Ein Verbot macht erfinderisch: Weil er sein Longboard nicht mit ins Klassenzimmer nehmen durfte, hat Benjamin Fischer eine Vorrichtung ausgetüftelt, mit der solche Sportgeräte angeschlossen werden können. Bislang war das nämlich kaum möglich.

Remshalden - Im Nachhinein kann Benjamin Fischer der Ernst-Heinkel-Realschule dankbar sein. „Uns wurde verboten, unsere Longboards in die Klassenzimmer mitzunehmen. Wir sollten sie draußen stehen lassen“, sagt Benjamin Fischer, der die Ansage schon nachvollziehen kann: „Manche sind mit den Boards im Gebäude herumgefahren.“ Trotzdem ärgerte sich der 13-Jährige über das Verbot. Denn anders als ein Fahrrad lässt sich so ein Longboard nicht ohne Weiteres abschließen. Und einfach so vor der Tür stehen lassen wollte er sein Gefährt auch nicht. „Ein gutes Board fängt bei etwa 130 Euro an“, erläutert er, der auf die Suche nach einem geeigneten Schloss ging – und nichts fand.

 

Deswegen nutzte der Realschüler die Sommerferien dazu, selbst eine Vorrichtung zu entwerfen. „Meine grobe Zeichnung hat ein Bekannter, der Konstruktionsingenieur ist, verfeinert. Und eine Blechgießerei in Remshalden hat einen ersten Schub von 50 Stück produziert.“ Das sollte für den Anfang reichen: „Ich habe das mit meinem Taschengeld finanziert.“

Die Vorrichtung wird mit den vorhandenen Schrauben befestigt

Seine Vorrichtung ist eigentlich nur eine gebogene Scheibe mit vier Bohrungen für die Schrauben und einer größeren Öffnung, durch die fast jedes normale Fahrradschloss gezogen werden kann. „Mir war natürlich wichtig, dass es beim Fahren nicht stört und dass es möglichst einfach montiert werden kann“, erzählt Fischer, der seit drei Jahren Longboardfan ist. Deswegen war die richtige Stelle schnell gefunden: Die Metallscheibe wird im Achsenbereich befestigt. Benutzt werden dazu die Schrauben, die bereits angebracht sind, um Achse und Brett miteinander zu verbinden.

Montiert ist die Vorrichtung also in wenigen Minuten. Und den Praxistest hat das Schloss auch bestanden: „Ich bin schon eine Weile damit unterwegs, und es passiert nichts. Auch wenn man mal eine Bordsteinkante hinunterfährt oder so.“ Praktisch sei das Schloss nicht nur im Schulalltag: „So ein Board wiegt ein paar Kilo. Deshalb ist es auch beim Einkaufen gut, wenn man es nicht mit sich rumschleppen muss.“

Der Traum von der eigenen Firma ist erfüllt

Mit seinem Longboard-Lock konnte sich der Achtklässler auch noch einen anderen Traum erfüllen: „Ich wollte schon immer gerne eine eigene Firma haben. Und jetzt hatte ich eine passende Idee.“ Allerdings bedauert es Benjamin Fischer sehr, dass er als Minderjähriger das Unternehmen nicht selbst führen darf. Deswegen hat er sich Jennifer Horn, eine Bekannte, die beruflich technische Betriebsanleitungen schreibt, als Verstärkung an seine Seite geholt. Sie war zunächst etwas skeptisch. „Aber als ich den Prototypen gesehen habe, bin ich gleich mit eingestiegen“, sagt sie. Horn hat den jungen Tüftler Benjamin Fischer dann auch bei der Gestaltung der Etiketten unterstützt.

Über Instagram versucht er, auf das Longboard-Schloss aufmerksam zu machen

Mittlerweile hat der Jungunternehmer etwa die Hälfte seiner ersten Marge verkauft. Erhältlich ist das Schloss zum Beispiel in Schorndorf bei Freeride Mountain. „Die waren total begeistert davon, das war natürlich schon toll“, sagt Benjamin Fischer, der gerade auch mit einem Laden in Berlin in Verhandlung ist und zudem über einen Instagram-Account versucht, auf sein Produkt aufmerksam zu machen.

Unterstützt wird er übrigens von der Schule: „Ich durfte in jedem Klassenzimmer einen Flyer aufhängen. Und meine Mitschüler bekommen auch einen speziellen Rabatt“, erzählt er. Er würde sich darüber freuen, wenn es zu einer zweiten Auflage seiner Schlösser kommen würde. „Und weitere Ideen habe ich auch schon, aber jetzt konzentriere ich mich erst mal auf das Longboard-Lock“, sagt der Achtklässler.

Kontakt:Benjamin Fischer kann man per E-Mail an longboardlock [at] gmail.com kontaktieren.