Zehn Ausflugs-Geheimtipps im Landkreis Blühendes Barock kann doch jeder!
Die Tourismusmesse CMT in Stuttgart geht ihrem Ende zu. Auch der Landkreis präsentiert sich dort. Wir haben zehn Redakteure gefragt, welche Ausflugsziele abseits der ausgetretenen Pfade sie empfehlen können.
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Foto FACTUM-WEISE
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Die Hessigheimer Felsengärten haben es knapp nicht in unsere Liste der Redaktionsempfehlungen geschafft. Ein lohnendes Ausflugsziel sind sie dennoch. Die Tipps unserer Redaktion finden Sie in der Bildergalerie.
Foto factum/Granville
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Man findet ihn kaum, doch das ist auch gut so: Der jüdische Friedhof am Rand des Remsecker Stadtteils Hochberg ist ein besonders ruhiger und friedlicher Ort. An einem Hang über dem Neckar, unter hohen Bäumen gelegen, finden sich hier 246 Grabsteine, die ältesten stammen aus dem 18. Jahrhundert. Im Jahr 1795 erwarb die jüdische Gemeinde das Gelände, bis 1925 wurde der Friedhof belegt. Seither kommen keine neuen Gräber hinzu, was dem Areal eine verwitterte und mystische Aura verleiht. In die frühesten Grabsteine sind hebräische Schriftzeichen gemeißelt, jüngere Inschriften sind auf Deutsch. Heute ist das Gelände im Besitz der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg. Die Fördergemeinschaft Jugend und Kultur in Remseck hat 2017 einen Film über den Friedhof gedreht, er ist auch auf Youtube abrufbar. Wer diesen besonderen Ort nicht nur am Bildschirm erleben will, muss etwas Aufwand treiben: Der Friedhof an der Neckarremser Straße ist nicht frei zugänglich, er kann ausschließlich im Rahmen von Führungen besichtigt werden. (Julian Illi)
Foto factum/Weise
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Er liegt ein wenig versteckt nahe den Hauptverkehrsachsen der Stadt: der Japangarten an der Metter in Bietigheim. Er wurde einst in Gedenken an den Bietigheimer Arzt Erwin Bälz angelegt. Seit 1987 zeichnet er den natürlichen Lauf eines Flusses nach – von der Quelle im Gebirge bis zur Mündung ins Meer. Gesäumt ist der Garten mit allerlei asiatischem Gewächs: japanischer Ahorn, Magnolien, Gingko und Zierkirschen aus der japanischen Bietigheimer Partnerstadt Kusatsu. Für Besucher der malerischen Bietigheimer Altstadt lohnt sich der kleine Abstecher an die Metter also, vor allem, wenn man japanisch-harmonischer Gartengestaltung etwas abgewinnen kann. Weniger harmonisch lief es vor drei Jahren im Sommer am Japangarten ab: Spieler des Smartphone-Spiels „Pokémon Go“ trafen sich dort, um sich virtuell zu bekämpfen und Monster zu jagen. Offenbar hatte der Spiele-Hersteller in der Nähe des Japangartens besonders seltene Pokémons platziert. Die kleinen Monster scheinen Geschmack zu haben. (Philipp Obergassner)
Foto factum/Weise
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Die Sammlung Zander fällt aus jedem Rahmen. Die dort ausgestellten Kunstwerke, in 60 Jahren zusammengetragen von der 2014 verstorbenen Mäzenin Charlotte Zander, würden auch ein Museum in Berlin, New York oder, etwas kleiner, Stuttgart schmücken. Stattdessen also: Bönnigheim. Niemand würde erwarten, dass in der kleinen Stadt im Norden des Landkreises Ludwigsburg eine der weltweit wichtigsten Sammlungen der Naiven Kunst, der Art Brut, beheimatet ist. Kunst von Autodidakten, Outsidern, mitunter auch von psychisch Kranken ist dort im Schloss zu sehen, nur wenige Art-Brut-Künstler haben es, wie etwa Henri Rousseau, zu Ruhm gebracht. Verstörend sind die Werke manchmal, aber immer faszinierend. 4500 Gemälde und Skulpturen umfasst die Sammlung, die in wechselnden Ausstellungen präsentiert wird. Regelmäßig gibt es Führungen. Geöffnet ist das Schloss donnerstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr. (Tim Höhn)
