In der Merz-Akademie in Stuttgart-Ost drehte sich alles um die sogenannte Blockchain-Technologie, eine dezentrale Datenbank, deren Datensätze miteinander verkettet sind.

S-Ost - Eine Kiste mit Schrauben, Nägeln und Werkzeug steht auf der Fensterbank im Untergeschoss der März Akademie. Wie und wofür man diese Utensilien einsetzt, ist allgemein bekannt. Ganz anders sieht es mit den Möglichkeiten aus, die von Freitag bis Sonntag von den 100 Teilnehmern des 1. Stuttgarter Blockchain Hackathon in den Räumen der Hochschule ausgelotet wurden. „Wir befinden uns in einer Phase, in der es darum geht, zu lernen und zu verstehen, wie die Blockchain-Technologie eingesetzt werden kann“, sagt Jonas von Malottki (Daimler AG), der gemeinsam mit fünf weiteren Juroren entscheiden wird, welche der 17 Arbeitsgruppen während des Hackathon die überzeugendste Lösung entwickelt hat.

 

Die Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, deren Datensätze miteinander verkettet sind. Sie liegt nicht auf einem Server und wird nicht von einem einzelnen Betreiber verwaltet. Vielmehr gibt es verschiedene, gleichberechtigte Nutzer. Karsten Treiber (Targens GmbH) versucht, die Vorzüge dieses Prinzips anhand eines Grundbucheintrags zu verdeutlichen: „Stellen Sie sich vor, es gibt nicht nur ein Dokument in einem Amt, sondern jeder ihrer Nachbarn weiß, dass Ihnen ein Grundstück gehört und kann das bezeugen. Besitzverhältnisse ließen sich so viel einfacher klären und Fälschungen würden unmöglich.“ Ob jeder möchte, dass solche Informationen transparent werden, ist eine andere Frage. „Wer sich in dieser Hinsicht öffnet, wird auf Dauer weiter kommen“, ist Katharina Schubert überzeugt, die als Vertreterin des Management- und IT-Beraters MHP in der Jury sitzt. Überhaupt sind sich die Experten einig: Wer jetzt nicht mitmacht, ist bald abgehängt. Blockchain-Technologie könnte die Welt auf ähnliche Weise verändern, wie das Internet, das 1995 von Microsoft-Chef Bill Gates als Hype abgetan wurde.

Maximale Transparenz und Sicherheit

Auch Blockchain ist ein Hype. Dahinter aber steckt eine Grundidee, die wegweisend werden könnte. „Es wäre falsch, wenn wir nun versuchen würden, alle Probleme mit dieser Technologie zu lösen“, betont Schubert. „Man sollte gut überlegen, wo es tatsächlich sinnvoll ist.“ Dann kann Blockchain mehr sein, als nur ein Werkzeug zur Optimierung des Datenaustauschs. Als soziales Instrument ermöglicht sie auch neue Formen der Zusammenarbeit und Prozessabwicklung. So hat sich die Arbeitsgruppe ChainReaction einer Lösung für die automatische Servicebeauftragung für Maschinen gewidmet, die im Falle eines Maschinen-Störfalls die digitale Auswahl und Beauftragung eines Serviceproviders ermöglicht. Die gesamte Abwicklung einschließlich Bezahlung läuft dabei per SmartContract ab – bei maximaler Transparenz und Sicherheit.

Joachim Erdle, Managing Director der LBBW ist sehr angetan von den Ergebnissen, die am Sonntagmittag präsentiert werden und von der Energie, die in den Teams freigesetzt wurde. Seine Vision ist eine Blockchain Kompetenzregion Stuttgart. Das klingt nach einer langfristigen Perspektive. Auch der Hackathon wird keine Eintagsfliege bleiben: Im kommenden Jahr soll die erfolgreich gestartete Veranstaltungsreihe fortgesetzt werden.