Die Hundebesitzer eines Kangals stehen in Sigmaringen vor Gericht. Ihnen wird fahrlässige Tötung vorgeworfen, weil ihr Hund im Mai 2017 eine Frau anfiel und tötete.

Sigmaringen - Im Prozess um den tödlichen Angriff eines Hundes auf eine Frau in Stetten am kalten Markt (Kreis Sigmaringen) haben sich dessen Besitzer bei den Angehörigen des Opfers entschuldigt. Die 44-jährige Frau und ihr 48-jähriger getrennt lebender Ehemann ließen über ihre Verteidiger ausrichten, sie bedauerten den Vorfall zutiefst. „Meine Mandantin hätte es nie für möglich gehalten, dass der Hund derart aggressiv und gefährlich ist“, sagte der Anwalt der Angeklagten am Dienstag vor dem Amtsgericht Sigmaringen. Der Ehemann der getöteten 72-Jährigen tritt in dem Prozess als Nebenkläger auf.

 

Die Seniorin wurde am 30. Mai 2017 unvermittelt auf einem Fußweg von dem Hund angefallen und mehrfach in Kopf und Hals gebissen. Ein von einer Zeugin alarmierter Notarzt konnte sich erst um die Frau kümmern, als der Hund von ihr abgelassen hatte - die Hilfe kam jedoch zu spät. Das Tier wurde von der Polizei erschossen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem angeklagten Ehepaar fahrlässige Tötung vor. Ihr Grundstück war demnach nicht für die Haltung eines Hundes der Rasse Kangal geeignet. Außerdem sei das Halsband zu schwach gewesen, so dass sich das Tier losreißen konnte.

Hintergrund: Tödliche Hunde-Angriffe sind selten

Hunde gelten vielen als des Menschen „bester Freund“. Werden sie aggressiv, liegt die Schuld Experten zufolge meist beim Halter. Tödliche Unfälle sind selten:

April 2018: Mit einem einzigen Biss in den Kopf tötet ein Mischlingshund im Wohnzimmer der Familie einen sieben Monate alten Jungen in Bad König (Hessen).

April 2018: Ein Terrier-Mischling tötet seine Besitzer in Hannover. Die pflegebedürftige Mutter (52) und ihr ebenfalls kranker Sohn (27) waren mit der Haltung von „Chicos“ wohl überfordert.

September 2014: Im Schwarzwald fällt eine Frau zu Hause ihrem Australian-Shepherd-Mischling zum Opfer. Das Tier geht auf die 57-Jährige los und verletzt sie tödlich.

Dezember 2011: Ein Baby wird in Schmallenberg (NRW) von einem Husky-Mischling in der elterlichen Wohnung zu Tode gebissen.

Juni 2000: Auf einem Hamburger Schulhof zerfleischen zwei freilaufende American-Staffordshire-Mischlinge den kleinen Volkan (6). Die Bundesländer reagieren mit schärferen Gesetzen.