Die junge Judoka Lisa Lindau pendelt zwischen zwei Sportarten – im Kampfsport traut ihr Trainer Roman Baur eine große Karriere zu. Sie muss sich entscheiden.
Lisa Lindau hat es geschafft. Die 13-jährige Judoka, die seit sieben Jahren in der Leonberger Judoschule von Roman Baur trainiert, ist baden-württembergische Meisterin. Nach mehreren ersten und zweiten Plätzen auf international besetzten Turnieren in Deutschland und der Schweiz in der Altersklasse U 13 ist sie nun in der U15 – dort ist ihr in Besigheim der große Wurf gelungen. Vier Kämpfe musste die Athletin, die den grünen Judogurt führt, bestreiten, alle vier konnte sie dabei vorzeitig, also vor Ablauf der für den Kampf angesetzten drei Minuten für sich entscheiden.
Die württembergische Kaderathletin beschreibt ihren Siegeszug, der mit einem Sieg über die Offenburgerin Sophia Lehmann startete. Lindau verrät, dass sie die Kontrahentin aus dem badischen Verband zuvor nicht kannte, dennoch konnte sie mit einem Haltegriff in die nächste Runde einziehen. Die Reutlingerin Theresa Sauter war ihr von württembergischen Lehrgängen bekannt, laut Lindau sei sie eine sehr gute Gegnerin.
Mit dem Schulterwurf Ippon-seio-nage, den Lindau als Lieblingswurf bezeichnet, konnte sie das Duell für sich entscheiden. In Luise Ahrens schaltete die Leonbergerin per Fußwurf eine weitere Offenburgerin aus, bevor sie sich im finalen Kampf mit einem Haltegriff gegen Lotte Fischer aus Backnang durchsetzte. Auf dem Weg zum Titelgewinn unterstützte sie Trainer Roman Baur, der die Gegner genau analysiere und ihr gut erkläre, wie diese am besten zu besiegen seien, erzählt Lisa Lindau.
Ganze Familie ist Judo-begeistert
Als Nächstes strebt sie das bundesoffene Turnier an, vergleichbar mit einer deutschen Meisterschaft der U 15. Allzu festlegen will sie sich für weitere Ziele noch nicht. „Ich versuche einfach, so gut wie möglich zu werden und dann kommen die Erfolge von selbst. Aber ich versuche natürlich, so viele Turniere wie möglich mitzunehmen und so gut wie möglich abzuschneiden, auch international“, erzählt sie.
Ihre Familie ist ebenfalls Judo-begeistert, ihre jüngere Schwester trainiert ebenfalls in der Leonberger Judoschule, auch ihr Vater, der früher die fernöstliche Kampfsportart praktiziert hat, fängt nun wieder damit an. Trainer Roman Baur, seit 50 Jahren selbst Judoka und seit 20 Jahren Betreiber der Judoschule in Leonberg, lobt neben den koordinativen Fähigkeiten seiner Schülerin vor allem ihren Ehrgeiz und ihre schnelle Auffassungsgabe. „Mit elf Jahren hat sie bereits einen zweiten Platz unter 15-Jährigen geholt“, verrät ihr Trainer.
Fußball und Judo – eine gute Kombi
Neben Judo spielt Lindau auch aktiv Fußball, ihr Judolehrer meint dazu: „Es ist eine Top-Kombination, die zwei Sportarten passen gut zusammen, aber man muss sich entscheiden. Jetzt in der U 15 muss man überlegen, was man richtig macht. Sie trainiert nicht so oft, wie ich es gern hätte.“ Da Judo eine komplexe Sportart sei, müsse seine Schülerin anfangen, die Grundlagen für ihren späteren Weg zu legen. Bei richtigem Fokus könne sie es weit bringen, prognostiziert der Großmeister, der selbst den vierthöchsten Lehrergrad des Judos führt.
„Wenn sie sagt, sie macht jetzt fünfmal die Woche Judo und beschreitet den Weg von der Profikarriere, kann es ganz nach oben gehen“, sagt Baur. Er hält Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften für möglich und schließt an: „Wenn sie es richtig macht, dann wird sie besser als Coco.“
Trainer Baur sieht viel Potenzial
Große Worte des erfahrenen Lehrers, dessen Tochter Coco Baur bereits deutsche Meisterschaften und internationale Wettkämpfe bestritt. Sie zeigen, wie viel Potenzial Baur senior in Lisa Lindau sieht. In ihrer Altersklasse habe die Judoschule über die Corona-Jahre viele Kinder verloren. Baur wirbt daher für seinen Sport. „Du verlierst, du stehst wieder auf, so wie im Leben auch“, beschreibt er die Grundhaltung des Judo.
Man könne sich nicht in der Mannschaft verstecken, sondern müsse selbstverantwortlich sein. Trotzdem sei Judo ein sehr respektvoller und von starken Werten getragener Sport, erklärt Baur. Den Umgang unter Judokas beschreibt er als „angenehme Rivalität.“ Allen, die mental stärker werden und sich wehren lernen möchten, empfiehlt der Großmeister: „Dann kommst du zu mir.“