Vom großen Triumph bis zum Desaster Das war das Jahrzehnt der Fußball-Nationalelf
Zehn Jahre Fußball-Nationalelf von 2010 bis jetzt – was für eine Zeit! Wir blicken zurück auf das hochspannende Jahrzehnt mit all seinen Höhen und Tiefen – und wandern von Kapstadt über Rio bis nach Moskau.
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Die DFB-Elf feiert ihren WM-Triumph 2014 in Rio – vier Jahre später folgt der Absturz in einem bewegten Jahrzehnt.
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WM 2010: Ja, der Müller machts’s: Thomas Müller dreht nach seinem Kopfballtor zum 1:0 gegen Argentinien im WM-Viertelfinale von Kapstadt jubelnd ab – am Ende steht es 4:0, und die Rasselbande von Joachim Löw hat das nächste Ausrufezeichen gesetzt. Schon vorher besiegten Löws Jungs England im Achtelfinale mit 4:1 – und hatten sich da schon von einem gewissen Michael Ballack emanzipiert, ohne den bis dahin ja angeblich gar nichts ging. Und der nun gar nicht mehr schmerzlich vermisst wird ob seines verletzungsbedingten Ausfalls. Die WM 2010 in Südafrika mit dem Halbfinaleinzug ist die Geburtsstunde der Neuers, Khediras, Müllers sowie des Kapitäns Lahm und des Anführers Schweinsteiger in der DFB-Elf.
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EM 2012: Balotelli! Noch Fragen? Falls ja, hier weiterlesen. Falls nein, einfach weiterklicken. Also, bitteschön: Der Mann, der hier rechts die Muskeln spielen lässt, nagelt Deutschland im EM-Halbfinale von 2012 in Warschau alleine an die Wand. Doppelpack von Mario Balotelli, Aus gegen Italien – die Elf von Joachim Löw um Philipp Lahm (links) fällt als einer der großen Turnierfavoriten tief. Und der Bundestrainer selbst ist auch am Boden, hat er sich doch gegen die Italiener mit zahlreichen Umstellungen in der Startelf grandios verzockt. Es dauert lange, bis sich die DFB-Elf und ihr Trainer vom (verdienten) Halbfinal-Aus erholen – Löw holt im Spätsommer zur Brandrede aus, nachdem er und sein Team hart kritisiert wurden. Und alle im Kreise des Nationalmteams bündeln ihre Kräfte. Denn in knapp zwei Jahren in Brasilien, da haben sie alle zusammen was vor.
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WM 2014: Der Gipfel ist erklommen – die Goldene Generation Neuer-Mertesacker-Boateng-Hummlels-Khedira-Schweinsteiger-Kroos-Özil-Müller und (immer noch!) Klose schafft den großen Triumph! Weltmeister in Rio gegen Argentinien, Mario Götze schreibt mit seinem herrlichen 1:0 in der Verlängerung Geschichte – ebenso wie die DFB-Elf ein paar Tage vorher mit dem legendären 7:1 im Halbfinale von Belo Horizonte gegen den Gastgeber Brasilien. Die Goldene Generation ist auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, mental und fußballerisch. Sie kann wie 2010 schon den schnellen Konterüberfall auf den Platz bringen, sie kann aber auch austarierten Ballbesitzfußball spielen, sie kann tief stehen und dominant auftreten, je nach Gegner zeigt sie das gerade nötige Repertoire. Dass bisweilen auch Glück dabei ist (Zittersieg im Achtelfinale gegen Algerien), gehört wie bei jedem großen Triumph irgendwie dazu.
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EM 2016: Die deutsche Elf um Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger (rechts) scheitert im EM-Halbfinale von Marseille am Gastgeber Frankreich und wird ihrer Favoritenrolle auf den Titelgewinn damit nicht gerecht. Hinterher sind sich fast alle Experten einig: Wohl selten war es qua eigener Top-Qualität und schwächelnder Konkurrenz so leicht, Europameister zu werden – allein: Die so stark aufgestellte deutsche Elf zeigt schon 2016 erste Symptome die sich 2018 bei der WM zu einem schlimmen Virus ausweiten sollten. Die Probleme heißen schon im Sommer 2016 fehlende letzte Motivation und Konsequenz, ein Schuss Überheblichkeit und mangelnde Demut. Es ist ein Bild, das sich in den nächsten zwei Jahren noch verschlimmert.
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Confed Cup 2017: Zwischen der EM 2016 und der WM 2018 gibt es den großen Triumph beim kleinen Turnier. Die junge deutsche Elf um Timo Werner, Lars Stindl und Leon Goretzka (von links) schafft ohne zahlreiche daheim geblieben Stars den Sieg beim Confed Cup in Russland und begeistert mit frechem Tempofußball. Der Bundestrainer Joachim Löw, das ist die gängige Meinung, hat vor der WM 2018 die freie Auswahl an etablierten Weltmeistern und jungen, hungrigen und aufstrebenden Jungstars – der Turniererfolg beim Confed Cup ist die scheinbar perfekte Steilvorlage fürs WM-Turnier 2018 in Russland.
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WM 2018: Die historische Blamage ist perfekt. Die deutsche Elf scheitert in der WM-Vorrunde, das gab es noch nie. Die 0:2-Niederlage in Kasan gegen Außenseiter Südkorea besiegelt das Aus des Titelverteidigers. Thomas Müller weint – und liefert damit ein perfektes Sinnbild. Denn alles ist aus deutscher Sicht rund ums WM-Turnier 2018 zum Heulen. Der miserable Umgang des DFB um den Präsidenten Reinhard Grindel mit der Özil-Erdogan-Affäre, die Abgehobenheit des gesamten Zirkels der Nationalelf, weltfremde Marketingslogans, die Selbstgerechtigkeit fast aller handelnden Personen – und nicht zuletzt die peinlichen Auftritte der Mannschaft. Kurzum: Das deutsche Team hat 2018 nichts anderes verdient als das krachende Vorrunden-Aus.
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2019: Der Bundestrainer Joachim Löw hat den Umbruch eingeläutet nach dem WM-Debakel von 2018. Spät, aber immerhin. Mit einer verjüngten Elf um Serge Gnabry, Leroy Sané (wenn er fit wird) und Joshua Kimmich sollen 2020 bei der EM wieder bessere Zeiten kommen, mithilfe der alten, verbliebenen Platzhirsche Manuel Neuer und Toni Kroos. Die letzten frischen und frechen Auftritte 2019 geben Anlass zur Hoffnung – der alte Mief von 2018 aus Russland scheint raus aus den Klamotten zu sein. Wie erfolgreich sich der Neuanfang 2020 weiter gestaltet? Nur eines steht fest: Es bleibt auch im neuen Jahrzehnt spannend rund um die Fußball-Nationalelf.