Bei dem Unfall wurden gesundheitsgefährdende Gase freigesetzt - sieben Personen in Klinik.

Bretten/Bad Schönborn - Nach einem Chemieunfall in einem Industriegebiet in Bretten (Landkreis Karlsruhe) sind am Dienstagabend rund 130 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Es sei gesundheitsgefährdendes Gas freigesetzt worden, teilte die Polizei in Karlsruhe mit. Das Industriegebiet wurde nach Angaben der Feuerwehr evakuiert, die Anwohner kamen vorübergehend in einer Turnhalle unter. Vier von ihnen sowie drei Feuerwehrleute wurden vorsorglich in Kliniken gebracht, weil sie mutmaßlich mit den ausgetretenen Stoffen in Kontakt gekommen waren.

 

Beim Ansetzen einer Beize sei es zu einer chemischen Reaktion aus Salz- und Salpetersäure gekommen, erklärte die Feuerwehr. Eine Entsorgungsfirma pumpte die Flüssigkeit zunächst in ein Spezialfahrzeug ab, dort erhitzte sich das Gemisch jedoch weiter, bis der Tank unter Druck leckte. Dabei wurden Stickstoffoxide freigesetzt, die auch als nitrose Gase bezeichnet werden. Die örtliche Bevölkerung wurde über Rundfunk- und Lautsprecherdurchsagen vor der Gaswolke gewarnt. Die Bundesstraße 293 wurde gesperrt.

Die Feuerwehr bekämpfte die Dampfwolken mit Wasserwerfern. Gefahrgutexperten konnten den Tank schließlich herunterkühlen und mit Wasser fluten, wodurch das Säuregemisch verdünnt und weitgehend unschädlich gemacht wurde. Das Firmengebäude wurde belüftet. Die mehr als 100 teils unter Vollschutz arbeitenden Einsatzkräfte waren bis nach Mitternacht beschäftigt. Wer den Gefahrenbereich verlassen hatte, wurde dekontaminiert. Nach Angaben der Polizei liegt der Sachschaden nach ersten Schätzungen bei weit mehr als einer halben Million Euro. Um die Reinigung des Firmengeländes sollen sich nun Spezialfirmen kümmern.