Foto Pressefoto Baumann
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Die guten Sommersportler werden im Winter gemacht, also rauf aufs Rennrad und – clic – rein in die Pedale. Es empfiehlt sich eine Tour durchs Bottwartal. Der Einstieg ist am Marbacher Neckarufer, von dort führt ein Radweg flach entlang der Murr über Steinheim und Kleinbottwar bis nach Oberstenfeld. Im Talschluss bei Gronau beginnt eine knackige Challenge, drei Kilometer sind’s hinauf bis nach Prevorst, das umgeben vom Schwäbisch-Fränkischen Wald auf einem gerodeten Bergrücken thront. In dieser Exklave ist außer beim Christbaumverkauf, einem Schleppertreffen und einem Seifenkistenrennen übers Jahr nicht viel los. Dafür gibt’s Aussicht en masse und einen Waldspielplatz. Und die Abfahrt zurück ins Bottwartal. Wer die 40-Kilometer-Tour am 26. Januar unternimmt, kann sich mit erschöpften Beinen beim spektakulären Dirty-Race-Duathlon in Murr an den Streckenrand stellen und den guten und sehr guten Sportlern zujubeln. (Christhard Henning)
Foto Susanne Mathes
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Nah am Wasser gebaut: Eine der schönsten und landschaftlich abwechslungsreichsten Rundwanderungen im Kreis Ludwigsburg führt auf rund elf Kilometern zwischen Unterriexingen und Markgröningen nicht nur an der gemächlichen Enz, dem quirligen Leudelsbach und der mäandernden Glems entlang, sondern bietet auch auf kleinem Raum große landschaftliche Reize. Zum Beispiel das Naturschutzgebiet Unteres Leudelsbachtal mit seinem exponierten felsigen Steilhang Hammelrain und seiner phänomenalen Pflanzen- und Tiervielfalt, oder aber die Markgröninger Weinhänge samt Info-Tafeln zu Rebsorten. Von dort aus geht es hinunter ins Glemstal. Kurz nach dem pittoresken Weiler Talhausen kann man in Biotopen des Naturschutzbundes mit etwas Geduld und Glück sogar Gelbbauchunken oder Ringelnattern entdecken. Sehenswerter Abschluss für alle, die es noch mal eine Anhöhe hinauf schaffen: die restaurierte Unterriexinger Frauenkirche. (Susanne Mathes)
Foto factum/Bach
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Den württembergischen Herzögen diente er als Jagdrevier, zeitgenössichen Fernsehteams gern auch mal als Ersatz für eine russische Steppe: der Favoritepark in Ludwigsburg. Was viele für einen Spaziergang von der gleichnamigen S-Bahn-Station bis zum Residenzschloss nutzen, ist ein historisches Denkmal. Oder das, was davon übrig geblieben ist, denn im 18. Jahrhundert war der fürstliche Park etwa dreimal so groß. Was die Anlage so besonders macht: Sie zeigt, wie ein deutscher Wald um 1800 ausgesehen hat – Forstleute sprechen von einem Weide- und Hutewald. Da im Gegensatz zu heute die Forstwirtschaft nur eine untergeordnete Rolle spielte, gab es große Freiflächen zwischen den einzelnen Bäumen. Auf denen tummelt sich Wild, für das der Favoritepark auch bekannt ist: Mufflons, Axis- und Damhirsche. Damit das Naturdenkmal erhalten bleibt, müssen strenge Regeln eingehalten werden. Die Bäume im Park stammen aus der eigenen Züchtung. Oder anders: Sie sind Nachfahren der Eichen und Buchen von 1800. (Ludwig Laibacher)
Foto factum/Weise
