Zum Todestag von Robert Enke Was sich geändert hat
Am 10. November 2009 nahm sich Robert Enke im Alter von 32 Jahren das Leben. Der einstige Fußball-Nationaltorhüter litt an Depressionen. Sein Schicksal hat viele und vieles bewegt, wie in unserer Bilderstrecke zu erfahren ist.
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Foto dpa/Franz-Peter Tschauner
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2010 gedenken die Spieler von Hannover 96 Robert Enke. Jetzt jährt sich der Todestag des Torhüters zum zehnten Mal.
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Robert Enke begann bei Jenapharm Jena mit dem Fußballspielen. 1995 war er Ersatztorhüter beim Zweitligisten FC Carl Zeiss Jena, ein Jahr später wechselte er zu Borussia Mönchengladbach, wo er in der Saison 1998/99 als 21-Jähriger Stammtorhüter wurde. 1999 zog es ihn zu Benfica Lissabon, wo er Mannschaftskapitän war. Es folgte ein Karriereknick: Beim FC Barcelona (ab 2002) hatte Enke kaum Einsatzzeiten und wurde an Fenerbahce Istanbul (Sommer 1993) ausgeliehen. Dort ging das erste Spiel verloren, und nachdem ihn die eigenen Fans mit Gegenständen bewarfen, löste er seinen Vertrag auf. Erst beim spanischen Zweitligisten CD Teneriffa ging es wieder aufwärts.
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Im Sommer 2004 kehrte Enke in die Bundesliga zurück, er wechselte zu Hannover 96. Von Beginn an gehörte er zu den Leistungsträgern der Mannschaft. 2006 und 2009 wurde er von den Bundesligaspielern zum „Torhüter des Jahres“ gewählt. Ab 2007 war Enke Mannschaftskapitän bei 96, wo er zum ersten Mal in seiner Laufbahn einen Profivertrag verlängerte (bis 2010).
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Robert Enke durchlief alle U-Teams des Deutschen Fußball-Bundes und absolvierte 15 Spiele für die U-21-Nationalmannschaft. Nach seinem Wechsel ins Ausland geriet er aus dem Blickfeld, erst 2006, als er bereits zwei Jahre für Hannover 96 spielte, wurde Enke vor der WM von Jürgen Klinsmann in den erweiterten Kader berufen. Seinen ersten Einsatz hatte er indes erst 2007 bei einem Freundschaftsspiel gegen Dänemark. An der EM 2008 nahm er hinter Jens Lehmann als offizielle Nummer zwei im deutschen Tor teil. Insgesamt bestritt er acht Spiele für die DFB-Elf. Die WM-Qualifikationsspiele gegen Aserbaidschan, Russland und Finnland Ende 2009 bestritt er – wie eigentlich vorgesehen – nicht mehr. Später erklärte sein Vater, dass Enkes Depressionen der Grund hierfür waren.
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Teresa und Robert Enke lernten sich am Sportgymnasium Jena kennen und heirateten im Jahr 2000. Ihre leibliche Tochter Lara starb 2006 im Alter von zwei Jahren an einem angeborenen Herzfehler. Im Mai 2009 adoptierte das Ehepaar ein zwei Monate altes Mädchen. Die Familie engagierte sich für den Tierschutz und lebte mit zahlreichen Haustieren zurückgezogen auf einem umgebauten Bauernhof in Empede bei Hannover.
