VfB Stuttgart Wirbel um DFL und Wolfgang Dietrich
Auf der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart hatte Wolfgang Dietrich behauptet, nicht über seine ehemaligen Geschäftsbeteiligungen öffentlich reden zu dürfen. Der Ligaverband DFL widerspricht dieser Aussage – und das hat große Irritationen ausgelöst.
18 Bilder
Foto Baumann
1 / 18
Wolfgang Dietrich gerät in Erklärungsnot Der zurückgetretene VfB-Präsident soll nicht die Wahrheit gesagt haben.
Foto Baumann
2 / 18
Nach äußerst kontroversen Debatten im Vorfeld wird Wolfgang Dietrich am 9. Oktober 2016 bei der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart zum ehrenamtlichen Präsidenten des Vereins gewählt – mit nur 57,2 Prozent der Stimmen. Er sagt: „Ich verspreche, Präsident auch derjenigen zu sein, die mich heute einen Spalter nennen.“ Einen Kritiker, der ihm zur Wahl gratulieren will, bezeichnet er als „Drecksack“.
Foto Baumann
3 / 18
Unter dem Slogan „Ja zum Erfolg“ wirbt Wolfgang Dietrich um die Ausgliederung der Profiabteilung – und hat Erfolg. Am 1. Juni, kurz nach dem Wiederaufstieg in die Bundesliga, stimmen bei der Mitgliederversammlung 84,2 Prozent für diesen Schritt. „Eines kann ich Euch versprechen“, sagt der Präsident: „Seid gewiss, dass wir sorgsam und verantwortungsbewusst mit Eurem Vertrauen umgehen werden.“
Foto Baumann
4 / 18
Am 4. August 2017, kurz vor Beginn der neuen Bundesliga-Saison, gibt Wolfgang Dietrich die sofortige Trennung von Jan Schindelmeiser bekannt. Der Sportvorstand ist es zuvor gewesen, der maßgeblich am Aufstieg und dem Gelingen der Ausgliederung beteiligt war. Über die konkreten Gründe der Entlassung äußert sich Dietrich nicht und bleibt im Vagen: „Es geht um das notwendige Vertrauen, gemeinsam getroffene Entscheidungen konsequent umzusetzen.“
Foto Baumann
5 / 18
Ein Nachfolger für Jan Schindelmeiser ist schnell gefunden: Am 11. August 2017 tritt Michael Reschke seinen Dienst beim VfB an. Zuvor hatte der Rheinländer nur als Kaderplaner im Hintergrund gearbeitet, zuletzt beim FC Bayern. „Ich bin stolz darauf, dass wir ihn für den VfB Stuttgart gewinnen konnten“, sagt Wolfgang Dietrich: „Er ist ein absoluter Glücksfall für unseren Verein.“
Foto Baumann
6 / 18
Der Abgang von Schindelmeiser ist der Anfang vom Ende für den Aufstiegstrainer Hannes Wolf. Nicht mehr auf den Nachwuchs, sondern auf erfahrene Spieler setzt Reschke – und verzichtet darauf, Wolf in schwierigen Situationen zu stützen. Am 28. Januar 2018 kommt es zur Trennung mit Wolf. „Uns als Clubverantwortliche und ihm als Trainer hat gleichermaßen die letzte Überzeugung gefehlt, dass wir diese Situation gemeinsam meistern können“, sagt Dietrich – und lobt den in die Kritik geratenen Reschke: „Wenn ich sehe, wie er sich für den Verein einbringt, dann ist dieses Engagement außergewöhnlich.“
Foto Baumann
7 / 18
Zum Nachfolger von Hannes Wolf wird Tayfun Korkut bestellt. Unter ihm wird der VfB die zweitbeste Rückrundenmannschaft. Sein Vertrag wird in der Sommerpause vorzeitig verlängert – doch schon am 7. Oktober 2018 muss der Trainer wieder gehen. „Nach dem erfreulichen Verlauf der vergangenen Saison waren wir zuversichtlich, mit Tayfun Korkut als Cheftrainer in der neuen Spielzeit die positive Entwicklung weiterführen zu können“, sagt Dietrich: „Leider ist das nicht gelungen. Über allem steht unsere Verantwortung für den VfB Stuttgart und seine sportliche Zukunft.“
Foto Baumann
8 / 18
Tayfun Korkut wird durch Markus Weinzierl ersetzt. „Wir haben in einer für den VfB Stuttgart alles andere als einfachen Situation mit der nötigen Sorgfalt gehandelt und gleichzeitig zeitnah die Weichen für einen sportlichen Neustart gestellt“, sagt Dietrich. Doch geht es unter Weinzierl noch steiler bergab. Am 20. April wird auch er wieder entlassen. Der VfB steht vor dem Abstieg.
