiberg, SSV Ulm 1846, VfR Aalen, Stuttgarter Kickers,VfB Stuttgart II – Marco Grüttner hat in Württemberg viele Stationen hinter sich. Beim SSV Jahn Regensburg schaffte der 34-jährige Vollblutstürmer den Durchbruch in der zweiten Liga. Für ihn ist dieses Spiel etwas ganz Besonderes: Ich war als kleiner Junge schon als Fan auf der Tribüne und freue mich wahnsinnig, nun als Zweitligaprofi in dieses Stadion einlaufen zu dürfen. Das wird ein großes Erlebnis.“ Nach der Saison kehrt Grüttner in die schwäbische Heimat zurück, er besitzt ein Haus in Weiler bei Affalterbach: „Ich bin 34, fühle mich topfit und will schon noch ein bisschen Fußball spielen, doch der Aufbau einer beruflichen Perspektive steht im Vordergrund. Deshalb ist die Ligazugehörigkeit nicht das entscheidende Kriterium.“ Zum Spiel an diesem Samstag beim VfB Stuttgart sagt er: „Wir haben richtig Bock drauf, einen Großen zu ärgern und wollen etwas mitnehmen. Doch die Favoritenrolle ist so was von klar verteilt. Der VfB hat enorme Qualität und sich in der Defensive stabilisiert. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn der VfB nicht aufsteigt.“
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Noch ein Ex-Stuttgarter: Der gebürtige Tübinger Max Besuschkow spielte von 2012 bis 2017 für den VfB in der Jugend und in der zweiten Mannschaft. Danach zog es den offensiven Mittelfeldspieler zu Eintracht Frankfurt. Über Holstein Kiel und den belgischen Club Saint Gilloise ging es zu Jahn Regensburg. Dort hat der 22-Jährige in dieser Saison bei 20 Einsätzen vier Tore erzielt. Sein Vertrag läuft bis 2022.
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Die Fans: Der Zuschauerschnitt bei den Heimspielen von Jahn Regensburg beträgt 11 431. Die Regensburger Anhänger pflegen eine Fan-Freundschaft zum Oberligisten Stuttgarter Kickers. Beim Heimspiel der Blauen in der Länderspielpause im vergangenen Oktober gegen den TSV Ilshofen unterstützte eine Abordung von Jahn-Fans die Kickers im Gazi-Stadion. Zurück geht diese Freundschaft offenbar auf Kontakte der „Blauen Bomber“ zu dem Regensburger Bayern-Fan-Club Rot-Weiß-Bavaria, die auch den Jahn unterstützen.
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Das 8:0: VfB Stuttgart gegen Jahn Regenburg – diese Partie vom 13. Mai 1977 weckt große Erinnerungen. Das Duell vor 43 Jahren endete 8:0 und der spätere Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld legte als Stürmer des VfB einen legendären Auftritt hin und schrieb mit seinen sechs Toren Fußballgeschichte. Hitzfeld selbst sagt: „Es gibt als Stürmer diese Spiele, in denen man immer richtig steht. Ich hatte das Gefühl, dass mir der Ball an diesem Abend immer gefolgt ist – und dort hingekommen ist, wo ich schon stand. Es lief alles perfekt, so ist das manchmal im Fußball – eine rationale Erklärung gibt es dafür nicht.