Ein langer Weg liegt vor ihr, doch Julia Zimmermann, Polizistin aus Stuttgart, ist optimistisch. Sie läuft den Jakobsweg um krebskranken Kindern aus Stuttgart zu helfen. Nur eine Sache könnte ihr noch einen Strich durch die Rechnung machen.

Sevilla - Tausend Kilometer auf zwei Beinen: Ein ambitioniertes Ziel, das sich Julia Zimmermann aus Stuttgart gleich zu Jahresanfang vorgenommen hat. Aber in ihrem Fall ist der Weg das Ziel, denn die 29-Jährige läuft nicht etwa aus religiösen Gründen, sondern für einen guten Zweck. Auf dem Jakobsweg möchte sie innerhalb von sieben Wochen von Sevilla nach Santiago de Compostela pilgern und dabei mindestens 25 000 Euro für Kinder sammeln, die den Weg selbst nicht gehen könnten.

 

Vom Kinosessel nach Santiago de Compostela

Ihr Vorhaben hat Zimmermann mehr als ein Jahr lang geplant. Dann hat sich die Polizeihauptmeisterin aus Stuttgart ihren Jahresurlaub genommen und das Projekt „You Can Help“ ins Leben gerufen. Ein Kinofilm hat sie inspiriert: „Gemeinsam mit meiner Oma habe ich an Weihnachten 2017 den Film ‚Dieses bescheuerte Herz’ gesehen“, sagt Zimmermann, „da ist mir klar geworden, dass ich für krebskranke Kinder laufen möchte.“ Etwa ein Jahr später, am 6. Januar 2019, begann sie ihren Weg in Sevilla. Im Internet auf www.youcanhelp.de können ihre Unterstützer seitdem verfolgen, wo sie ist. Projektpartnerin Theres Günther hat die Betreuung des Internetauftritts übernommen.

„Jeder kann helfen“ sagt Julia Zimmermann

Auf der Webseite und auf Facebook postet Zimmermann jeden Tag, wie weit sie und ihre Begleiter gekommen sind, und hofft auf weitere Geldgeber, die für 25 Euro eine Patenschaft für einen Kilometer übernehmen. Bei einem Weg von 1000 Kilometern ergibt sich das Spendenziel der Stuttgarterin. 25 000 Euro möchte sie in sieben Wochen gesammelt haben. Zu Anfang ihrer Reise hat sie schon etwa die Hälfte zusammen. „Die Summe hat jetzt schon meine Erwartungen übertroffen, aber ich bin für jeden Euro dankbar“, sagt sie. Die Polizistin hofft, dass sich noch einige Firmen beteiligen, die gleich mehrere Kilometer übernehmen. „Oder Elyas M’Barek, der Hauptdarsteller aus ‚Dieses bescheuerte Herz‘“, sagt Zimmermann und lacht ins Telefon.

Alternative Therapien für krebskranke Kinder

An welche Projekte das gespendete Geld gehen soll, steht bereits seit mehreren Monaten fest. Gemeinsam mit dem Stuttgarter Förderkreis für krebskranke Kinder möchte die 29-Jährige alternative Behandlungsmethoden unterstützen, die den Kleinen helfen sollen. Besonders berührt hat sie die Geschichte von Vivi aus der Region Stuttgart. Die Zehnjährige ist an einer seltenen Form der Leukämie erkrankt und fiel nach einer toxischen Reaktion ins Koma. Nach dem Überlebenskampf hilft Vivi eine Delfintherapie in der Türkei. Seitdem macht sie große geistige und motorische Fortschritte. Ein Teil des Geldes soll das Mädchen unterstützen.

Weitere Spenden sollen an die Theatertherapie im Olgahospital gehen. Die Therapie wird als kreativer Prozess verstanden, bei dem neue Zugänge zu vorhandenen Ressourcen gesucht werden. Leider wird die Herangehensweise bisher nicht von den Krankenkassen übernommen. Mit ihren Spenden möchte Zimmermann trotzdem zusätzliche Therapiestunden ermöglichen.

Doch nicht nur die Kinder selbst, sondern auch deren Familien sollen unterstützt und entlastet werden. Ein weiteres Drittel des Geldes spendet die Polizistin deshalb an das Blaue Haus. Die Villa in der Nähe des Olgahospitals beherbergt seit 2011 Familien, deren Kinder behandelt werden. Der Aufenthalt im Blauen Haus wird weitgehend durch Spenden finanziert, so können sich die Familien voll und ganz auf die Behandlung ihrer Kinder konzentrieren. „Mit unserer Unterstützung möchten wir noch vielen Familien die Möglichkeit nach Geborgenheit in einer doch so schweren Zeit bieten“, sagt Zimmermann.

Schritte, die Leben verändern

Doch bis sie das Geld zusammen hat, liegt ein weiter Weg vor ihr. „Das wird eine Herausforderung, aber ich sehe keine Schwierigkeiten“, sagt die Polizistin. Sie freue sich auf die Natur und darauf, viele Menschen kennenzulernen. Nur das Wetter könnte ihr einen Strich durch die Rechnung machen. „Das Wetter im Januar ist unvorhersehbar“, sagt Jules, wie sie von Freunden genannt wird, am Telefon. Außerdem sei eine Heizung in den Unterkünften nicht selbstverständlich. „Die Nacht war ganz schön frisch“ schreibt sie an ihrem ersten Morgen in Spanien auf ihrer Facebookseite.

Kein Wunder, dass die 29-Jährige sich schon jetzt auf eine warme Dusche und ihr eigenes Bett freut. Am wichtigsten sei ihr allerdings, dass sie gesund nach Hause kommt und gesund bleibt. Und dass ihre Schritte die Leben der Kinder verändern, für die sie sie geht.