Marco Reus sichert mit seinem spätem Treffer den Verbleib von Gladbach in der Königsklasse.

Bochum - Jungstar Marco Reus hat Borussia Mönchengladbach das Horrorszenario 2. Liga erspart und im Nachsitzen den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga gesichert. Mit seinem späten Treffer rettete der designierte Nationalspieler dem Club vom Niederrhein am Mittwochabend ein 1:1 (0:1) im Relegations-Rückspiel beim Zweitliga-Dritten VfL Bochum. Das Remis reichte, weil Gladbach die erste Partie mit 1:0 für sich entschieden hatte.

 

Die von vielen schon vor Monaten abgeschriebenen „Fohlen“ verhinderten damit ihren dritten Bundesliga-Abstieg nach 1999 und 2007. „Wir haben nach einer Saison mit vielen Tiefen am Ende noch Großes geschafft“, meinte Sportdirektor Max Eberl, während die Gladbacher Spieler den Klassenverbleib mit ihren Fans so ausgelassen wie eine Meisterschaft feierten. „Das, was wir in dieser Saison erlebt haben, war extrem in allen Belangen. Die Fans haben das Recht, jetzt zu feiern.“ Trainer Lucien Favre lobte seine Mannschaft für die nicht mehr für möglich gehaltene Wende im Abstiegskrimi: „Die haben sehr schnell verstanden, was ich wollte“, sagte der Schweizer. Torschütze Reus, der mit Muskelbeschwerden angeschlagen ins Spiel ging, sagte: „Ich wollte auf die Zähne beißen und unbedingt spielen. Das war's wert.“

Havard bringt die Bochumer mit Eigentor in Führung

Gladbachs Havard Nordtveit (24.) brachte Bochum per Eigentor in Führung, Reus (72.) traf nach schwacher erster Hälfte zum 1:1. Erst nach gut einer Stunde schien Favres Elf die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und erwachte aus der Lethargie. Der sportliche Erfolg könnte nun auch für etwas Ruhe in der Chefetage sorgen: Eine Oppositionsgruppe um Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg will an diesem Sonntag bei der Jahreshauptversammlung mit Hilfe von Satzungsänderungen Macht im Verein gewinnen - offen, ob das gelingt. Die jetzige Führungscrew um Eberl stellt sich dem entgegen: „Es geht um elementare Dinge.“ Der VfL um Trainer Friedhelm Funkel verpasste hingegen den siebten Bundesliga-Aufstieg nach 1971, 1994, 1996, 2000, 2002 und 2006. „Die glücklichere Mannschaft ist in der Bundesliga geblieben. Wir waren über 180 Minuten ein gleichwertiger Gegner“, sagte er. Dabei hatte der aufstiegserfahrene Coach mit einer unkonventionellen Maßnahme vor dem Spiel noch einmal alles versucht: Er zeigte seinen Spielern ein Video des Gladbacher Hinspieltores, als Igor de Camargo 15 Sekunden nach Ende der regulären Nachspielzeit getroffen und die Ruhrpottgemüter erhitzt hatte. Ob der unglücklichen Pleite startete der einstige UEFA-Cup-Teilnehmer wütend und voller Tatendrang.

Die "Fohlen" zeigen zunächst wenig Einsatz

Und die abwartenden Gladbacher? Hatten anfangs kaum etwas dagegenzusetzen. Lauf- und Einsatzbereitschaft erzürnten auch Trainer Favre. Der konnte an seinem 100. Tag in Gladbacher Diensten zwar auf Reus zurückgreifen, sah seine Elf aber auch mit dem flinken Offensivmann zunächst immer wieder in Bedrängnis. Schon nach drei Minuten verlängerte Marcel Maltritz im mit 28.650 Besuchern ausverkauften Rewirpower-Stadion eine Ecke an die Latte des „Fohlen“-Gehäuses - der starke Borussen-Torwart Marc-André ter Stegen wäre geschlagen gewesen.

Etwas später war das der Fall: Der bissige Mirkan Aydin setzte sich an der Strafraumkante stark durch, passte auf den durchgestoßenen VfL-Kapitän Christoph Dabrowski, und dessen flache Hereingabe bugsierte Nordtveit unglücklich ins eigene Tor. Die Borussia schien ihren Vorteil durch den Hinspielsieg leichtfertig zu verzocken, kam bis zur Pause zu keiner nennenswerten Gelegenheit. Erst danach machte die Elf vom Niederrhein, nach dem Trainerwechsel zu Lucien Favre immerhin noch vom Tabellenende auf Rang 16 geklettert, mobil. Nach einer schönen Kombination bedient Hinspieltorschütze de Camargo den davonstürmenden 22-jährigen Reus, der VfL-Torwart Andreas Luthe aus kurzer Distanz keine Chance ließ. Ein goldener Treffer, der Gladbach in der Liga hielt.