Mit der 0:1-Niederlage in Irland verpasst die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die vorzeitige EM-Qualifikation. Jetzt fällt erst im letzten Gruppenspiel am Sonntag gegen Georgien in Leipzig die Entscheidung.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Dublin - Joachim Löw zieht beim Schlusspfiff wütend sein Sakko aus und marschiert kopfschüttelnd in die Kabine. So hat sich der Bundestrainer das nicht vorgestellt. Eine Formsache sollte es eigentlich sein, das EM-Qualifikationsspiel in Irland, schon ein Unentschieden hätte dem Weltmeister genügt, um das Ticket nach Frankreich vorzeitig zu lösen. Am Ende aber ist es der krasse Außenseiter von der grünen Insel, der fast ungläubig den ersten Heimsieg gegen die deutsche Nationalmannschaft seit 59 Jahren bejubelt.

 

Die Auswahl von Joachim Löw hingegen muss nach der blamablen 0:1-Niederlage in Dublin nachsitzen. Erst im letzten Gruppenspiel am Sonntag gegen Georgien in Leipzig fällt die Entscheidung. Auch dann wird Deutschland (19 Punkte) schon ein Punkt reichen, während sich auch die Teams aus Polen und Irland (jeweils 18 Punkte), die zeitgleich im direkten Duell aufeinandertreffen, noch Hoffnungen auf einen direkten EM-Startplatz machen dürfen. Sehr zum Ärger von Joachim Löw: „Das war eine völlig unnötige Niederlage.“

Seine Mannschaft, die kurzfristig auf den angeschlagenen Kapitän Bastian Schweinsteiger verzichten musste, war in Irland von der ersten Minute an drückend überlegen und spielerisch klar besser. Doch ließ es die deutsche Elf im Angesicht der fast sicheren Qualifikation an Leidenschaft, Entschlossenheit und Präzision vermissen – und bot einen Auftritt an der Grenze zur Überheblichkeit.

Mario Götze musste früh raus und fehlt gegen Georgien

Ein Kopfball von Jerome Boateng über das Tor (8.), eine abgeblockte Direktabnahme von Ilkay Gündogan (13.) und ein Flachschuss des ansonsten wieder einmal fast unsichtbaren Mesut Özil ans Außennetz (40.) – mehr brachten die deutschen Spieler in der ersten Hälfte nicht zustande. Der zuletzt überragende Thomas Müller blieb im Angriff blass; Mario Götze musste wegen Adduktorenproblemen früh ausgewechselt werden und wird gegen Georgien fehlen.

Auch zu Beginn des zweiten Abschnitts beschränkte sich das DFB-Team zunächst aufs Allernötigste und leistete sich immer wieder Unkonzentriertheiten. Das ermunterte die Iren, mutiger zu werden. Nun endlich begannen die Zuschauer, die bis dahin seltsam ruhig gewesen waren, ihre Lieder zu singen – und gerieten aus dem Häuschen, als Shane Long nach 70 Minuten der völlig überraschende Führungstreffer gelang. Unhaltbar traf der Stürmer, nachdem ein langer Ball genügt hatte, um die deutsche Abwehr auszuhebeln. „Es ist das passiert, was gegen solche Teams passieren kann: Irland hat aus wenig viel gemacht“, sagte der Verteidiger Mats Hummels.

Erst nach dem Rückstand erwachte die DFB-Elf aus ihrer Lethargie. Doch ging der Kopfball von Hummels (72.) ebenso am Tor vorbei wie der Schuss von Müller (78.). Der Rest war irischer Jubel – und deutsche Zuversicht vor dem entscheidenden Duell mit Georgien: „Wir brauchen uns nicht extrem unter Druck zu setzen“, sagte Müller, „wir wissen, was wir können.“