Der TV Feuerbach feiert am Samstag sein 100-jähriges Bestehen. Den Anstoß zur Gründung des Vereins gaben junge Herren und Töchter aus gutem Hause.

Feuerbach - Auf einem Foto aus dem Jahr 1924 tragen die Vereinsmitglieder fast ausschließlich weiße Tenniskleidung. Die Männer haben sich teilweise eine Krawatte oder Fliege umgebunden, ansonsten tragen sie weiße Hemden und weite Bügelfaltenhosen, die Frauen spielen in weißen Kleidern und Lederschuhen, manche lehnen mit dem Schläger lässig am Netz, während sie fürs Gruppenfoto posieren. Zwei jugendliche Mitglieder stechen hervor, sie haben breite Hosenträger, dunkle Beinkleider und graue Schuhe an. Damals habe der Verein „das Odium des Hosenträgerklubs vollends ablegt“, heißt es in einer der historischen Quellen. In den jungen Gesichtern der tennisbegeisterten Feuerbacher Hautevolee spiegelt sich auch das Selbstbewusstsein dieser ebenso jungen aufstrebenden Stadt Feuerbach wieder.

 

Im Jahr 1907 wird Feuerbach vom König zur Stadt erhoben, ein Bauboom setzt ein. Bereits ab den 1870er Jahren verändert sich der Ort. Im Osten des alten Ortskerns siedelt sich ein namhafter Industriebetrieb nach dem anderen an. Aus dem Weingärtnerdorf wird binnen eines halben Jahrhunderts ein prosperierender Ort mit Weltfirmen und einer neuen Oberschicht aus Unternehmern und Gewerbetreibenden: „Bestimmend für die zeitgemäße Umgestaltung von Feuerbach war neben der Gemeindeverwaltung die sogenannte Mittwochsgesellschaft. 1859 als reiner Geselligkeitsverein begründet, führte dieser Kreis die maßgeblichen Männer aus Industrie, Handel und Gewerbe zusammen“, schreibt der Autor Jörg Kurz in seinem Feuerbach-Buch.

Mittwochsgesellschaft an der Gründung beteiligt

Just jene Mittwochsgesellschaft war dann auch an der Gründung des örtlichen Tennisvereines maßgeblich beteiligt. Es sind die jungen Herren und Töchter aus gutem Hause, die damals den Anstoß gaben. Gleich neben der neuen Festhalle – im Halbschatten der Linden – entstehen bereits 1912 zwei schmale Tennisplätze. Im März 1919 wird dann der Verein offiziell gegründet. Und es gibt gewichtige Förderer des weißen Sports in der Stadtverwaltung.

Der damalige Oberbürgermeister Wilhelm Geiger gehört zu den Gründungsmitgliedern, ebenso wie sein Bruder Walter Geiger. Letzterer liefert zur 25-Jahr-Feier eine detailreiche Beschreibung der Anfangsjahre. Das erhalten gebliebene Dokument von Geiger erweist sich als wichtige Quelle und informative Goldgrube für die historische Aufarbeitung der Vereinsgeschichte: „Es beschreibt sehr anschaulich die 1920er Gründerjahre, in denen sich der Verein in Feuerbach hinter der heutigen Festhalle entwickelte“, sagt der heutige Vorsitzender Thomas Raith.

Die Anlage hinter der Festhalle wird aber schnell zu klein. Es hat zu wenig Auslauf, die Entwässerung ist schlecht, die Umkleide ungenügend, Duschen fehlen ganz. „Unhaltbar“ nennt Geiger die Zustände. 1925 wird deshalb eine neue Tennisanlage auf dem Killesberg neben dem Höhenfreibad gebaut. Bereits 1938 erfolgt der nächste Umzug. Der Grund: Die bisherige Anlage wird als Fläche für die Reichsgartenschau gebraucht. Als Ausgleich baut die Stadt in der Lehmgrube auf einem Ziegeleigelände beim Schützenhaus im Lindental eine Anlage mit sechs Spielfeldern. Dort findet der Verein endlich sein Zuhause. Ein Sprung in die späten 1960er Jahre: Die Jungen lassen es krachen. Der heutige Freie-Wähler-Vorsitzende im Gemeinderat und späterer TV-Vorsitzende Jürgen Zeeb erinnert sich an wilde Partys und Weihnachtsfeiern im Clubhaus. Anfang der 1970er Jahre wird die Anlage erweitert. Doch auch für Sportvereine gilt der alte Wolf-Biermann-Spruch: „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.“ Und Anfang des neuen Jahrtausends ist es Zeit für Veränderungen. Das Projekt 300TTi (300 000-Euro-Tennisverein-Investition) wird aus der Taufe gehoben. Von 2011 an wurde in zwei Bauabschnitten die Anlage auf Vordermann gebracht: „Der letzte Bauabschnitt gilt den Gebäuden – er lässt noch ein wenig auf sich warten“, schreibt der ehemalige Vorsitzende Jochen Heidenwag in der Chronik.

Ausbau des Vereinsheimes steht an

Aktuell steht der Ausbau des Vereinsheimes an. Die Bauphilosophie ist auch hier, in kleinen Schritten vorzugehen: „Das heißt, wir wollen erst, wenn der Verein schuldenfrei ist, die nächste Bauphase in Angriff nehmen. So soll dann in den nächsten Jahren ein komplett neues Dachgeschoß entstehen, in dem Schritt für Schritt Räumlichkeiten entstehen sollen, die vom Verein genutzt werden können“, sagt Raith. Aus den rund 300 000 Euro wird wohl eine Gesamtinvestition von rund einer Million Euro geworden sein. Raith wagt am Ende der Chronik einen Blick in die Glaskugel: „Gott sei Dank gibt es auf dem Dach des neuen Clubhauses eine leistungsfähige Photovoltaik-Anlage mit zwei Stromtankstellen für Vereinsmitglieder“, schreibt er in seiner Kurzgeschichte, die als Zukunftsvision fürs Jahr 2030 gedacht ist. Bis dahin kann er nebenbei während einer Partie Tennis sein auf dem Vereinsgelände geparktes E-Mobil aufladen. Nach dem sportlichen und geselligen Nachmittag mit Freunden fährt Raith rundum zufrieden wieder vom Hof und jubiliert: „Meine Reichweite beträgt nun, dank Nachmittagssonne, 100 Kilometer und das kostenlos. Da freut sich das Schwabenherz.“ Wenn das kein Grund ist, mehr Tennis zu spielen.

Info Am Samstag, 27. Juli, wird es auf der Anlage des TV Feuerbach am Schützenhausweg 14 ab 10.30 ein historisches Mixed-Turnier geben. Die Spielerinnen und Spieler tragen dazu weiße Spielkleidung und spielen mit Holzschlägern. Gespielt werden gemischte Doppel. Das Turnier startet um 11 Uhr. Zuschauer sind herzlich willkommen. Ein ähnliches Turnier fand bereits 2007 anlässlich der 100-Jahr-Feier zur Stadterhebung von Feuerbach statt. Am 23. November wird eine große Jubiläumsparty in der Gaststätte Im schönsten Wiesengrund im Feuerbacher Tal gefeiert.