Der erste FC Kaiserslautern kommt als Tabellenletzter zum VfB – und viel deutet darauf hin, dass die Krise anhält.

Stuttgart - D - iesen Mittwoch standen die Helden des 20. Oktober 1973 im leeren Fritz-Walter-Stadion und schauten lachend und feixend auf die große Leinwand in der Westkurve. Dort liefen die Bilder vom 7:4 gegen den FC Bayern, das als eines der legendärsten Spiele in der Historie des 1. FC Kaiserslautern eingegangen ist. Ernst Diehl, Dietmar Schwager und auch Klaus Toppmöller sind unübersehbar fast 40 Jahre älter geworden. Ein Filmteam dreht und hat die Protagonisten von damals noch einmal zusammengetrommelt – die Vergangenheit ist eben allgegenwärtig beim viermaligen Deutschen Meister.

 

Von solchen sportlichen Heldentaten kann die aktuelle Mannschaft des FCK nur träumen. Am Freitag geht es beim VfB Stuttgart nur ums nackte Überleben. Seit 14 Spielen ist der FCK ohne Sieg und nach dem 0:0 gegen den VfL Wolfsburg am letzten Wochenende auf den letzten Tabellenplatz zurückgefallen. Nur 16 Tore haben die Profis des Trainers Marco Kurz in 24 Saisonspielen erzielt – diese Bilanz des Elends ist eine der Gründe für den Absturz. Immerhin zeigte das Team nach der Pleite beim Derby in Mainz (0:4) gegen Wolfsburg eine erkennbare Willenssteigerung. „Die Leistung der letzten Woche kann nur der Beginn gewesen sein“, forderte Kurz.

Verbleib im Amt

Schon die Begegnung gegen Wolfsburg hatte für Kurz ja den Status eines Tribunals, in der die Frage verhandelt wurde: folgt die Mannschaft noch diesem Trainer? Fürs Erste wurde die mit Ja beantwortet. Die nach der Niederlage gegen Mainz ungehaltenen Fans belohnten das Grätschen, Zerren und Rennen mit Applaus. Doch die Lage bleibt fragil, auch für den Trainer.

Ein ähnlicher Auftritt des Teams beim VfB wie in Mainz würde Kurz wohl aller Argumente für einen Verbleib im Amt berauben. Eigentlich will der Vorstandschef Stefan Kuntz den Trainer nicht entlassen, dessen Vertrag er im Herbst noch vorzeitig bis Juni 2013 verlängert hat. Aber seit der Blamage gegen Mainz hält sich Kuntz die Möglichkeit offen, durch einen Trainerwechsel doch noch einen neuen Reiz zu setzen.

Die Kritik ist groß

Das Duo Kuntz/Kurz steht seit fast drei Jahren für die wirtschaftliche Konsolidierung und den sportlichen Aufstieg. Nun ist die Kritik groß. Doch der FCK leidet noch an den Verfehlungen der letzten Dekade, die den Club durch Größenwahn und Unfähigkeit an den Rand des Ruins brachten. Regelmäßig folgen die besten Spieler dem Ruf lukrativerer Angebote, auch vor dieser Runde war das so. Und Kuntz scheint in dieser Runde sein glückliches Händchen auf dem Transfermarkt verlassen zu haben. Auch in der Winterpause gingen noch einmal acht Spieler und kamen fünf Neue. Doch statt Hoffnung und Aufbruch herrschen im März 2012 beim FCK überall nur Unsicherheit und Zweifel. Kuntz steht wegen der Transferpolitik stark in der Kritik, und Kurz hat durch zu viele Formationswechsel zur Verunsicherung der Spieler beigetragen. Seine große Stärke der letzten beiden Spielzeiten (Spieler besser zu machen), scheint ihn ebenso verlassen zu haben, wie die Gabe, in kritischen Momenten mit dem Team die Wende zu schaffen.

Spieler wie Petsos oder Fortounis etwa, die in der Vorrunde auf gutem Weg schienen, spielen gar keine oder nur noch eine Nebenrolle. Verunsichert aber wirken alle Profis, ob Jung oder Alt, ob der Kapitän Christian Tiffert oder die Sturmhoffnung Sandro Wagner. Längst steht die Grundsatzfrage im Raum, ob diese Mannschaft überhaupt die Mentalität besitzt, um dem Abstiegskampf zu trotzen. „Wir müssen den Mut finden, Fußball zu spielen“, sagt der gebürtige Stuttgarter Kurz, „und dürfen nicht daran denken, was ein schlechtes Spiel in Stuttgart bedeuten würde.“

Um den bröckelnden Zusammenhalt im Umfeld zu stärken, bezahlen Spieler und Verein für die nächsten vier Heimspiele insgesamt 11 000 Eintrittskarten aus der eigenen Tasche. Nun müssen sie auch auf dem Rasen ein Zeichen setzen. In der letzten Saison war ein 4:2 beim VfB Stuttgart ein zentrales Signal auf dem Weg zum Klassenverbleib. Auch an dieses Erlebnis wollen sie sich beim FCK erinnern vor dem heutigen Spiel. Ob’s hilft?