In Urbach wurde der Maibaum kürzlich von unbekannten Tätern in der Mitte durchgesägt. Die Urbacher lassen sich davon ihr Maifest aber nicht verderben. Die Polizei ermittelt weiter nach den Tatverdächtigen.

„Ritzeratze, voller Tücke, sägen böse Buben in den Maibaum eine Lücke. Sie machen weiter und am Ende ist er ganz entzwei – was für eine Sauerei!“ Ungefähr so oder ähnlich hätte möglicherweise Wilhelm Busch einst in Max-und-Moritz-Manier den Baumfrevel in Urbach bei Schorndorf reimtechnisch auf den Punkt gebracht.

 

Allerdings würde diese Versform dieser speziellen Angelegenheit nicht gerecht werden und sie in ein viel zu mildes Licht rücken. Denn Bürgermeisterin Martina Fehrlen sieht genauso wie die Polizei und auch andere Bürger im Ort in diesem Fall eindeutig die Grenze zwischen einem zünftigen Maischerz und mutwilliger Sachbeschädigung überschritten: „Ich sage es klar: Das war kein dummer Streich, sondern eine gezielte Zerstörung von Gemeinsinn. Wer etwas gesehen hat, möge sich bitte bei der Polizei oder beim Ordnungsamt melden“, fordert sie diejenigen Bürger auf, die zur Klärung der Straftat etwas beitragen können.

Keine neuen Erkenntnisse der Polizei

Laut des Polizeipräsidiums Aalen hat der Polizeiposten Plüderhausen die Ermittlungen übernommen. Neue Erkenntnisse gebe es noch nicht. Drei derzeit noch unbekannte Täter hatten in der Nacht von Dienstag, 22. April, auf Mittwoch, 23. April, gegen 2 Uhr in der Früh im Teilort Bärenbach den Maibaum der Kommune in der Mitte durchgesägt.

Der Stamm habe sich auf dem Privatgelände eines Mitarbeiters des Technischen Betriebshofs befunden, sei dort auf Böcken gelagert gewesen und sollte für das diesjährige Maifest in Urbach vorbereitet werden, berichtet Achim Grockenberger vom Ordnungsamt Urbach. Dies hätten sich die Täter zunutze gemacht, seien aufs Grundstück gekommen und hätten den Stamm in der Mitte zersägt. Die Kommune werde aus dem Vorfall aber ihre Lehre ziehen und den Stamm künftig nur noch auf dem umzäunten und besser gesicherten Bauhof-Gelände fürs Maifest schmücken und vorbereiten, sagt Achim Grockenberger,

Angeblich soll dieses Maibaum-Mini-Massaker nicht mit einer Benzin-, sondern mit einer geräuschärmeren Akku-Kettensäge begangen worden sein. Die drei Männer flüchteten mit einem Lieferwagen, eine nähere Beschreibung fehlt.

Wildtierkamera hat nicht ausgelöst

Und eine Wildtierkamera, die in der Nähe angebracht war, half auch nicht weiter: „Leider ist den ermittelnden Kollegen in Plüderhausen nicht Kommissar Zufall zu Hilfe gekommen“, berichtet der Polizeisprecher Robert Silbe aus Aalen. Die Auswertung der Bilder habe aufgrund eines Defektes auch nicht weitergeführt. Dass das Maibaum-Zersägen im Rems-Murr-Kreis fast schon Tradition habe und systematisch begangen werde, kann der Polizeisprecher auf Anfrage so nicht bestätigen. Ein Schwerpunkt sei in der Region nicht erkennbar.

Allerdings wurden in der Gemeinde Berglen vor zwei Jahren gleich vier Maibäume in den Teilorten Steinach, Reichenbach, Rettersburg und Öschelbronn nachts mit der Motorsäge umgelegt. Weitere Maibaum-Fällungen gab es zuletzt in den Landkreisen Schwäbisch Hall und der Ostalb. Ähnlich wie im fiktiven Niederkaltenkirchen im Eberhofer-Krimi „Sauerkrautkoma“ scheint aber auch ganz real der Hang zum groben Unfug in den Landkreisen rund um die Ostalb anlässlich des 1. Mai nicht gänzlich ausgestorben zu sein.

Der Bonsai-Maibaum kommt in Urbach sehr gut an

Die Urbacher ließen sich ihre 1.Mai-Feierlaune davon trotzdem nicht vermiesen. CDU-Bürgermeisterin Fehrlen gab am Mittwochabend gegen 18 Uhr beim Start des Maibaumfestes das Motto aus: „Halber Baum – doppelter Spaß!“ Der spontanen Einsatzbereitschaft des Bauhofs samt deren Schnitzarbeit sei es zu verdanken, dass man nun dennoch hier sitzen und den Frühling traditionsgemäß feiern kann. „Die Girlanden sitzen, die Wappen glänzen – und unser kleiner Baum steht wie eine Eins. Rund zwölf Meter Frühling, aufrecht und traditionsreich“, lobte Fehrlen all der helfenden Hände. Der Dank gehe in diesem Jahr vor allem an Peter Stüber und sein Team von der Schützengilde Urbach, die sich auch um die kulinarische Betreuung kümmerte. Ebenso wie an die Erzieher im Schlosskindergarten, an die Mitwirkenden im Musikverein Urbach und das Orga-Team um Grockenberger.

Auch als halbe Portion macht der geschmückte Stamm nun an gewohnter Stelle in der Ortsmitte am Kreisverkehr bei der Hauptstraße etwas her. „Die Wappen erzählen von dem, was unsere Gemeinde ausmacht: Feuerwehr, Schule, Kirche, Rathaus und Handwerk – also kurzum wir“, erklärt Fehrlen. Der Rathaus-Chefin hätten in den vergangenen Tagen auch immer wieder Bürgerinnen und Bürgern bestätigt, dass die vom ehemaligen Lehrer Lothar Ordnung initiierten Wappen an dem kleineren Baum viel besser zur Geltung kämen. Ähnlich äußert sich auch die Leiterin des Schloss-Kindergartens Iris Matteis. „Ihre“ Kita-Kinder erfreuten mit Tänzen um den Maibaum und einem Marienkäferlied die Besucher. Anschließend wurde zünftig in den Mai gefeiert.