VfB Stuttgart So schlagen sich die jungen Neuzugänge des VfB
Im letzten Jahr ging der Plan mit jungen Talenten , die von anderen Clubs geholt wurden, grandios schief. Nun soll alles besser werden. Wir haben Tanguy Coulibaly (18), Mateo Klimowicz (19), Sasa Kalajdzic (22) und Maxime Awoudja (21) mal genauer unter die Lupe genommen.
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Ein junger Mann mit viel Potenzial: Tanguy Coulibaly
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Tanguy Coulibaly: Der „Tangi“, wie die Kollegen beim VfB rufen, hat am Sonntag und Montag noch ein letzten Abstecher in seine Heimat Frankreich gemacht. In Paris, wo der 18-Jährige mit der Mutter und den fünf Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen auswuchs, hat Coulibaly die Abschlussprüfung für sein Baccalaureat, das französische Abitur absolviert – und letztlich bestanden. Dass die schulische Ausbildung stimmt, war der Mutter wichtig. Inzwischen ist der technisch versierte Linksfuß aus der U 19 von Paris St. Germain („An ihm waren auch deutsche Erstligisten interessiert“, sagt Mislintat) wieder zurück in St. Gallen, wo unter dem Trainer Tim Walter die Kommandos auf dem Platz ausschließlich auf Deutsch gegeben werden. „Tangi ist ein sehr interessierter Junge, der schnellstmöglich Deutsch lernen will“, sagt der Teambetreuer und 84er-Meisterstürmer Peter Reichert, der die französisch-sprachigen Spieler beim VfB betreut. Zudem hilft der Belgier Orel Mangala als Übersetzer aus. Als offensiver Flügelspieler für die linke Seite geholt, soll Coulibaly mit seiner Technik auch im Eins-gegen-Eins für Wirbel sorgen. Abzuwarten bleibt, wie der Franzose mit Wurzeln an der Elfenbeinküste, dem nach Artur Boka und Serey Dié dritten Spieler mit ivorischen Wurzeln beim VfB, mit der rauen Gangart der Verteidiger in der zweiten Liga zurecht kommt. Daher gilt gerade für Coulibaly das Motto des Sportdirektors Mislintat: „Die Jungen haben keinen Druck. Je schneller sie sich in den Vordergrund spielen, desto besser.“
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Maxime Awoudja: Bereits als Neunjähriger spielte der Innenverteidiger in der Jugend des FC Bayern München – und wurde hier auch zum deutschen Junioren-Nationalspieler. Im vergangenen Sommer war es dann soweit: Der 1,88 Meter große Awoudja, der auch die Staatsangehörigkeit von Togo besitzt, bekam vom FCB-Sportdirektor Hasan Salihamidzic seinen ersten Profivertrag vorgelegt. Awoudja trainierte häufiger bei den Bayern-Stars um Manuel Neuer, Thomas Müller und Co. mit – spielte aber für den FC Bayern II in der Regionalliga.„Der Tipp kam von Tim“, sagt der VfB-Sportdirektor Sven Mislintat zur Verpflichtung des in der Spieleröffnung starken Abwehrspielers, den der Trainer Walter noch aus seiner eigenen Zeit bei Bayern II kennt. In der Innenverteidigung nimmt der 21-Jährige aber auch in Stuttgart klar die Rolle des Herausforderers ein. Gibt es doch hier mit Marc Oliver Kempf, Marcin Kaminski, Holger Badstuber, Timo Baumgartl sowie dem Eigengewächs Antonis Aidonis ein echtes Überangebot an Spielern für das Abwehrzentrum. Allerdings ist die Zukunft von Baumgartl, der am nächsten Montag ins Teamtraining einsteigt, noch fraglich. Und Badstuber, der im Training bereits mit Trainer Tim Walter („Er muss wissen: ‚Ich bin der Chef’“) aneinander geriet, macht in den Tagen von St. Gallen nicht den glücklichsten Eindruck. Dennoch gilt für Maxime Awoudja: Er muss sich erst einmal hinten anstellen.
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Mateo Klimowicz: Vater Diego Klimowicz spielte von 2001 bis 2010 im Trikot von Borussia Dortmund und des VfL Wolfsburg als Stürmer in Deutschland. Anders als der körperlich robuste Vater ist der 19-Jährige Mateo, der zwar im argentinischen Cordoba geboren wurde, aber in Deutschland auswuchs, eher ein Leichtgewicht. Bei 1,77 Metern Körpergröße bringt Klimowicz lediglich 65 Kilogramm auf die Waage, weiß sich aber dennoch durchzusetzen. Zu Beginn seiner Zeit beim VfB warf der Vater Diego noch bei fast jedem Training sowie bei den Testspielen ein Auge auf den Filius – inzwischen lässt er ihm seinen Freiraum. Dabei entwickelt sich Mateo Klimowicz, der bereits als 16-Jähriger für Instituto Cordoba in der zweiten argentinischen Liga debütierte, bisher sehr gut beim VfB – und könnte nach den Trainingseindrücken schon bald eine gute Rolle bei den Stuttgartern spielen. Der Teenager, der für rund 1,5 Millionen Euro kam und mit einem schnörkellosen Passspiel sowie mit guter Schusskraft ausgestattet, spielt im zentralen Mittelfeld am liebsten auf der so genannten Achter-Position, wo es sowohl defensive wie offensive Aufgaben zu übernehmen gilt. Geht Klimowicz weiter seinen Weg, könnte er als Spielertyp der Marke Lothar Matthäus Qualitäten ins Spiel bringen, die dem VfB in der Vorsaison gefehlt haben.
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Sasa Kalajdzic: „Ich habe ihn als junger Bursche in der Nationalelf und in der Champions League spielen sehen – und dann steht er in der Kabine plötzlich vor dir“, sagt Sasa Kalajdzic, 22, der Neuzugang für den Sturm vom österreichischen Erstligisten Admira Wacker Mödling über den neuen Teamkollegen Mario Gomez, der für den 22-Jährigen „eine natürlich Autoritätsperson“ ist. In Ehrfurcht erstarrt der wie Coulibaly von einigen Erstligisten umworbene Kalajdzic allerdings nicht. Kurz vor dem Beginn des Trainingslagers in Abtwil nahe St. Gallen verpflichtet, zeigte Kalajdzic bereits in den ersten Einheiten, was der VfB von ihm erwarten darf. Mit 1,99 Metern ist der Offensivmann der größte Profi im Stuttgarter Kader – doch er besitzt große Qualitäten am Ball, kann auch auf der Zehnerposition spielen. Vor allem aber macht Kalajdzic sportlich Druck auf Gomez sowie auf Hamadi al Ghaddioui, der aus Regensburg kam. Damit besitzt der VfB drei groß gewachsene Stoßstürmer.„In Stuttgart hat einfach alles am besten gepasst. Hier habe ich die besten Bedingungen, um mich weiter zu entwickeln. Ich bin natürlich ehrgeizig und habe Ziele – aber die behalte ich erst einmal für mich“, sagt Kalajdzic, der mit einer Ablösesumme von rund 2,5 Millionen Euro der Königstransfer in der Riege der Jungen ist. Von ihm erhofft man sich beim VfB schnellstmöglich Zweitliga-Tore. Denn klar ist bereits jetzt, dass es den Stuttgartern nicht noch einmal so ergehen wird wie beim direkten Wiederaufstieg in der Saison 2016/17, als der Zweitliga-erfahrene Simon Terodde allein 25 Treffer beisteuerte. Diesmal muss sich das Toreschießen auf mehrere Schultern verteilen.