Mit 1001 Bäumen wollte der Bürgermeister Ulrich Bahmer die Stadt grüner machen – versprach er 2009. Das Ziel zu erreichen wird zunehmend schwerer. Er ist dennoch guten Mutes.
Ditzingen - Ob Sindbad, Aladin oder Ali Baba: Die „Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht“ sind ein Klassiker der Weltliteratur. Seit Generationen verzaubern sie die Menschen und entführen sie in eine märchenhafte Welt. Ob der Ditzinger Bürgermeister Ulrich Bahmer sie im Sinn hatte, als er ein 1001-Bäume-Programm in sein Wahlprogramm aufnahm? In seiner Bewerbungsrede vor seiner ersten Wiederwahl im Jahr 2009 jedenfalls kündigte er im Gemeinderat an, binnen fünf Jahren 1001 Bäume im Stadtgebiet pflanzen zu wollen. Und? Bis Ende 2018 seien insgesamt rund 770 Bäume gepflanzt worden, teilte die Stadtverwaltung vor wenigen Wochen im Gemeinderat mit.
Allein wegen seiner zauberhaften Ankündigung wählte der Gemeinderat den Christdemokraten nicht, Bahmer saß schon damals fest im Sattel, weil er ein ebenso gutes Verhältnis zum Rat wie auch zum SPD-nahen Oberbürgermeister Makurath pflegt. Doch dem Gemeinderat gefiel eben auch die Idee, die Stadt etwa mittels einheimischer Rosskastanie, Linde, Walnuss, Spitz- und Bergahorn grüner zu machen, das Wohnumfeld für die Ditzinger attraktiver zu gestalten, einen Lebensraum für Tiere zu schaffen und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Zumal der Landkreis Ludwigsburg landesweit als der waldärmste Landkreis gilt. Und vielleicht, so war die Überlegung, würde sich ja der eine oder andere Ditzinger von der Idee anstecken lassen und selbst auf seinem Grundstück einen Baum pflanzen.
Unangefochten im Amt bestätigt
Dass Bahmer, der 2009 wie auch 2017 unangefochten im Amt bestätigt wurde, seine Ankündigung nicht umsetzte, hat nicht er zu verschulden. Der Gemeinderat muss schließlich das Geld dafür genehmigen – zuletzt immerhin 15 000 Euro. Die Verwaltung muss neue Standorte erarbeiten und der Bauhof muss pflanzen. Dass seither immer alle Beteiligten seine Idee mittrugen, weiß Bahmer wohl zu schätzen. Doch in diesem Jahr stößt der gute Wille aller Beteiligten erstmals an Grenzen. Im Ditzinger Innenbereich seien neue Standorte im Wesentlichen ausgereizt, teilt die Stadt mit. Im Außenbereich wiederum könnten nicht mehr viele Bäume gesetzt werden, ohne dafür zuvor Boden erworben oder aber Fläche entsiegelt zu haben. Sowohl für das eine, als auch das andere müssen die Stadträte im Zweifelsfall richtig viel Geld genehmigen. Denn dort, wo ohnehin gepflanzt werden muss, komme das 1001 Bäume-Programm nicht zum Zug, stellt der Bürgermeister Ulrich Bahmer klar. Für Ausgleichsmaßnahmen, die von Gesetz wegen bei jedem Bauprojekt verpflichtend sind, soll also kein Baum gepflanzt werden, der seine Statistik aufwertet. Und auf einer grünen Wiese irgendwo am Rand eines Ackers sei aus Sicht der Landwirte auch kein guter Platz, weiß der Bürgermeister. Denn ein Baum verschattet die Anbaufläche. Das wolle man vermeiden.
Zielvorgabe noch nicht erreicht
Bahmer setzt weiterhin auf das Miteinander, auch wenn er sich damit weiter von seinem Ziel entfernt. Die ursprüngliche Fünfjahresfrist ist ohnehin längst verstrichen. Die Zahl 1001 sei eine Zielvorgabe gewesen, sagt Bahmer, weil man immer eine Zielvorgabe benötige. Märchenhaft sei die Zahl deshalb nicht, macht er zugleich klar. Seine Amtszeit dauert noch bis 2025.