Die Kleinplastik-Schau ist mit dem publikumsnahen Thema „Food“ aktueller denn je – fordert von Besuchern aber viel Denkarbeit.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Fellbach - Mit Sauerteig-Brot und einem Schluck „Triennale-Trollinger“ ist am Samstag die 13. Ausgabe der Fellbacher Kleinplastik-Ausstellung feierlich eröffnet worden. Bei einem Rundgang durch die Alte Kelter machten sich gut 800 geladene Gäste nach dem Festakt ein Bild von der alle drei Jahre stattfindenden Skulpturenschau. Unter dem Titel „Food – Ökologien des Alltags beschäftigen sich gut 40 Künstler bis zum 2. Oktober in Fellbach mit dem Thema Lebensmittel – und mit der weit gefassten Frage, wie die Menschheit mit Natur und Nahrung umgeht.

 

Umgesetzt wird das in der Alten Kelter mit den Mitteln der zeitgenössischen Kunst – was die Ausstellung republikweit zu einer Besonderheit macht. „Wie in einem Brennglas bündeln sich gesellschaftliche, ökologische und moralische Fragen“, brachte es Oberbürgermeister Christoph Palm auf den Punkt. Der Rathauschef sprach von einer „in besonderer Weise politischen Ausstellung“ und sah in der Fellbacher Kunstpolitik „ein Statement für freiheitliches Denken“.

Ins Leben gerufen wird die Skulpturenausstellung vor 36 Jahren

Bei der Eröffnung wies Palm ausdrücklich auf die Entwicklung der Triennale hin. Ins Leben gerufen wurde die Skulpturenausstellung vor 36 Jahren als thematische Werkschau regionaler Künstler, mittlerweile wird kaum noch ein Vertreter aus dem deutschsprachigen Raum präsentiert. Für den Rathauschef weist das auf die wachsende Aufmerksamkeit hin, mit der die Kunstwelt auf die Kleinplastik-Schau reagiert. Die Einladungen an Künstler von Asien bis Südamerika erweitere nicht nur den Horizont, sondern halte das Format auch jung und das Interessse wach. „Die sehr ausgeprägte Internationalität ist auch ein Spiegel für die Dynamik, mit der sich die Welt verändert“, sah Palm sowohl im Triennale-Thema als auch in der Künstlerauswahl ein Zeichen der Globalisierung.

Auch Petra Olschowski, die neue Staatssekretärin im Wissenschaftsministerium und bisher im Triennale-Kuratorium aktiv, sprach von einer „Ausstellung, die den Blick öffnet“. Über Kunst könnten Werte vermittelt werden, die über die Lust auf unbekannte Speisen hinausgehen.

Allerdings befassen sich die wenigsten Triennale-Künstler mit dem Essen selbst, von „Eat-Art“ kann allenfalls bei dem Koch Arpad Dobriban die Rede sein, der in der Alten Kelter eine Dauersuppe auf dem Herd hat und mit den Verfallsstadien von Käse experimentiert. Doch auch bei dem parallel zu den vier Triennale-Installationen mit einer Einzelausstellung in der städtischen Galerie vertretenen Ungarn geht es mehr um Kreisläufe – und die Methoden, mit denen Pflanze und Tier erst zu einem Lebensmittel werden.

Die Themen reichen von Konservierungsfragen bis zum Ressourcenverbrauch

Doch Teilaspekte gibt es viele in der Skulpturenschau – das Spektrum der von den Künstlern aufgearbeiteten Themen reicht von Konservierungsfragen bis zum Ressourcenverbrauch. Auf Besucher kommt in der Alten Kelter reichlich Denkarbeit zu, die ohne den Ausstellungskatalog kaum zu bewerkstelligen ist. Denn mit Skulptur im klassischen Sinn hat nur ein Teil der zumeist eigens für die Triennale entstandenen Arbeiten zu tun, nicht wenige Besucher blieben beim Rundgang durch die spärlich beschilderte Ausstellung etwas ratlos zurück – oder zückten das Smartphone, um online nähere Details über Künstler und Werk zu erfahren.

Selbst Kuratorin Susanne Gaensheimer, Leiterin des Frankfurter Museums für Moderne Kunst, beließ es in ihrer Einführung beim Aspekt der Ökologie. Sie nutzte die Lieblingsfrucht von Tochter Margarete, die auch als Motiv fürs Ausstellungsplakat verwendete Mango, um einen Bogen vom Flugzeugtransport zu aktuellen Wetterkapriolen zu schlagen: „Uns allen muss klar sein, dass unser Ess- und Kaufverhalten ungeheure Konsequenzen hat – und dass wir die Auswirkungen jetzt schon spüren“.

Mit dem Lebensmittel-Thema hat sich die Triennale 2016 ein sehr publikums-nahes Thema gewählt – und ist aktuell wie selten zuvor. Mit Nahrung hat schließlich jeder täglich zu tun. Gleichzeitig stellt „Food“ wohl eine der schwierigsten Ausstellungen in der Geschichte der Fellbacher Kleinplastik-Schau dar. Mit „Kurz mal ins Museum gucken“ ist es in der Alten Kelter in diesem Sommer nicht getan.