Karaoke für alle, die möglichst schlecht singen können: Die durchgeknallte Partyreihe „Sing, du Sau!“ von DJ-Legende Jens Herzberg feiert zu Halloween den 15. Geburtstag mit einer Comeback-Show im Schlesinger Int. in Stuttgart.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Den stärksten Beifall erhalten in aller Regel die, die am peinlichsten sind. Es ist der Mut zu falschen Tönen, der bei der Karaoke-Show „Sing, du Sau!“ vom Publikum belohnt wird. Nur wer danebengrölt, kommt nach oben. Zu Halloween feiert der legendäre DJ Jens Herzberg, der seit 1984 in der Stadt auflegt, erst für umme im Oz, später für Kohle im Maxim an der Olgastraße, im Schlesinger nach zwei Jahren Pause das Comeback eines schrägen Spaßes. Gleichzeitig gilt es, das Glas und die Stimme auf den 15. Geburtstag dieser durchgeknallten Veranstaltungsreihe zu heben.

 

Wie alles angefangen hat, erzählt Herzberg gern: „Als ich 2002 mit ein paar Freunden abends unterwegs war, fanden wir im Ostend einen Club, in dem es ein ,Monsterkaraoke‘ gab. Natürlich hatten wir uns vorgenommen, nicht zu singen. Am Schluss standen wir alle auf der Bühne.“

Aus „Punkkaraoke“ ist „Sing du Sau!“ geworden

Morgens um 5 Uhr fragte er den Frankfurter DJ, ob er nicht mal mit seiner Musik-Maschine in Stuttgart aufschlagen wolle. Ein halbes Jahr später hat es im Schlesinger Int. mit „Punkkaraoke“ geklappt, wie auf den Plakaten damals stand. Der heutige Titel „Sing, du Sau!“ kam erst später hinzu. „Es war 2003 ein Risiko“, erinnert sich Jens Herzberg, „Wirt Tschelle drohte: ,Jongr, wenn des nix wird!‘“ Bereits zum Start drückten sich dann aber 450 Besucher rein.

Zu den Höhepunkten in 15 Jahren Karaoke zählt der DJ jene Nacht, „als wir morgens um fünf den Beat-Club verließen und draußen 30 Zentimeter gefallen waren“. Am meisten blamiert in dieser langen Zeit hat sich laut Herzberg „ein Großmaul, der ,Can’t touch this‘ von MC Hammer rappen wollte, die Texte aber so schnell liefen, dass ihm schwindelig wurde und er bis zum Schluss keinen einzigen Ton rausgebracht hat“. Besonders beliebt seien die Songs „Wonderwall“, „New York New York“ und „Ace of Space“. Seit 2008 macht der Stuttgarter die Veranstaltungen allein, musste damals erst mal alles neu kaufen.

Alles ist erlebt, ob Sinatra, Motorhead oder Killers

Beim Skifahren war ihm der Titel „Sing, du Sau!“ eingefallen, erzählt er: „Wir hörten Hardrock. Einige Mädels schüttelten wild als Headbanger ihre Mähne.“ Der DJ rief ihnen zu: „Bang, du Sau.“ Daraus ist der einprägsame Titel geworden.

Ob Sinatra, Motorhead oder Killers – bei „Sing, du Sau“ herrscht jeder Musikstil, nur keine Langeweile. Manch einer weiß gar nicht, dass ein Entertainer in ihm steckt. Es kann dauern, bis man sich zum Singen durchringt – doch dann gibt’s kein Erbarmen. „Oft sind richtig gute Sänger dabei“, sagt Herzberg. Das Publikum aber liebt die Misstöne. Wer richtig schön falsch singt, ist der Größte einer gnadenlosen Nacht.

„Sing, du Sau!“, die Show zum 15. Geburtstag, 31. Oktober, 21 Uhr, Schlesinger Int., Schlossstraße 28.