Rielingshausen goes Scotland: Zum hundertjährigen Bestehen des Turnerbundes hat sich der Marbacher Verein etwas Besonderes einfallen lassen.
„Hörst du das auch? Das klingt doch wie ein Dudelsack“, fragt ein Junge seinen Freund. Die beiden sind unterwegs auf dem Pfad, der durch den angenehm kühlen Abschnitt des Hardtwaldes vom Rielingshausener Wohngebiet Egelsee direkt zum Vereinsgelände der Turnerbund Rielingshausen führt.
Dort haben sich tatsächlich links vor dem großen Festzelt dunkel gekleidete Dudelsackspieler mit ihren ungewöhnlichen schottischen Blasinstrumenten aufgestellt. Ihre klangschöne Darbietung bietet den Zuhörern authentische Volksmusik von der Insel. Die „Backdraft Pipes and Drums“ aus Bönnigheim sind eigentlich der Musikzug der dortigen Freiwilligen Feuerwehr, der aber schon Kurse bei schottischen Profimusikern absolviert hat.
Die vielen Besucher sind sehr angetan von den musikalischen Darbietungen, haben aber auch Mitgefühl für die Instrumentalisten in der traditionellen schottischen Tracht. Die ist viel besser für die kühlen schottischen Highlands geeignet als für einen heißen schwäbischen Sommertag.
Oben herum ist leichte Kleidung Trumpf
Auf der anderen Seite des Platzes geht es weitaus lockerer zu. Nicht nur, dass die Mannen dort für die „Highland Games“ viel dünnere Schottenröcke über strammen Waden tragen. Auch oben herum ist leichte Kleidung Trumpf. Mit der Art der Wettbewerbe und deren Regeln nimmt man es im Vergleich mit dem schottischen Original nicht ganz so genau. „Ein wenig angepasst“ habe man diese, gibt einer der jungen Wertungsrichter beim Baumstämme-Werfen zu Protokoll.
Dies ist eine der fünf Disziplinen, die die Vierer-Teams zu bewältigen haben. Außerdem gilt es noch Gewichte über eine festgelegte Strecke zu tragen. Die Disziplin „Steinstoßen“ muss von den Teams ebenso absolviert werden wie das Fässerrollen oder der Stangen-Slalom, erklärt Klaus Weber vom Verein. „Dabei ist die Stange sehr lang und die Pfähle eng beieinander, deshalb müssen die vier hintereinander die Laufwege sehr genau einplanen.“ Zwei ältere Besucher im Schatten am Festzelt haben da weitaus weniger Verständnis. „Passt auf, dass ihr die Stange nicht abbrecht“, rufen sie einem Team zu, das sich gerade mit hochroten Köpfen durch den Parcours bewegt.
„Die meisten Teams kommen hier aus dem Verein oder aus der näheren Umgebung“, weiß Michael Beck, der die Games organisiert und die Anmeldeliste führt. Den weitesten Weg hatte das „McKrona“ Team aus Laupheim, eine Delegation der Volleyballabteilung des dortigen befreundeten Sportvereins.
Aus Winnenden angereist ist der „FC Eiweißshake“, anders als der Name vermuten lässt, ein Team eines dortigen Sportstudios. Dafür sind die beiden Teams, die den Begriff „MacFit“im Namen tragen, nicht von Fitness-Studios. „Ursprünglich angemeldet waren 20 Teams“, erklärt Michael Beck. Davon treten jetzt 18 mit so lustigen Namen wie „3 Engel für Horst“ oder „Dominic und die sehr starken Männer“ an. Die „Ninja Turtles“ aus Rielingshausen dagegen überzeugen nicht nur durch Kampfgeist, sondern auch durch ihre lustigen T-Shirts. Beck ist glücklich über die vielen Teilnehmer in diesem Jahr. Es seien jetzt die dritten Highland Games nach 2019 und 2021, berichten er und Klaus Weber. Beim letzten Mal seien es nur sieben Teams gewesen. „Da sieht man doch, welch hohen Stellenwert der Freizeitsport hat“, sagt Michael Beck.
Vollbesetztes Festzelt
Indessen ist es im Festzelt immer voller, aber auch wärmer geworden. Die Teams, die den Wettbewerb absolviert haben, brauchen jetzt eine Stärkung. Andere sind der guten selbst gebackenen Kuchen oder der deftigen Speisen vom Grill wegen gekommen. Eine besondere Leckerei sind Erdbeeren frisch vom Feld.
Vollends heiß her geht es am Abend mit der Coverband „Evermind“ aus dem Bottwartal. Die vier jungen singenden Powerfrauen werden unterstützt durch starke Männer am Bass und Schlagzeug.
Am Sonntagnachmittag führt ein bunter Umzug von der Königstraße zum Hardtwald.