Foto dpa
9 / 18
Schon zuvor, am 12. Februar 2019, muss Michael Reschke gehen, der glücklose „Perlentaucher“ im Amt des VfB-Sportvorstands, dessen millionenschweren Transfers sich in vielen Fällen als Flops erwiesen haben. „Leider hat seine Arbeit bislang nicht den gewünschten sportlichen Erfolg gebracht“, sagt Dietrich, „der Klassenerhalt in der Bundesliga ist nach den jüngsten Ergebnissen in erheblicher Gefahr.“ Sein einseitige Kündigungsrecht in Reschkes Vierjahresvertrag hatte der VfB auf Betreiben Dietrichs vor Saisonbeginn gestrichen.
Foto Baumann
10 / 18
Das wohl größte Missverständnis auf dem Transfermarkt ist die Zehn-Millionen-Euro-Verpflichtung des Spaniers Pablo Maffeo. Das macht auch Wolfgang Dietrich in aller Öffentlichkeit deutlich: Die Verpflichtung sei „ein Fehler“ gewesen, sagt er, Maffeo sei zuletzt „komplett quer im Stall“ gestanden. Doch gehöre es im Fußball dazu, „dass man so einen Flop dabei hat“.
Foto Getty
11 / 18
Die Position von Michael Reschke übernimmt Thomas Hitzlsperger, Ex-Nationalspieler und VfB-Meisterspieler von 2007. „Mit Thomas gewinnen wir einen Fachmann, der nicht nur Sportkompetenz und die Nähe zum aktiven Profifußball mitbringt, sondern auch die notwendige Führungsqualität“, sagt Wolfgang Dietrich über seinen neuen Vorstandskollegen. Als Kaderplaner wird später Sven Mislintat hinzukommen.
Foto Baumann
12 / 18
Nach den beiden Relegationsspielen gegen Union Berlin (2:2/0:0) steht der nächste VfB-Abstieg fest. Wolfgang Dietrich sieht das Debakel im Stadion und meldet sich kurz darauf auf der Vereins-Homepage zu Wort: „Wir sind vom ersten Pflichtspiel an in einen Negativstrudel geraten, aus dem wir uns trotz großer Anstrengungen nicht befreien konnten.“
Foto Baumann
13 / 18
Einen Rücktritt schließt Wolfgang Dietrich trotz des Abstiegs und der immer lauter werdenden Kritik an seiner Amtsführung kategorisch aus. „Die Frage nach einem Rücktritt stellt sich für mich nicht“, sagt der Präsident. Sich nach dem Abstieg zurückzuziehen, würde er als Flucht, als Einknicken begreifen. Gerade in schwierigen Zeiten brauche es Ruhe und Kontinuität in den Gremien.“ Die Kritiker besänftigt das nicht.
Foto Baumann
14 / 18
Kurz vor der VfB-Mitgliederversammlung, bei der seine mögliche Abwahl auf der Tagesordnung steht, geht Wolfgang Dietrich in die Offensive. Aufgrund von Beleidigungen oder Drohungen erstattet er Anzeige, die Polizei ermittelt gegen unbekannt. „Wenn ein Fadenkreuz auf deinem Gesicht drauf ist, dann sind das schon Momente, in denen es schmerzt“, Dietrich er und meint damit offenbar das Plakat mit seinem Konterfei, auf dem ein „Spalter“-Stempel zu sehen ist.
Foto dpa
15 / 18
In den Tagen vor der Mitgliederversammlung hängen Dietrich-Gegner im Großraum Stuttgart unzählige Plakate auf. „Wenn die Leute glauben, sie könnten mich weichklopfen – das wird nicht passieren“, sagt Wolfgang Dietrich auf einer VfB-Veranstaltung und warnt vor seiner Abwahl. „Jetzt zu sagen, wir wählen einfach jemanden ab, ohne zu wissen was kommt: Das kann doch nicht das Ziel dieses Vereins sein. Wir brauchen eine geordnete Struktur, und Ordnung heißt: Eine Abwahl ist keine Wahl.“
Foto Baumann
16 / 18
Bei der Mitgliederversammlung steht Wolfgang Dietrich im Kreuzfeuer der Kritik. Er muss seine Abwahl befürchten – dann bricht das Chaos aus. Wegen einer nicht funktionierenden Internetverbindung kann nicht abgestimmt werden.
Foto Baumann
17 / 18
Nach der mehr als sechsstündiger Versammlung beendet der Präsident die Versammlung und sagt: „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass wir nach dem Abstieg einen weiteren schwarzen Tag erleben werden.“ Unter wütenden „Dietrich raus“-Rufen verlässt der Präsident die Mercedes-Benz-Arena.
Foto Baumann
18 / 18
Am Tag danach verkündet Wolfgang Dietrich auf Facebook seinen sofortigen Rücktritt von allen Ämtern. „Ich hätte den Grad an Feindseligkeit und Häme, wie am gestrigen Tag erlebt, nicht für möglich gehalten“, schreibt er: „Ich lasse mir meine Würde und Ehre nicht von denjenigen nehmen, die ihre Macht lautstark und mit verbaler Gewalt demonstrieren. Ebenso wenig wie von denen, die sich schon seit langem an den gut gefüllten Töpfen unseres Vereins bedienen wollen.“ Ein Wort der Selbstkritik findet Wolfgang Dietrich nicht.