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Es ist ein Mahnmal – der Besuch des Löwen auf der Gerlinger Höhe hat aber nicht nur dunkle oder traurige Aspekte. Vielmehr lassen sich damit ein toller Blick ins Strohgäu und weiter hinaus und ein Spaziergang verbinden, der zur Wanderung an den Bärensee ausgedehnt werden kann. Der „Gerlinger Löwe“ wurde vom Bildhauer Fritz von Graevenitz 1953 geschaffen. Der Künstler, zur Nazizeit Chef der Stuttgarter Kunstakademie, sagte einmal, die Natur habe den Gerlingern ein Geschenk gemacht – das weite Land, das man vom Schlossberg aus überblicke. Der brüllende Löwe soll zur Vernunft mahnen und an die Menschen erinnern, die in Kriegen ihr Leben ließen. Vom Löwen aus geht man in 20 Minuten an der Straße entlang zum Schloss Solitude und zum Graevenitz-Museum (geöffnet sonntags, bis März von 11 bis 17 Uhr). Wer es autofrei mag, nimmt den Weg zur Bosch-Zentrale, von dort am Waldfriedhof vorbei und dann einen Kilometer nach scharfem Linksschwenk zur Solitude. Von dort aus gibt es viele Möglichkeiten für große und kleine Runden. (Klaus Wagner)
Foto factum/Weise
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Sagenhaft – ein passenderes Wort gibt es für den Blick hoch oben von den Weinbergen auf den beschaulichen Winzerort Roßwag nicht. Blickt man direkt hinunter auf das lauschige Dorf mit seinen 1200 Einwohnern an der Enz, dann wird dem Wanderer bewusst, was es mit dem Weinbegriff Steillage auf sich hat. Hier wachsen die Reben nahezu senkrecht am Berg, von der Sonne verwöhnt. Die Enz hat sich in vielen Windungen in den harten oberen Muschelkalk eingegraben und eine charakteristische Landschaft geformt. Wer die ganze Schönheit dieses Panoramas bewundern will, macht am besten eine kleine Wanderung von Mühlhausen nach Roßwag. Auf fünf Kilometern Länge lockt auch ein Naturlehrpfad mit Infotafeln. Und ist man zwischen Mai und Oktober unterwegs, kann man die köstlichen Weinreben auch in gekelterter Form probieren – und die Wanderung mit Genuss krönen. Im ehemaligen Back- und Waschhaus in Roßwag ist sonntagnachmittags ein kleines Informationszentrum geöffnet, das auch Gelegenheit für eine kleine Weinprobe bietet. (Rafael Binkowski)
Foto Bernd Zeyer
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Emailleschilder, Tanksäulen, Oldtimer, Kreidler-Kleinmotoräder, Büromaschinen, Puppen: Bei mehr als 1000 Ausstellungsstücken weiß der Besucher zunächst gar nicht so recht, wohin er als Erstes schauen soll. Sicher ist im Kolb-Lollipop-Museum im Stadtteil Korntal von Korntal-Münchingen aber eines: Die Reise in die Zeit des Wirtschaftswunders birgt allerhand Kuriositäten. Sämtliche Exponate hat Hans Jörg Schnitzer in gut 40 Jahren zusammengetragen. Dafür ist er in mehr als 80 Länder gereist. Eine seiner neuen Errungenschaften ist ein Friseursalon aus den 50er Jahren. In seinem Privatmuseum bietet der Geschäftsführer des Unternehmens Friedrich Kolb Nostalgie-, Fahrzeug- und Technikfans zudem ein hauseigenes Kino. Am Schluss kann man sich in der Bar 66 im Westernstil mit Jukebox, Filmpostern und Grammofon einen Drink genehmigen. Das Museum in der Lilienthalstraße 11 öffnet nur nach telefonischer Vereinbarung: 07 11 / 83 25 07, 5 05 01 83 oder unter 75 88 27 56. (Stefanie Köhler)
Foto factum/Granville
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Hemmingen ist weithin bekannt für seine markanten, denkmalgeschützten Terrassenhäuser. Weniger bekannt hingegen ist, dass sich der Schlosspark wenige Meter entfernt inzwischen zu einem kleinen Skulpturenpfad gewandelt hat. Nach einem ersten Bildhauersymposium im romantischen Park des Varnbülerschen Schlosses – heute Sitz des Rathauses – im Jahr 2013 kaufte die Gemeinde Kunstwerke an. Seither ist der Park nicht nur die grüne Lunge im Zentrum, sondern auch ein Ort der Kunst. Birgit Rehfeldt hat den „Freischwimmer“ geschaffen, Michaela A. Fischer das Werk „Torso“. Von Heike Endemann erwarb Hemmingen „Einsichten II“, eine Baum umgreifende Arbeit – und über all dem wacht der „Parkwächter“ von Claudia Dietz. Ein Tier, eine abstrakte Skulptur? Wer weiß das schon. Im Park findet man die Muße, Gedanken freien Lauf zu lassen. (Franziska Kleiner)