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Am 10. November 2009 hat Robert Enke seinem Leben an einem Bahnübergang im niedersächsischen Neustadt, in der Nähe seines Wohnorts Himmelreich, im Alter von 32 Jahren ein Ende gesetzt. Zwei Tage zuvor hatte er beim 2:2 vor heimischer Kulisse gegen den Hamburger SV für Hannover 96 das Tor gehütet. In seinem Abschiedsbrief bat er Angehörige und Ärzte um Verzeihung. 40 000 Menschen nahmen im Niedersachsenstadion (heute HDI-Arena) in einer Trauerfeier Abschied von ihm. Es ist die größte Trauerfeier in Deutschland seit dem Tod des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer 1967 gewesen. Der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger hält eine viel beachtete Rede. Seine Mahnung: „Fußball ist nicht alles.“
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Unmittelbar nach dem Tod ihres Ehemanns wandte sich Teresa Enke an die Öffentlichkeit und beantwortete die Frage nach dem Warum seines Suizids. Sie berichtet über die Depressionen ihres Mannes, seine Seelenqual, seine Ängste vor Entdeckung und Versagen. „Wir dachten halt auch, mit Liebe geht das. Aber man schafft es doch nicht, immer“, sagt sie in einer Pressekonferenz. Ein wichtiger Schritt für ihre persönliche Trauerarbeit ist 2010 die Gründung der Robert-Enke-Stiftung, deren Vorstandsvorsitzende sie bis heute ist. Teresa Enke bemüht sich um Aufklärung über die längst als Volkskrankheit eingestufte Depression. 2015 hat Teresa Enke, die ihr Privatleben nicht öffentlich macht, wieder geheiratet und brachte einen Sohn zur Welt.
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Die Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) sieht auch zehn Jahre nach dem Suizid Defizite in der sportpsychologischen Betreuung im deutschen Profifußball. Laut einer Umfrage unter Spielern aus den ersten drei Ligen würden nur wenige Teams eine entsprechende professionelle Betreuung anbieten, sagte VdV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky: „Die Clubs kommen somit ihrer Fürsorgepflicht nicht nach.“ Auch für Hannovers einstigen Sportdirektor Jörg Schmadtke hat sich im Umgang im Profifußball nicht viel verändert. „Nicht bei den Medien, nicht bei den Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen. Der Druck ist nach wie vor groß“, sagte der 55-Jährige in einem Interview der „Welt am Sonntag“. „Ich habe keine großen Veränderungen im Fußballgeschäft feststellen können. Aber auch nicht in der Gesellschaft an sich.“
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Die Robert-Enke-Stiftung wurde nach dem Tod von Robert Enke durch den Deutschen Fußball-Bund, den Ligaverband und die Hannover 96 GmbH & Co. KG gegründet. Durch Enkes Tod 2009 wurde die Krankheit Depression in das Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit gerückt. Die Stiftung unterstützt Projekte, Einrichtungen und Maßnahmen, die über Depressionskrankheiten aufklären oder sich mit der Erforschung oder Behandlung der Krankheit befassen. Unter anderem ist ein Netzwerk entstanden, in dem über 70 Sportpsychiater in Deutschland zur Verfügung stehen und eine schnelle und qualifizierte Therapiemöglichkeit für Leistungssportler ermöglichen sollen. Die Stiftung fördert zudem Maßnahmen und Einrichtungen für an Herzkrankheiten leidenden Kindern. Vorstandsvorsitzende der Stiftung, die ihren Sitz in Hannover hat, ist Teresa Enke.
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Mit der großen Öffentlichkeit und Anteilnahme entsteht ein Mythos um Robert Enke. Das Bild von dem Torhüter, der am gnadenlosen System Profifußball zugrunde geht, hält sich hartnäckig. Teresa Enke arbeitet bis heute dagegen an. Es sei nicht der Fußball gewesen, der ihn zerstört hat: „Er war kein unglücklicher Mensch. Er hatte seine Krankheit, seine depressiven Phasen. Und er war vielleicht auch kein extrovertierter Mensch. Aber er war trotzdem ein lustiger Geselle und jemand, mit dem man viel Spaß haben konnte.“
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Im Rahmen der #gedENKEminute soll am zehnten Todestag von der Bundesliga bis zur Kreisliga an Robert Enke erinnert werden. Zudem wollen der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Robert-Enke-Stiftung mit Unterstützung der Deutschen Fußball Liga (DFL) und in Zusammenarbeit mit den Regional- und Landesverbänden für die Volkskrankheit Depression und die vorhandenen Hilfsangebote sensibilisieren. „Wir waren uns schnell einig, dass im gesamten deutschen Fußball ein starkes Zeichen gesetzt werden soll“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller. „Jeder, der sich bedrängt oder hoffnungslos fühlt, muss sich Hilfe holen können – ohne Angst vor Ausgrenzung oder einem Karriereknick.“