Zweite Bundesliga Eine Liga, zwei Welten: So unterschiedlich sind der VfB und Erzgebirge Aue
Außenseiter gegen Topteam: Auf dem Papier klingt das Duell zwischen Erzgebirge Aue und dem VfB Stuttgart nach David gegen Goliath. Doch wie stehen die beiden Klubs eigentlich wirklich da? Ein Vergleich.
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Vor drei Jahren traf der VfB das letzte Mal auf die Mannschaft aus dem Erzgebirge – und gewann das Spiel souverän mit 4:0.
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Mannschaft: Ohne das Bild von David gegen Goliath überstrapazieren zu wollen: Aue gegen VfB, das ist Kleinstadt gegen Metropole, Fußball-Provinz gegen Hochfinanz, No-Names gegen Nationalspieler. Am Freitag stehen sich der Branchenprimus der zweiten Liga und der große Außenseiter gegenüber. Bei den Buchmachern ist der Absteiger aus Stuttgart klarer Favorit auf die Zweitligameisterschaft, die Kicker aus dem Erzgebirge werden gemeinsam mit dem SV Sandhausen und Aufsteiger SV Wehen-Wiesbaden als Absteiger getippt.
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Um das Siebenfache übersteigt der Marktwert des VfB (82 Millionen Euro) die Spielerwerte der Gastgeber (12 Millionen). Damit liegen die Ostdeutschen vom VfB finanziell in etwa so weit entfernt wie die Stuttgarter von Borussia Dortmund. Die Vergangenheit hat jedoch gelehrt: In der zweiten Liga geht es ausgeglichener (und spannender) als im Fußball-Oberhaus zu, auch Duelle zwischen Topteams und Abstiegskandidaten sind meist enge Kisten.
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In Sachen Zweitliga-Erfahrung hat Aue dem Absteiger einiges voraus. Seit dem Aufstieg von Union Berlin sind die Veilchen die Dauerbrenner des Ostens. Mehr als 444 Spiele im Unterhaus hat kein anderer Ost-Club absolviert. Und mit über 2000 Zweitligaspielen ist der Kader mit den Gepflogenheiten in Fürth, Bielefeld und Sandhausen bestens vertraut. „Die Erfahrung und der Zusammenhalt in der Mannschaft sind sehr groß“, urteilt Neuzugang Nicolas Sessa (23), der früher für den VfB II am Ball war.
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...Dabei versteht sich die Mannschaft aus dem erzgebirgischen Bergmannsrevier („Schalke des Ostens“) keineswegs als reine Arbeitertruppe, die 90 Minuten lang nur den Platz umpflügt. In Pascal Testroet, Philipp Zulechner und Dimitrij Nazarov verfügen die Lila-Weißen über ein gefährliches Trio im Sturm. Jan Hochscheidt und Clemens Fandrich bringen einen gewissen spielerischen Glanz ein. Das Duell mit den Schwaben ist für die Mannschaft dennoch etwas ganz Besonderes. „Spiele wie gegen den VfB sind für uns ein absolutes Highlight“, sagt Sessa. VfB-Trainer Tim Walter hingegen ist Wurscht, wie der Gegner heißt: „Wir tun gut daran, nur auf unser Spiel zu schauen.“
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Verein: Wer glaubt, dass Unruhe nur bei Traditionsclubs wie dem VfB zur Tagesordnung gehören, der wird beim Blick hinter die Erzgebirgsgipfel eines Besseren belehrt. Auch dort ist nicht immer nur heile (Fußball-)Welt, wie die Protagonisten diese Woche eindrucksvoll unter Beweis stellten. Unter der Überschrift „FCE-Vorstand trifft Personalentscheidung“ wurde in einer dürren Mitteilung die Trennung von Cheftrainer Daniel Meyer sowie dessen Bruder und Co-Trainer André mitgeteilt. Nach sechs Punkten aus den ersten drei Spielen nicht für jedermann ersichtlich.
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Von weiteren Erklärungen sahen die Verantwortlichen um Präsident Helge Leonhard ab. Was ein Stück weit verständlich ist, weil die Gründe für die Trennung wohl auch im familiären Bereich des Trainer-Duos liegen. Andererseits wirft es kein gutes Licht auf den Proficlub, wo es hinter den Kulissen unter der Ägide des mächtigen Clubbosses keineswegs immer nur beschaulich zugeht. Zwischen dem Unternehmer und dem Trainer hat es trotz sportlicher Erfolge geknirscht. Nach der Niederlage in Bielefeld, der ersten der Saison, soll er seinem Coach erklärt haben, wie er sich das Training künftig vorstellt. Dazu kam es freilich nicht mehr.
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Fans werfen Helge Leonhardt, dessen im Aufsichtsrat sitzenden Bruder Uwe sowie dem als Ehrenrat fungierenden Cousin Wolfgang überdies Vetterleswirtschaft vor. Zwölf Cheftrainer in zehn Jahren sind nicht gerade ein Ausbund an Kontinuität, die Aues Gegner nun endlich einschlagen will: Nach einem Jahr mit drei Trainern, einem entlassenen Sportvorstand und einem zurückgetretenen Präsidenten steht dieser Beweis beim VfB aber noch aus.
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Umfeld: Ein gerade fertig gestelltes reines Fußballstadion, dazu ein clubeigenes Sportinternat – in der Kleinstadt kurz vor der tschechischen Grenze sind sie mächtig stolz auf ihre neuesten Errungenschaften. Die eine Etage höher in der Bundesliga, wo der VfB sein natürliches zu Hause sieht, schon länger zum Bestandteil des Establishments zählen. Weshalb der VfB bereits an größeren Schrauben dreht, der Suche nach einem weiteren Investor (neben Daimler) für die Fußball-AG samt besserer Vermarktungschancen auf dem globalen Markt.
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Von Arbeitgebern wie Daimler können die Menschen im Erzgebirge nur träumen. Die Gegend gilt trotz zahlreicher kleiner Betriebe als strukturschwach, junge Menschen ziehen weg. Dafür ist der Zusammenhalt der Wochenend-Heimkehrer umso größer, was sich auch in der Unterstützung des FCE widerspiegelt. „Die Mannschaft wird bedingungslos unterstützt, auch wenn es mal nicht so gut läuft“, sagt Sessa.
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Ziele: Beim VfB ist die Sache klar. Das Ziel heißt sofortiger Wiederaufstieg. Für den FC Erzgebirge geht es trotz des guten Saisonstarts wieder nur um den Verbleib in der zweiten Liga. Präsident Leonhardt: „Das ist für uns wie der Einzug in die Champions League.“