Im Rathaus ist das goldene Jubiläum der Städtepartnerschaft von Stuttgart und Mumbai gefeiert worden – auch ein Stadtbahnwagen hört nun auf den Namen der indischen Stadt.

Stuttgart - Wenn das Streichquartett des Kammerorchesters Wiener Klassik und Bollywood spielt, hat das einen Grund: Im Großen Sitzungssaal des Rathauses wurden 50 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Mumbai gefeiert, nachdem zuvor eine Stadtbahn auf letzteres getauft wurde. Die indische Delegation, bestehend aus Mumbais Bürgermeister Vishwantha Mahadeshwar, seiner Stellvertreterin Hemangi Worlikar sowie Stadtpolitikern, trugen sich ins Goldene Buch Stuttgarts ein, tauschten mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn und anderen Stadtoberen Banner und Stadtketten. „Städtepartnerschaften sind ein Beitrag zum Frieden in einer globalisierten Welt“, waren sich Kuhn und sein Amtskollegen Mahadeshwar einig. Obwohl die Einwohnerzahl sich unterscheide – Mumbai zählt 20 Millionen, Stuttgart 612.000, die hiesige Metropolregion 5,5 Millionen –, gebe es Gemeinsames.

 

Laut Jubiläumsbroschüre sind beide Städte Hauptstädte ihrer Länder – Mumbai von Maharashtra –, Wirtschaftsmotoren, Zentren der Kultur, Bildung, Forschung, hätten Filmindustrie. 2015 verpflichteten sich Baden-Württemberg und Maharashtra in vielen dieser Felder stärker zusammenzuarbeiten, zudem in Informationstechnologie, Infrastruktur, Weinbau und Tourismus.

Viele Schnittmengen

Das war nicht abzusehen, als 1967 das Deutsche Generalkonsulat in Bombay, wie Mumbai einst hieß, an die kommunalen Spitzenverbände meldete, dass sich die Metropole international öffnen wolle. In Stuttgart, Sitz der Deutsch-Indischen Gesellschaft und Deutsch-Indischen Handelskammer, war man bereit. Nach Gesprächen des damaligen Oberbürgermeisters Arnulf Klett mit seinem indischen Kollegen Leon D’Souza stimmte der Gemeinderat zu: Am 11. März 1968 wurden in Mumbai, am 21. März 1968 in Stuttgart die Urkunden der Städtepartnerschaft unterzeichnet.

„Dafür sucht man heute gleichgroße Städte mit gleichen Wirtschaftsvoraussetzungen“, so Frédéric Stephan, in Stuttgart für Außenbeziehungen zuständig. Nach dem Zweiten Weltkrieg lief es anders. Die Partnerschaft mit St. Helens 1948 kam etwa über einen Studierenden, der einen Brief Kletts dabei hatte, zustande, Straßburg 1962 über befreundete Bürgermeister. St. Louis im US-Staat Missouri wurde durch Sozialarbeiter angestoßen, Cardiff 1955 über das britische Außenministerium, das walisische Städte mit baden-württembergischen verbinden wollte. „Klett wollte Stuttgart öffnen für die Welt“, so Stephan. Ab den 60er-Jahren folgten Partner auf der Südachse: Mumbai, Menzel Bourguiba/Tunesien (1971) oder Kairo/Ägypten (1979). Hernach der Osten: 1988 Lodz/Polen, 1989 Brünn/Tschechische Republik sowie 1992 Samara/Russische Förderation.

Große Entwicklung

War der Austausch mit Mumbai zunächst von Entwicklungshilfe und Privatpersonen, Vereinen, Kunstschaffenden getragen, unterstützte Stuttgart ab 1980 soziale oder Infrastruktur-Projekte. Es folgten Programme für Schulen, Hochschulen und mehr. Auch die Themen Abfallwirtschaft und Wasserversorgung spielten stets eine Rolle, so Stephan. Hinzu kämen EU-Programme wie „World Cities“ der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (giz) zu umweltfreundlichen Technologien.